Bachls Restaurant der Woche: Amador´s Wirtshaus & Greisslerei
Das Lokal von Juan Amador heißt zwar Wirtshaus, bietet aber große, allerfeinste Küche.
Da hat das Leben die Regie an sich gerissen. Juan Amador, Kind spanischer Einwanderer in Deutschland, schaffte es bis zum Drei-Sterne-Koch, wirtschaftlich nicht immer ganz friktionsfrei.
Und weil seine Frau Wienerin ist, machte Amador in Mannheim alles dicht und kam nach Wien, vorerst mit dem Plan, in der Leopoldstadt einen Gourmettempel aufzusperren. Daraus wurde nichts, ein zufälliger Treff mit Winzer Fritz Wieninger, der auch Regie im Weingut Hajszan-Neumann führt, brachte die vorläufig letzte Wendung. Die dem Gut angeschlossene »Winzerei« mutierte zu »Amador’s Wirtshaus & Greißlerei«, falscher Apostroph inklusive. Gar nicht so wenig ist aus Mannheim mitübersiedelt – rote Rundteppiche, weiße Ledersessel und ein paar von Amadors Signature-Dishes. Nur heißen die zwei Menüs (à € 125,–) hier eher kitschig »Die Zauberflöte« und »Fidelio«. Unausgegoren wirkt »Geeister Gemischter Satz«, ein süßliches Cremeeis mit Haselnussmilch und herben Malbröseln, das den Royal Caviar darauf geschmacklich absaufen lässt.
Grandios dagegen Alpenlachs mit Einlegegurke, Dill, Kren und einer hauchdünnen Tranche geselchter Ochsenzunge – eine witzige Hommage an das gemeine Wiener Heurigenfutter. Große Küche: Kaisergranat und Kalbskopf mit Spargel und Sauce Gribiche. Noch größer: Mieral Taube in Bröselkruste mit Mango, Kokos und Purple Curry – man merkt die in Deutschland ausgereifte Rezeptur. Derzeit sind tausend Positionen auf der von Wieninger bestückten und gescheit gepreisten Weinkarte gelistet, allerlei Bordeaux aus Privatkellern kommen alsbald.
Kaum wer fragt nicht, wieso das ein Wirtshaus sein soll. Sei’s drum, Wien hat – ungewöhnlich dezentral – ein recht aufregendes (Pardon!) »fine dining« mehr.
AMADOR´S WIRTSHAUS & GREISSLEREI
Grinzinger Straße 86
1190 Wien
T: +43 660 90 70 500
www.amadors-wirtshaus.com