Apuliens Küche im Wiener Procacci

Zwei Gastköche beigeistern in der Tormaresca-Woche bis Ende Oktober.

Mino Zaccaria ist ein italienischer Patron, wie er im Buche steht. Mit Charme und Leidenschaft führt er die beiden Restaurants »Procacci« und »Cantinetta Antinori«. Seit Jahren schwärmt er von der einfach-genialen Küche seiner Heimat Apulien. So war es ihm auch eine Herzensangelegenheit, zwei apulische Köche in sein »Procacci« einzuladen, um auch den Wienern den Geschmack der wenig bekannten Region näherzubringen. Konkret träumte Zaccaria von Tagliolini mit Garnelen und Zucchini auf Tomatencreme, derentwegen er seine apulischen Freunde einfliegen ließ. »Die beiden sind keine Sterne-Köche, aber wer jemals ihre Pasta gegessen hat, ist mit einem Schlag süchtig. Sie kochen die einfache Küche Apuliens mit einer Leidenschaft, die man selten findet und die man im Essen einfach schmeckt.« Die Rede ist von Rocco und Adriano Abbruzzese, den Köchen der Trattoria San Domenico in der Küstenstadt Monopoli.

Ein apulisches Menü
Die beiden bereiteteten am Mittwoch für geladene Gäste - darunter der italienische Botschafter - ein typisch apulisches Menü in sieben Gängen. Schon der Auftakt war mit einem Finissima die branzino (Wolfsbarsch-Carpaccio) con rucola sehr gelungen. Der darauf folgende Merluzzo (Kabeljau) in crosta con pomodorini war zwar optische kein Highlight, aber geschmacklich fantastisch. Ebenso die gratinierten Miesmuscheln, die als Zwischengang serviert wurden. Es folgten pikante Orecchiette alla barese und Zaccarias geliebte Taglioni con gamberi e zucchine. Großartig auch das Filet vom Scorfano (Drachenkopf)! Die Roulade vom Kalbsrücken hingegen fiel etwas trocken aus. Die Weinbegleitung wurde vom Weingut Tormaresca gestellt und war hochqualitativ und geschmacklich perfekt abgestimmt. Hier kam das Beste am Schluss: der süße Kaloro Moscato di Trani DOC 2009.

© Georg Melichar

Tormaresca-Woche
Die Gastköche kamen für die »Tormaresca-Woche« nach Wien, um vor Ort zu kochen und dafür zu sorgen, dass ihre Gerichte genauso schmecken wie zuhause. Gewidmet sind diese Tage aber vor allem auch Tormaresca, der Dachmarke der apulischen Weingüter Maime und Bocca di Lupo der Familie Antinori. Sie sind international sehr gut reputiert, hierzulande aber noch wenig bekannt. Mit den apulischen Tagen soll ihnen eine angemessene Bühne geboten werden. Beginnend mit der Tormaresca-Woche wird die Ausrichtung des »Procacci« zudem da und dort sanft zurechtgerückt.

Soft-Relaunch
Die apulische Küche ist bekannt für ihre Einfachheit. Einen Tick einfacher soll auch das mittägliche Angebot des »Procacci« werden. Eine typische Pasta, klassische Lasagne oder traditionelle Cannelloni – unkompliziert, schmackhaft und so gut kalkuliert, dass ab November kein Gericht auf der Mittagskarte mehr als zehn Euro kostet. Wenn die Restaurantküche um Mitternacht schließt, darf ab November an der »Procacci«-Bar bis 2 Uhr morgens weitergegessen werden. Sonntags versammelt sich die italienische Familie zum gemeinsamen Mittagstisch. Diese Tradition führt das »Procacci« in Wien fort und hält für Familien, Freunde und Nachbarn seine Türen offen.

Die Tormaresca-Woche geht noch bis 31. Oktober.

www.procacci.at

(bed)

Bernhard Degen
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