Aufgetischt: Die City-Lok nimmt Fahrt auf

Anton Rusnak (Fabios, Coburg) kocht jetzt in der Operngasse und hat noch zwei weitere Projekte im Talon.

Eine frische Burrata mit würzigem Tomaten-Chutney - Genuss kann so einfach sein, wenn die Zutaten passen. Die Burrata bekommt Anton Rusnak einmal die Woche frisch aus Apulien (immer am Dienstag - gleich im Kalender eintragen), das Chutney kommt von Paradeiser-Papst Erich Stekovics. Der Gruß aus der Küche macht Lust auf mehr und verrät auch schon etwas von der Handschrift des Koches. Rusnak war zuletzt Souschef im »Fabios« und konnte dort seine Liebe zur Cucina Italiana perfektionieren. Dass er aber auch die hohe Kunst der Wiener Küche beherrscht, bewies der gebürtige Ukrainer als Alleinkoch im Restaurant-Klassiker »Zu ebener Erd' und im ersten Stock«. Nach einem Ausflug nach Hamburg ins »Le Canard Nouveau« zu Ali Güngörmüs landete er 2008 bei Christian Petz im Palais Coburg. 

Die Weine
Die Weinkarte ist überschaubar, aber erfrischend zusammengestellt und kundenfreundlich kalkuliert: Um 24 Euro gibt es beispielsweise den feinen 2010er Urgesteins-Riesling vom Schloss Gobelsburg, um 22 Euro einen Blaufränkisch 2009 von Gager.

Rusnak City-Lok / Foto: beigestellt
Prunkvolle Luster im Kontrast mit rohen Ziegelwänden

Das Essen
In der »City-Lok« fehlt eine klare Ausrichtung, Rusnak beschreibt seine Küche selbst als international mit mediterranem Schwerpunkt. In Wirklichkeit kocht er einfach das, was er gerne macht und was ihm selbst schmeckt. Das ist zwar zumeist italienisch beeinflusst, aber nicht ausschließlich. Sehr brav war das Avocado-Tatar mit Radicchio treviggiano und Jakobsmuscheln. Viel spannender war die weiße Bohnensuppe mit in Parmesan gewälzten frittierten Kapern. Perfekt am Punkt wurde ein Filet vom Seesaibling kredenzt mit sehr aromatischer Rote-Rüben-Creme, Sellerie-Schäumchen und Kartoffelgnocchi. Zart-cremig und frisch-fruchtig das Birnensorbet mit Prosecco.

Rusnak City-Lok / Foto: beigestellt
Der Smoker-Prototyp um 20.000 Euro

Die Lok
Jetzt ist es hoch an der Zeit den eigenwilligen Restaurant-Namen aufzuklären: Das Lokal wird von einer monströsen Lokomotive beherrscht, die erst in Betrieb ihre wahre Bestimmung offenbart. Es handelt sich um einen Prototyp eines US-amerikanischen Smokers, der der erste seiner Art in Europa ist und 20.000 Euro gekostet hat. Rusnak liebt sein Spielzeug und seine Augen leuchten, wenn er die vielfältigen Möglichkeiten des Geräts erklärt - von einer Backfunktion bis zur Kerntemperaturmessung ist damit vieles möglich. Für den Koch bietet der Smoker eine willkommene Gelegenheit auch einmal ins Rampenlicht zu treten und das dezente Räucher-Aroma (von Holzspänen vom Apfel oder Kirschbaum oder von Whiskyfässern) erfüllt die Gaststube und wirkt durchaus appetitanregend. Ebenso zentral wie der Smoker ist folgerichtig auch das fleischliche Angebot, das beispielsweise Hochrippe (46 Euro für zwei Personen) oder Kalbskrone (22 Euro) umfasst. Der Kalbsrücken wird mit Apfelholzspänen auf Schwarzwurzel-Scheiben und frischem Lauch serviert. Der Lokführer beherrscht sein Fahrzeug souverän und man merkt ihm die Freude an, die er dabei hat.

Rusnak City-Lok / Foto: beigestellt
Zentrale Lage in unmittelbarer Nachbarschaft zur Wiener Staatsoper

Kommende Projekte
Rusnaks italophile Leidenschaft kommt auch beim Dessert zu tragen, das sein Patissier aus Neapel gestaltet. Hinter den Kulissen wird schon emsig am nächsten Projekt gearbeitet: Anfang März will Rusnak beim Naschmarkt ein puristisches italienisches Restaurant aufsperren. Seine Fabio-Erfahrungen und seine gute Einstellung zu bedingungsloser Produktqualität lassen einiges erhoffen. Operativ werden zwei Italiener – jener Patissier und ein Fisch-Experte – das Ristorante Ecke Linke Wienzeile/Stiegengasse führen. Ein Name steht noch nicht fest, aber ein Favorit ist derweil »El Angolo« (die Ecke). Und weil zwei Restaurants noch nicht genug sind, soll auch noch ein ganz anderes Konzept umgesetzt werden. Der umtriebige Koch will aus dem Restaurant im Palais Kinsky einen service-orientierten Feinkostladen machen. Man soll dort fertig vorbereitete Zutaten für anspruchsvolles Homecooking bekommen. Alles soll zugeputzt, gewaschen, geschnitten oder paniert sein und der Gastgeber muss es nur noch finalisieren und kann sich mehr um seine Gäste kümmern. Rezepte und praktische Tipps gibt's inklusive. Wer die TV-Köche schon immer um die sofort verwendbaren Zutaten beneidet hat (»Da hab ich schon was vorbereitet...«), darf sich auf Rusnaks drittes Projekt freuen. 

Rusnak City-Lok / Foto: beigestellt
Das überdimensionale Bild (links) bekommt vierteljährlich ein neues Motiv und wird von 1.800 LED-Lampen von hinten beleuchtet

www.city-lok.com

(von Bernhard Degen)

Bernhard Degen
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