Aufgetischt: Fisch und Trüffel im »Viento«

In Wien gibt es ein neues kroatisches Restaurant, das man sich merken sollte.

Das »Viento« an der Döblinger Hauptstraße im 19. Wiener Gemeindebezirk ist gar nicht so neu, wie es auf den ersten Blick erscheint. Wirklich neu ist eigentlich nur der Standort, denn das originale »Viento« lag an der kroatischen Küste in Baška Voda und war eine Mischung aus Beach Lounge und Restaurant mit 500 Sitzplätzen. Der Pachtvertrag ist nun allerdings ausgelaufen und Betreiber Nino Cuturic hat es wieder in seine Wahlheimat Wien verschlagen, wo er es schon in der Operngasse mit einem Café versucht hatte. Jetzt hat er das Restaurant in Döbling übernommen, wo zuvor Martin Stein auf hohem Niveau, aber offenbar nicht mit nachhaltigem wirtschafltichen Erfolg tätig war. Das Interieur strahlt zwar kaum mediterranes Flair aus, an der bekannten Wohnzimmer-Atmosphäre hat sich abgesehen von der poppigen Bar nicht viel geändert.

Viel Mediterranes gibt es hingegen auf den Tellern: Cuturic hat zwei Köche aus Baška Voda mitgebracht und versucht mit seinen kroatischen Connections möglichst authentische dalmatinische Küche in den Wiener Nobel-Bezirk zu transferieren. Das gelingt ihm auch durchaus gut, wenngleich die üppige Karte auch viele internationale Gerichte enthält. Das Carpaccio vom Seeteufel »gefüllt« mit Lachs und Adria-Garnelen steht beispielhaft für die Küche im »Viento«: Großzügig portioniert, von jedem Dorf ein Hund dabei, dennoch wirklich gute Produktqualität und mit 14,90 Euro durchaus gästefreundlich kalkuliert. Die Tagliatelle mit weißen Trüffeln aus Istrien waren geschmacklich großartig, die Nudeln allerdings ein paar Minuten an »al dente« vorbei. Aber, und das kann man sich merken: HIer kann man Fisch kochen! Beziehungsweise zubereiten. Der Wolfsbarsch war genau am Punkt gebraten, geschmacklich großartig und mit 16,60 Euro eine echte Mezzie.

Tagliatelle mit weißen Trüffeln aus Istrien, Wolfsbarsch mit Mangold © Falstaff/Degen

Auf der Weinkarte finden sich einige verführerische kroatische Tropfen, unter anderen mit den großartigen Winzern Krauthaker und Claj. Für die warme Jahreszeit plant Cuturic einen Schanigarten. Doch der Gastronom steht einem Garten überraschend ambivalent gegenüber: »Hoffentlich krieg ich keine Genehmigung, dann kann ich im August ans Meer fahren.« Wer kann ihm das angesichts des untenstehenden Bildes seiner ehemaligen Beach-Lounge verübeln?

Foto beigestellt

Viento
Döblinger Hauptstraße 59
1190 Wien
T: +34/(0)650/527 20 95
Täglich 12 bis 23 Uhr

(von Bernhard Degen)

Bernhard Degen
Autor
Mehr zum Thema