Aufgetischt: Bernie Rieder im »Österreicher im MAK«

Österreichische Küche, »nach allen Richtungen offen« – ein Museumsrestaurant mit neuem Koch und spannender Karte.

»Ich bin fertig« – mit diesen Worten empfängt uns Bernie Rieder in seiner neuen Wirkungsstätte, dem »Österreicher im MAK« am Wiener Stubenring. Der Stress der vergangenen Tage, die rasche Umstellung der Karte mit seinem sechsköpfigen Team innerhalb nur einer Nacht, haben ihm zugesetzt. »Ich hab seit zwei Tagen nichts mehr G'scheites gegessen«, sagt er. Aber auch Spaß und positive Spannnung sind dem einst gefeierten Spitzenkoch anzumerken.

Nach seinen Engagements im »Das Turm« und im »Freiraum«, seiner ORF-Serie und einem Intermezzo in der »Kantine 48« im burgenländischen Naturbad Bernstein, einem eigenen Kochbuch sowie seinen kulinarischen Diensten beim Dinner-Zirkus »Cirque Nouvel« war es ruhig um Rieder geworden. Ein eigenes Bier, genauer ein Weißbier, hat er in der Zwischenzeit in Kooperation mit der Rieder Brauerei kreiert. Und das wird nun auch im »Österreicher im MAK« ausgeschenkt.

Gegrilltes und Burger
Das Lokal präsentiert sich charmant, der lauschige Gastgarten ist an schönen Tagen ein Besuchermagnet. Umso mehr, wenn Rieder seinen Plan, dort auch Gegrilltes zu servieren, in die Tat umsetzt. »Ich kann mir auch vorstellen tageweise richtig geile Burger aus bestem Fleisch, alles selbstgemacht, anzubieten«, schildert der 39-Jährige seine Pläne. Zunächst ginge es aber einmal darum, Highlights zu etablieren und herauszufinden, was die Leute anspreche.

Entspannen und genießen im Gastgarten / Foto: Falstaff, TopitschnigEntspannen und genießen im Gastgarten / Foto: Falstaff, Topitschnig

Österreich mal anders
Die Karte gestaltet Rieder »wie mir's einfallt«. Alle sechs bis acht Wochen wechseln die Gerichte, die laut Rieder der »modernen österreichischen Küche« zuschreibt und sich »nach allen Richtungen hin offen« präsentiert.

Als Vorspeise freuen wir uns über eine Rieder'sche Interpretation des klasssichen Schweinsbratens (€ 12,50). Als Dim Sum mit Schweinsbraten-Farce gefüllt und als dünnes Schnittchen mit wunderbar knuspriger Kruste begleitet von Apfelkren und feinem Muskatellerkraut sowie einer asiatisch angehauchten Sauce. Darauf folgt ein Rote-Rüben-Risotto (€ 9,– für die kleine Portion) mit grünem Apfel, gerösteten Pinienkernen und Basilikum – einwandfrei zubereitet und mit feiner Schärfe. Interessant: alle vegetarischen Gerichte gibt es auch wahlweise mit Fisch bzw. Fleisch. So kann man sich das Risotto beispielsweise mit gebackener Blunzn bestellen. Es folgt eine wunderbare Bouillon mit Ei, etwas Muskat-lastigem Erdäpfelschaum und herrlich saftigen gebackenen Knödel mit geschmortem Ochsenschlepp als Fülle (€ 7,80). Die Produkte kämen ausschließlich aus Österreich, versichert Rieder: das Rindfleisch für das Flap-Meat (€ 24,50 pro Person), das mit Petersilien-Knoblauchbutter gratiniert und von einem Erdäpfelgratin begleitet wird kommt beispielsweise vom Höllerschmied. Und das schmeckt man auch. Lediglich der Knoblauch war etwas zu intensiv undüberwog so das aromatische Fleisch. Als süßen Abschluss wird uns eine Schokolademousse-Roulade mit Kirschen (für vergleichsweise zu teure € 9,50) serviert – wunderbar fruchtig, cremig und nicht zu süß.

Stimmiges Gesamtbild
Die Weinkarte ist überschaubar, ausschließlich mit österreichsichen Positionen besetzt und bei den flaschenweisen Angeboten nicht zu hochpreisig kalkuliert. Das Service ist zuvorkommend, aufmerksam und freundlich. Da dürfte vielleicht auch die lockere, unkomplizierte Art des neuen Küchenchefs etwas abgefärbt haben. Wer also Lust auf eine frische, neue österreichische Küche in entspannter Atmosphäre hat, ist bei Bernie Rieder im »Österreicher im MAK« zukünftig an der richtigen Adresse. 

Österreicher im MAK (Stubenring, 1010 Wien) im Falstaff-Restaurantguide

www.oesterreicherimmak.at

(von Marion Topitschnig)

Bernhard Degen
Autor
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