Aufgetischt: Zweiter Frühling für die Wachauerstube

Gerald Diemt hat ein Wirtshaus-Juwel übernommen und ist klug genug, es zu bewahren.

Sie sind rar, aber es gibt sie: Echte Wirtshaus-Klassiker mit Geschichte und Patina. Die Wachauerstube im Herzen von Loiben ist ein solcher, daran ändert auch die Neuübernahme nichts. Gerald Diemt, zuletzt Restaurantleiter im »Novelli« und im »Limes«, hat die Wachauer Stube behutsam renoviert und am vergangenen Wochenende wieder eröffnet. Am gemütlichen Charakter des traditionellen Gasthauses im Ortskern von Unterloiben hat sich nichts verändert, sogar der Name wird beibehalten. Für die Küche konnte Diemt Christoph Blaha gewinnen, der einst bei Heinz Hanner gelernt hat und nach einigen internationalen Engagements wieder in Österreich gelandet ist. Zuletzt war er Küchenchef im Florianhof in Weißenkirchen.

Gulasch, Schweinsbraten, Grammelknödel...
Die Karte ist erfrischend bodenständig gestaltet und bietet für Wanderer und Spaziergänger einfache Kost wie Eierspeis, Gulasch, Grammelknödel, Würstel oder Aufstrichbrote. Die Rindssuppe (3,60 Euro mit Kaspressknödel) ist gehaltvoll und authentisch, das Wiener Schnitzel (vom Schwein, mit Petersielerdäpfel um 11 Euro) ist anständig gemacht. Der Schweinsbraten mit Kraut und Knödel (11,70 Euro) ist einfach großartig. Aber auch für anspruchsvollere Gäste wird viel geboten, was man als gehobene Wirtshausküche bezeichnen könnte. Das Beef Tartare (kleine Portion um 8,50 Euro) ist fein komponiert und mit einem weichen Ei innovativ angerichtet. Die Höllerschmid-Lammstelze mit Ratatouille und Bärlauchknödel (14,80 Euro) ist ein Traum. Der Weintraubenstrudel mit Süßwein-Schaum (4,80 Euro) ist etwas mehlig geraten, aber das weiße und dunkle Schokomousse (5,80 Euro) ist wieder ausgezeichnet.

Große Weinauswahl
Gerald Diemt ist ein Wirt, der scheinbar alle Gastgeber-Tugenden in sich vereint und darüberhinaus auch ein erfahrener Sommelier. Unter anderem hat er vier Jahre lang als Head-Sommelier im »Cliffton House« in England gearbeitet. »Haus- und Hof-Winzer« ist der unmittelbare Nachbar Martin Mittelbach vom Tegernseerhof. Darüberhinaus gibt es eine reiche Auswahl an Wachauer Weinen, sogar mit dem einen oder anderen gereifteren Jahrgang. Welche Wertschätzung Diemt in der Wachau entgegen gebracht wird, konnte man an den Gästen der ersten Stunde sehen: Die Familien Knoll, Hirtzberger, Mittelbach und Alzinger ließen es sich nicht nehmen, der Wachauerstube zur Eröffnung einen Besuch abzustatten. Dem Vernehmen nach werden sie ebenso wieder kommen, wie die Falstaff-Tester. Vielleicht auf ein Wachauer Mostbratl, das jeden Samstag angeboten wird?

von Bernhard Degen

www.wachauerstube.at

Bernhard Degen
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