Akuter Mitglieder-Schwund bei Relais & Châteaux

Nach dem Rückzug des »Steirereck« wollen weitere Betriebe der traditionellen Vereinigung Adieu sagen.

Die Familie Reitbauer hat sich nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen, die Mitgliedschaft des »Steirerecks« bei der traditionellen französischen Gastronomie-Vereinigung zu kündigen. Relais & Châteaux ist ein elitärer Verbund von Hotels und Restaurants, der Gastgeber-Persönlichkeiten in den Mittelpunkt rückt. Wenn nun das höchstdekorierte Gastgeber-Paar Österreichs die Zusammenarbeit »vorläufig« (Zitat Heinz Reitbauer) aufkündigt, dann sorgt das natürlich für Aufsehen. Wie im aktuellen »News« zu lesen ist, scheint das Beispiel Schule zu machen, denn weitere Austritte stünden unmittelbar bevor: Heinz Hanner, Simon Taxacher und  dem Vernehmen nach auch das Palais Coburg wollen Relais & Châteaux den Rücken kehren.

Verstaubtes Image
Heinz Reitbauer begründet seinen Ausstieg im Gespräch mit Falstaff online mit der zu traditionellen Ausrichtung der internationalen Vereinigung: »Die Restaurant-Szene hat ohnehin mit einem verstaubten Image zu kämpfen. Wir wollen moderner und jugendlicher sein, Relais & Châteaux hilft uns dabei nicht.« Reitbauer verweist zudem auf die Medienlandschaft, die sich stark verändert hat. Online-Medien haben enorm an Relevanz gewonnen, bei traditionellen Vereinigungen passieren »ein paar Dinge zu langsam«. Der Steirereck-Chef betont aber zugleich, dass er sie sich bei dieser »unglaublichen Vereinigung« immer sehr wohl gefühlt hat. Es sei ihm nie ums Geld gegangen, aber durch den sehr hohen Mitgliedsbeitrag müsse man natürlich auch eine Kosten-Nutzen-Rechnung machen.

Enorm hoher Mitgliedsbeitrag
Wie das Wochenmagazin »News« berichtet, soll der Mitgliedsbeitrag je nach Betrieb bis zu 17.000 Euro betragen. Was ebenda auch Spitzenkoch Heinz Hanner bestätigt: »Allein um die Kosten ... hereinzuspielen, muss ich 100.000 Euro Umsatz machen.« Im Bericht wird weiter ausgeführt, dass die Gastronomen mit der abgespeckten Version des Relais & Châteaux-Guides unzufrieden seien, der zudem nur noch im Zwei-Jahres-Rhythmus erscheinen soll. