Bachls Restaurant der Woche: Chalet Moeller

Da steht einer in bunter Radler-»Panier« auf dem Parkplatz gegenüber und spricht. »Des woa amol der ›Schottenhof‹, jetzt trau i mi nimmer rein.« In der Tat blieb vom schlichten Ausflugslokal mit saurer Wurst und Schnitzelküche nichts übrig. In das Gebäude im Eigentum der Benediktiner wurde groß investiert, der schicke Anbau würde auch am Wörthersee nicht abstinken. Pächter ist der 23-jährige Roman Moeller, er tat sich an renommierten Adresse um und tituliert nun etwas großspurig sein »Chalet« als «den neuen Botschafter der modernen österreichischen Küche«.

Das ist es eher (noch) nicht, eine recht gelungene Neuinterpretation der Wienerwald-Gastronomie aber schon. Man sitzt im dicht beschotterten Garten, der Service überschlägt sich vor Freundlichkeit. Und bringt einen neumodisch benamsten »Beef Tea«, eigentlich eine dichte Consommé mit Tafelspitzravioli. Oder entzückend kleine Lammbratwürstel mit rotem Krautsalat, Schwammerln und Senfcreme. Das zitronenzestige Kalbsrahmgulasch mit Butterahmnockerln und Kräutern dürfte dem konservativen Part der Klientel Freude machen. Experimentierfreudige könnten an der »Krautfleckerl-Interpretation« Interesse zeigen. Doch die dicken XXL-Ravioli mit Speckkrautinhalt und Schinkenschaumreduktion stellen in der dargebotenen Hauptspeisengröße schnell mal den Appetit ab. Wer hier doch lieber beim Backhendlsalat bleibt, muss zur Kenntnis nehmen, dass der nun in »Mandelwasabipanade« daherkommt. Dazu gibt’s eine paar anständige Weine, feine Drinks und Wiener Original vom Fass. Der Radfahrer hat schon Recht: Der »Schottenhof« wurde ziemlich stadtfein aufgemascherlt. Die Preise sind aber dennoch bodennah, »Radler welcome« sozusagen.

BEWERTUNG
Alexander Bachl © Ingo PertramerAlexander Bachl
Essen 42 von 50
Service 16 von 20
Weinkarte 15 von 20
Ambiente 8 von 10
GESAMT 81 von 100
€€

Chalet Moeller
Amunsenstraße 5
1140 Wien
T: +43/(0)1/484 21 63
www.chalet-moeller.at

Von Alexander Bachl
Aus Falstaff 06/2015