Aufgetischt: Noch einiges zu tun im »Steakviertel«

Kleine Anlaufschwierigkeiten im ersten Steak-Restaurant am Naschmarkt.

Nach dem »Fischviertel« hat der erst 21-jährige Gastronom Eli Chassidov nun sein zweites Restaurant am Naschmarkt eröffnet. Schräg gegenüber hat das Fischrestaurant nun ein fleischliches Pendant bekommen, das »Steakviertel«. Das Familien-Unternehmen, das auch mit Fisch handelt, hat viel Erfahrung mit Produkten aus Meer, See und Fluss und Chassidov will sich selbstbewusst mit den besten in Wien messen. Beim Fleisch allerdings muss er sich noch seine Sporen verdienen und kann noch ein wenig von etablierten Mitbewerbern lernen.

Die Karte bietet im Kern wenig Überraschungen und demonstriert bei den »Surf and Turf«-Gerichten die Nähe zum gegenüber liegenden »Fischviertel«. Vorweg bestellten wir ein gutes Beef Tartare, das handgeschnitten und fertig mariniert serviert wurde. Danach probierten wir zwei klassische Steak-Gerichte, ein Filetsteak sowie ein Rib-Eye-Steak. Ersteres wurde mit gebratenem Gemüse und kleinen Braterdäpfeln serviert, der Koch erfüllte den Wunsch nach medium-rare aber nicht ganz. Das Steak war leider schon ziemlich durchgebraten und geriet dadurch etwas trocken. Das »medium« bestellte Rib-Eye-Steak war etwas dünn und wurde leider »well-done« serviert. Kann passieren, aber da muss der Koch noch an der Präzision arbeiten. Damit konfrontiert agierte der junge Patron hochprofessionell und bot Ersatzportionen an.

Das neue Restaurant befindet sich auf der Höhe des Theaters an der Wien © Steakviertel

Das Fleisch stammt von einem österreichischen Fleisch- und Wurst-Großhändler, die genauen Herkünfte seiner Produkte konnte Chassidov zwar nicht nennen, aber immerhin auf Österreich, Argentinien und Chile eingrenzen. Die Qualität ist solide, ohne dass sie uns zu Begeisterungsstürmen hingerissen hätte. Die dazu gereichten Saucen waren brav aber auch nicht weiter aufregend. Das Service agierte freundlich und aufmerksam, kann aber noch etwas an Souveränität gewinnen. Die Mankos konnte der charismatische Jungunternehmer durch sein gewinnendes Wesen fast wieder wettmachen. Einem derart freundlichen und engagierten Wirt entschuldigt man kleine Anlaufschwierigkeiten gern.

Das Preisniveau der Speisen (26 Euro für das Filetsteak) liegt im Moment noch etwas über dem qualitativen Level. Das Weinangebot hingegen ist fair kalkuliert und eine anspruchsvolle Weinkarte ist gerade im Entstehen. Um mit den besten Steakrestaurants Österreichs mithalten zu können, müssen Chassidov und sein Team noch hart arbeiten, aber mit dem gezeigten Engagement ist er auf einem guten Weg und könnte mittelfristig dort sein, wo er mit dem »Fischviertel« schon ist. Umtriebig wie Chassidov ist, hat er aber schon ein weiteres Naschmarkt-Projekt im Hinterkopf, Genaueres wollte er aber noch nicht verraten.

www.fischviertel.at

von Bernhard Degen

Bernhard Degen
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