Aufgetischt: »1500 Foodmakers« im 25hours-Hotel

Ein erfrischend anderes Hotelrestaurant in dem man gut und günstig essen kann.

Die Planer des »1500 Foodmakers« im Wiener Design-Hotel 25hours haben sich offenbar zum Ziel gesetzt, sich markant von den gewohnten und in Wien leider meist erfolglosen Hotelrestaurants abzuheben. Mit liebevoller Detailplanung und anspruchsvoller Küche gelingt ihnen das so gut, dass es gar keiner plump-plakativen Claims wie »Fuck it. Eat Pizza!« bedurft hätte. Dass man mit diesem Imperativ begrüßt und in der Speisekarte wie am Besteck stets daran erinnert wird, mag manche irritieren, hier soll es aber ums Essen gehen und nicht ums Marketing.

Die beste Pizza der Stadt?
Im neu adaptierten 70er-Jahre Studentenheim neben dem Volkstheater geht man ambitioniert zur Sache und will die besten Pizzen der Stadt backen. Gleich mal vorweg: Das ist bislang nicht gelungen. Die Pizzen sind aber sichtlich anders als austro-italienisch eingebürgert. Sie werden auf der Karte in »rot«, also klassisch mit Tomatensauce, und »weiß« also nur mit Mozzarella-Basis unterteilt. Blockbuster wie Cardinale oder Capricciosa wird man hier vergeblich suchen, dafür gibt es Pizza mit Frühlingszwiebeln, Burrata und Taggiasca-Oliven oder mit Ziegenfrischkäse, Lauch, Knoblauch und Speck. Die Teigfladen sind eher auf der knusprigen Seite und werden mit Chili- und Knoblauchsauce im Rex-Glas serviert. Wir haben davon auch reichlich Gebrauch gemacht, denn gewürzt wurde ziemlich zurückhaltend.

Fenchel-Salsiccia-Pizza © Falstaff/Degen

California Dreaming
Auch wenn man sich in der Kommunikation nach außen sehr auf die Pizza fokussiert, uns haben die anderen Gerichte besser gefallen. Die Küche des »1500 Foodmakers« (1500 bezieht sich auf die Minuten von 25hours) orientiert sich am erfrischenden kalifornisch-italienischen Stil und produziert hervorragende Salate. Der Spinat-Salat mit gerösteten Pilzen, Orangenfilets und Rosmarin-Citronette war großartig. Auch der Zwiebel war sehr stimmig, aber wenn man so intensiv davon gebraucht macht, sollte man das auf der Karte vermerken, denn nicht jeder mag so viel davon. Köstlich war auch die Burrata Caprese mit frischem Basilikum-Pesto und angetrockneten Cherrytomaten, aber etwas motiviert gesalzen. Auch die Desserts waren sehr gut, es gibt ein sehr feines Salbei-Honig Halbgefrorenes und der Gianduja Brownie mit Schoko-Eis macht Schokoholics glücklich. Der Kaffee danach kommt von Daniel Moser, ein weiterer Pluspunkt.

Große italienische Weinvielfalt
Da weder Service- noch Küchenteam bislang komplett sind, ist das Speisenangebot noch überschaubar, aber durchaus ausreichend. Die Weinkarte hingegen wirkt schon sehr vollständig und beinhaltet eine erfreuliche Vielfalt an italienischen Weinen, die man in Wien sonst kaum bekommt. Die Kalkulation ist für ein Hotelrestaurant durchaus gästefreundlich: Die Spanne bei den Pizzen reicht von 8,50 bis 12 Euro, bei den Pasta-Gerichten von 8 bis 13 Euro und bei den Desserts von 5,50 bis 7,50 Euro. Der Innenarchitekt spielte mit Retro-Elementen der 50er- und 60er-Jahre und kombinierte mit industrial Chic, was durchaus stimmig wurde. Offenbar wurde am Flohmarkt und bei Altwarenhändlern für guten Umsatz gesorgt, aber trotz vieler Details wirkt das Lokal nicht verramscht. Demnächst soll ein Gastgarten eröffnen, wo in einem Airstream Burger gegrillt werden sollen. Das Personal ist übrigens sehr freundlich und bemüht und die Sorge, dass man mit »Fuck off« oder anderen zum Claim passenden Grußformeln verabschiedet wird, war gottseidank unbegründet.

www.25hours-hotels.com

Fotos von den verrücktesten Hotels der Welt

von Bernhard Degen

Bernhard Degen
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