Fabelhafter Ausblick: Auf der Alexanderhütte werden die Wanderer von den Hüttenwirten Uschi und Franz in Empfang genommen – und von diesem einzigartigen Panorama.

Fabelhafter Ausblick: Auf der Alexanderhütte werden die Wanderer von den Hüttenwirten Uschi und Franz in Empfang genommen – und von diesem einzigartigen Panorama.
© Fabian Sackl

Alpe Adria Trail: Der Weg ist das Ziel

Drei Länder, drei Kulturen, eine Faszination: vom Gletscher bis zum Meer. Der Alpe-Adria-Trail zählt zu den schönsten Weitwanderwegen der Welt. Eine unvergessliches Erlebnis in 43 Etappen.

Unten glitzert der Millstätter See in tiefem Türkis, oben auf 1775 Metern Seehöhe kehren die letzten Wanderer in die Alexanderhütte ein. Die Sonne hängt schon tief und taucht die sanften Kuppen der Nockberge in ein sattes Rot. Die Hüttenwirtin Uschi hat die Wanderer bereits erwartet. Es ist das Ende der 12. Etappe des Alpe-Adria-Trails, der auf seinen insgesamt 750 Kilometern vom ewigen Eis des Großglockners über Slowenien bis nach Muggia, dem wunderschönen italienischen Hafenstädtchen, führt.
»Dieser Weitwanderweg bis ans Meer ist eine einzige Erfolgsgeschichte«, erzählt die Hüttenwirtin und erkundigt sich nach dem Ziel der Wanderer. Immer wieder komme es nämlich auch vor, dass diese die kompletten 43 Etappen zurücklegen, sagt sie. Die meisten aber suchen sich ein paar schöne Stückchen aus und nutzen die knapp 250 Unterkunftsmöglichkeiten entlang der Strecke. Es sind Hüttenwirte wie Uschi und ihr Mann Franz Glabischnig, die dem Alpe-Adria-Trail sein Herz geben und den Wanderern ein Dach über dem Kopf. Oder, wie an diesem Abend, auch eine Brettljause zur Stärkung. Wurst und Speck stammen vom eigenen Hof, Hüttenwirt Franz Glabischnig zählt seit 40 Jahren zu den Bio-Pionieren in Kärnten. »Ich glaube, es ist diese einzigartige Kombination aus atemberaubender Natur und authentischer Kulinarik der Regionen, die unseren Wanderweg so beliebt macht«, sagt Franz.
Dieser Meinung ist auch Livia Pulcini, die ihr kleines Hotel »La Bussola« direkt an der Küste im Zentrum von Muggia betreibt – und damit die Endstation des Alpe-Adria-Trails in Italien fixiert. »Oder auch den Anfang«, sagt sie. Denn die Richtung ist nicht vorgegeben, auch wenn gut 95 Prozent der Wanderer den tendenziell leichteren Weg von Kärnten hinunter ans Meer wählen. »Wer bei uns einkehrt, hat meist einen lange Strecke zurückgelegt«, erläutert die Hotelchefin.
Es sind glückliche und zufriedenen Wanderer, die sie in Empfang nimmt. »Der Weg verändert die Menschen«, ist Livia Pulcini fest überzeugt. Immerhin zählt der Alpe-Adria-Trail zu einem der schönsten Weitwanderwege der Welt. Mehrfach wurde die grenzüberschreitende Wanderung vom renommierten Reisemagazin »National Geographic Traveler« unter die Top 7 weltweit gewählt.

Berg und Tal: Es ist das Durchwandern von drei Kulturen, das die Besonderheit des Alpe-Adria-Trails ausmacht. Hier das italienische Dorf Monte Lussari.
© Turismo FVG
Berg und Tal: Es ist das Durchwandern von drei Kulturen, das die Besonderheit des Alpe-Adria-Trails ausmacht. Hier das italienische Dorf Monte Lussari.

