Aufgetischt: der Plamenig beim Pressegger See

Manuel Ressi ging nach jahrelaner Tätigkeit als Souschef im Steirereck in seine Heimat zurück.

Latschach im Gailtal ist ein verschlafenes Örtchen, das aus etwa einem Dutzend Häuser, einem Fußballplatz und einem Wirtshaus besteht. In den prosperierenden 70er-Jahren hat man auch hier auf Gulden- und D-Mark-bringende Touristen gesetzt, die am nahe gelegenen Pressegger See ihre Sommerfrische gesucht haben. Von den Fremdenzimmern hat aber kein einziges die Jahrtausendwende überdauert, nur das Wirtshaus – »der Plamenig« – hat Bestand. Es ist ein rustikales Landgasthaus, das hauptsächlich dank treuer Stammgäste und fleißiger Wirte schlecht und recht überlebt hat. Doch jetzt ist etwas passiert. Feinschmecker aus ganz Österreich pilgern zum »Plamenig« und warten in der verrauchten Stube geduldig auf einen freien Platz im Gastraum. Wie kommt das?

»Steirereck« im Gailtal
Für den zweiten Frühling in Latschach ist ein Koch verantwortlich, der am Erfolg des Wiener »Steirerecks« maßgeblich mitgewirkt hat: Manuel Ressi war seit 2005 die rechte Hand von Heinz Reitbauer und kümmerte sich mit einer 30-köpfigen Brigade darum, dass jedes Gericht in höchster Perfektion beim Gast landete. Unglaublich aber wahr, jetzt macht er das beim »Plamenig«, allerdings mit einem Mini-Team. Ressi ist in der Nähe vom Pressegger See aufgewachsen und möchte, dass seine Kinder wie er die landschaftliche Schönheit und den langsamen Lebensstil der Region genießen können. Denn hier, in der Abgeschiedenheit nahe der italienischen Grenze gehen die Uhren tatsächlich langsamer als in den Metropolen. Ressi hat sich mit seinem Jugendfreund Alfred Plamenig zusammengetan und ein Fine Dining-Konzept für das verschlafene Wirtshaus in der Gemeinde Egg bei Hermagor entwickelt. Kärtner Heimatliebe ist es auch zu verdanken, dass Ressi einen weiteren Spitzenkoch an der Seite hat: Souschef Stefan Glantschnig ist schon viel herumgekommen (Interalpen Tyrol, bei Jean Georges Klein, bei Heinz Hanner...), bleibt aber doch lieber im Gailtal.

Ein Paradies!
Von Donnerstag bis Sonntag zaubern Ressi und Glantschnig sagenhaft gute Kreationen auf die Teller. Die Speisekarte ist zweigeteilt, einerseits gibt es traditionelle Gerichte, andererseits Kompositionen, wie man sie aus dem »Steirereck« kennt. Und das noch dazu zu einem Preis, der mit der Kalkulation der Wirtshäuser in den Nachbargemeinden mithalten kann: Das dreigängige Menü kommt auf 19 Euro, das viergängige auf 24! Die Weinauswahl ist noch etwas überschaubar, aber auch hier gibt es Bouteillen unter 20 Euro und nicht über 35. Ein Paradies! Das Ambiente im bodenständig verfliesten Gastraum erinnert uns an Gasthaus-Besuche unserer Kindheit, die Stube bei der Schank wird von Karten spielenden Einheimischen verteidigt, die den regen Besuch zwar kritisch beäugen, aber sehr stolz auf ihren Wirt mit seinem Spitzenkoch sind.

Lammour
Fein geschnitten und mit gutem Eigengeschmack ausgestattet war das Beef Tartar mit Senf-Mayonnaise, Pfeffer und Bruschetta (7,90 Euro). Sensationell war der weiße und grüne Lavanttaler Spargel mit Gailtaler Speck, Paradeisern, Ingwer, gedörrten Marillen und einem vielschichten Potpourri aus Kräutern und Blüten (8,90 Euro, mittlerweile nicht mehr auf der Karte). Beim gegrillten Almochsen gefiel uns neben der zarten Textur die kreative Komposition mit Melanzani, Lauch, fermentierten Bohnen und »Holzkohle«, eine entsprechend aromatisierte Sauce (16,90 Euro). Highlight der Karte ist das unsagbar gute Lamm, das von einem Bauern der nahe gelegenen Poludnig-Alm kommt. Ressi verarbeitet unterschiedliche Teile des Tiers mit verschiedenen Zubereitsungsarten: geschmort und gebraten. Dazu gibt es Polenta, Spritzpaprika, Thymian und Schnittknoblauch. Die Fleischqualität und die Zubereitung sind grandios, ein besseres Lammgericht ist nicht zu bekommen (16,90)! 

Zum Schluss
Der Gailtaler »Troad«-Almkäse wird mit verschiedenen Körnern in einer Holzschale serviert, mit Birnensenf, Williamsbirne, Kletzensaft und Roggenbrot (6,90 Euro). Für Schokoholics gibt es »Milchschokolade kalt, warm und cremig« mit Honig, Mandeln, Banane und geeisten Schokoraspeln (5,90 Euro).

»Der Plamenig« ist zwar etwas abgelegen, aber besser kann man zu diesen Menüpreisen nicht essen. Gerade jetzt im Sommer sind viele in Kärnten auf Urlaub, das Poludnig-Lamm ist jeden Umweg wert! (Unbedingt reservieren).

Der Plamenig
Latschach 1
9624 Egg
T: +43/(0)660/653 10 20

(von Bernhard Degen)

Bernhard Degen
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