Aufgetischt: Gipfelrestaurant »Ice Q« in Sölden

Lafer-Schüler Harald Rindler bietet eine gefällige Performance mit dem Dessert als Highlight.

Die Luft ist dünn hier oben. Direkt bei der Bergstation des Gaislachkogels prangt das neue »Ice Q« auf 3048 Meter Höhe – ein beeindruckender riesiger Kubus, fast ganz aus Glas. Tagsüber hat man von hier aus einen traumhaften Blick über die verschneiten Tiroler Berge. Wie das Motiv einer Postkarte, nur viel besser. Einmal pro Woche, am Mittwoch, wird auch abends aufgetischt. Dann sieht man durch die Glasfronten aber leider gar nichts mehr. Die vorgelagerte Kante des Hangs versperrt den Blick ins Tal. Man sieht schwarz.

Die extreme Lage bringt eine Reihe von Herausforderungen mit sich. So muss das gesamte Gebäude durch drei hydraulische Stelzen ausgeglichen werden, um den Bodenfrost abzuhalten. Das Wasser siedet hier oben bereits bei 85 Grad Celsius und sogar manch teure Weine präsentieren sich in dieser Höhe nicht in optimaler Verfassung. Durch den geringen Sauerstoff können sie ihr Aroma nicht entfalten. Die Weine auf der Karte mussten (oder durften) daher alle vom Restaurantleiter persönlich durchprobiert werden. Trotz all dieser Schwierigkeiten ließen sich die Besitzer nicht lumpen. Sie investierten 4,5 Millionen Euro in das »Ice Q« und bezahlen jeden Mittwochabend den Betrieb der Bergbahn – denn ausschließlich mit dieser können die Gäste zum Restaurant gelangen. Auch die Zutaten müssen jeden Morgen außerhalb der Betriebszeiten mit der Gondel hoch gebracht werden. All das kostet Unsummen. Rechnen kann sich das »Ice Q« nicht, es ist ein reines Prestigeprojekt.

Herrliches Berg-Panorama / Foto beigestellt
Herrliches Berg-Panorama / Foto beigestellt

Beim »Summit-Dinner« werden die Gäste bereits bei der Mittelstation mit Glühwein und Maroni aufgewärmt. Oben im Restaurant kocht dann Lafer-Schüler Harald Rindler mit seiner siebenköpfigen Mannschaft auf. Es gibt Milchkalb mit Schafsmilchjogurt, Quitte und Estragon. Danach bissfeste Schwarzwurzeln mit Mont d’Or, Bratapfel und schwarzen Trüffeln, sowie Tiroler Laxn mit Grammeln, rotem Rübenfond und Sellerie. Wenig kreativ fällt die Bauernente aus – umrahmt von Rotkraut, Süßkartoffeln und Champagnertrauben. Nicht schlecht, aber eben auch nichts Besonderes. Im Gegensatz dazu ist das Dessert ein Brillant: Der zergangene Vanillekipferlteig sieht in der Schüssel zwar nicht ansprechend aus – mit den Cassisfeigen und dem armen Ritter ist er aber großartig.

www.soelden.com/iceq

von Marlene Auer

Marlene Auer
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