Aufgetischt: Griechischer Freistil im »Ella's«

Vorarlberger Interpretation von Saganaki, Lammkeule und Co.

Lefteris Dermitzakis (Bild unten) führt seit Jahrzehnten das wohl bekannteste griechische Restaurant Österreichs: Das »Orpheus«, das sich ob seiner Verlässlichkeit zu einer echten Institution entwickelt hat. Darüberhinaus hat er vor sechs Jahren am Judenplatz aus dem rustikalen »Pantherbräu« ein stylishes mediterranes Restaurant gemacht: das »Ella's«. Nach einem Interregnum mit anderer Führung hat es Dermitzakis nun wieder unter seine Fittiche genommen. Das »Ella's« hat einen der schönsten Gastgärten der Stadt, aber auch das Interieur ist mit seiner schlichten Eleganz wirklich gelungen und ansprechend. Bei der Wiedereröffnung wurde kundgetan, dass es nun weniger allgemein mediterran und mehr griechisch sein soll. Dass trotz dieser Philosophie ein junger Vorarlberger die Küche leitet, mag irritieren, sollte man aber nicht vorschnell verurteilen.

Denn Christoph Nägele kann wirklich griechisch kochen. Wer ein wenig in Griechenland herumgekommen ist weiß, dass würzig, geschmacksintensiv und sättigend gekocht wird. All das bekommt Nägele sehr gut hin. Es ist eine in Österreich populäre, etwas wenig subtile griechische Küche ohne regionale Spezialitäten. Eine Kritiker-Kollegin hat über das »Ella's« angemerkt, dass sich der griechische Charakter vor allem darin äußert, dass fast in jedem Gericht Feta verwendet wird. Darauf hat man am Judenplatz sofort reagiert und den Schafskäse-Einsatz gedrosselt, was den Gerichten durchaus zugute kommt. Die Lachsrillette mit Zitronen-Kerbelvinaigrette und Crème fraîche (7,60 Euro) war brav und stimmig. Die un-griechische Gänseleberterrine war fast zu schwach für das sehr süße Schichtbiskuit, die gegrillte Gänseleber (12,50 Euro) war aber sehr gut.

Das Garnelensaganaki auf Tomatengemüse mit Olivenstücken und Feta (11,50 Euro) war sehr intensiv mit Rosmarin gewürzt, was man aber wohl auch als typisch griechisch auslegen kann. Sehr schöne Harmonien erzielte Nägele mit gegrilltem Oktopus auf Humus und Bohnengemüse (12,90 Euro), Jakobsmuscheln auf Fenchelgemüse und Roten Rüben (12,50 Euro) sowie gratinierten Sardinen mit Artischocken (8,90 Euro). Die mediterrane Fischsuppe (10,50 Euro) ist reichlich mit Edelteilen wie Shrimps und Venusmuscheln bestückt, aber es schwimmen auch Pilze drin. Gut gemacht, hat aber wenig mit einer traditionellen Fischsuppe zu tun.

Nägeles Vater ist Fleischhauer in Feldkirch und da der Apfel oft nicht weit vom Stamm fällt verwundert es wenig, dass der Sohnemann hervorragend mit Fleisch umgehen kann. Die Lammkeule mit griechischem Teigreis, Feta und Okraschoten (17,50 Euro) war großartig und auch das Beef Tartare mit Wachtelei, Haloumi-Pommes, Olivenpesto und Fetacreme war höchster Güte. Das Service war sehr zuvorkommend und die Weinbegleitung wurde stimmig gewählt. Es gibt einige spannende griechische Weine zu entdecken, beispielsweise der Malagouzia Alexandra, es mangelt aber auch nicht an heimischen Weinen.

Vielleicht macht man sich mit Postulaten und versuchten Positionierungen selbst das Leben schwer. Uns hat jedenfalls die »xiberger« Interpretation der griechischen Küche gut gefallen und der Abschluss des Dinners mit einem Vorarlberger Schnaps war insofern wieder sehr stimmig.

»Ella's«
Judenplatz 9-10, A-1010 Wien
T: +43/(0)1/535 15 77
www.ellas.at

Öffnungszeiten: Mo-Sa, 11-24 Uhr

von Bernhard Degen

Bernhard Degen
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