Keine Grenzen

Es sei auch das Erleben der Kulturen, die diese Einzigartigkeit ausmache, wurde geschrieben – 23 Etappen liegen auf österreichischem Boden, neun auf slowenischem und elf auf italienischem. Die Natur aber kennt keine Grenzen, und so wandert es sich wie von selbst durch eindrucksvolle Landschaften: in Slowenien entlang der türkisgrünen Socˇa, quer durch den Nationalpark Triglav inmitten der geheimnisvollen Julischen Alpen, weiter in die Weinbaugegend Goriška Brda und später zum Gestüt und Pferdesportzentrum Lipica. Im Weinparadies Collio überschreitet man erstmals die Grenze zu Italien und stößt westlich in die traditionsreiche Stadt Cividale del Friuli. Die raue Landschaft der Hochebene des Karsts trägt die Wanderer weiter nach Duino an die blaue Adria.
Zusammen verzeichnen die drei Länder durch den Alpe-Adria-Trail an die 100.000 Übernachtungen. Und trotzdem ist man weit entfernt von Massentourismus, auch wenn alle Annehmlichkeiten einer professionellen Buchung geboten werden. Die kann man neuerdings übrigens auch online und via App erledigen. Angeboten wird eine Reihe von Zusatzleistungen, die das Wandern zu einem noch größeren Erlebnis machen – ganz einfach deshalb, weil man sich auf das Wesentliche konzentrieren kann, nämlich auf den Weg.

Wandern ohne Gepäck

Einer dieser Services ist zum Beispiel das Wandern ohne Gepäck. »Sie wandern mit leichtem Tagesrucksack, während wir Ihr schweres Gepäck mit unserem Shuttledienst in die nächste Unterkunft transportieren. Und der Rücktransport mit einem Shuttledienst zum Ausgangspunkt der Tour ist selbstverständlich auch inbegriffen«, sagt Nathalie Reichhold vom Alpe-Adria-Trail- Buchungscenter in Obervellach. Weitere Buchungscenter gibt es in Tarvis in Italien sowie im slowenischen Bovec, wo man telefonisch wie auch online wertvolle Tipps parat hat. Wie diesen hier: Einige Teile der Strecke eignen sich auch perfekt für eine kühlende Abwechslung – raus aus den Wanderschuhen, hinein ins Raftingboot. Eine solche Möglichkeit bietet sich zum Beispiel entlang der Etappe 25 von Bovec bis zum idyllischen Bergdorf Drežnica. Die Wellen der Socˇa tragen das Boot von Boka nach Trnovo, danach hat man wieder genügend Kraft für den Aufstieg nach Drežnica.

Alpe-Adria-Radweg

Wer noch schneller vom Nationalpark bis ans Meer kommen will, der schafft das übrigens in weniger als sieben Tagen – und zwar mit dem Fahrrad über den Ciclovia Alpe-Adria-Radweg: Von der Mozartstadt Salzburg ausgehend fährt man über eine Strecke von 420 Kilometern mitten durch den Nationalpark Hohe Tauern in den sonnigen Süden nach Kärnten und über die Grenzen Österreichs bis nach Grado. Die Strecke innerhalb von Kärnten ist besonders attraktiv, da sie ab der Tauernschleuse in Mallnitz überwiegend abschüssig bis zum Meer nach Italien führt.
Das Wechselspiel der Landschaft ist ebenfalls einzigartig – mächtige Berge, sonnige Seentäler. Und je weiter man in den Süden gelangt, desto sanfter und lieblicher wird die Landschaft, bis man schließlich die Füße in die Obere Adria stecken kann. Doch bis es so weit ist, führt die Route ab Tarvis auf die für viele passionierte Radfahrer schönste Radstrecke Europas – und zwar auf die aufgelassene Trasse der alten K-.u.-k-Bahn.
Egal ob beim Wandern, beim Radfahren oder abschnittsweise in einem Raftingboot – es ist immer wieder der Zauber der drei Alpe-Adria-Kulturen, der die Menschen in seinen Bann zieht. Kärntner, Slowenen und die Leute aus Friaul-Julisch Venetien haben das schon lange erkannt und schnüren immer wieder neue Pakete, um auf die Vorteile der grenzüberschreitenden Beziehung aufmerksam zu machen. Der jüngste Abschlag dieser Art gelingt übrigens mit der Alpe-Adria-Golf Card, die zwanzig der schönsten Golfanlagen in Kärnten, Slowenien und Italien verbindet und für einen einheitlichen Preis sorgt. Angeblich sieht man aus den Rucksäcken der Wanderer des Alpe-Adria-Trails schon mal einen Golfschläger hervorblitzen, sagt die Millstätter Hüttenwirtin Uschi auf der Alexanderalm und lacht: »Unterwegs kann man den ja auch als Gehstock benutzen.«

Info:

Weiterführende Informationen finden Sie unter:

alpe-adria-trail.com
alpe-adria-radweg.com

Erschienen in
Falstaff Spezial Alpe Adria 2019

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Michael Pöcheim Pech
Autor
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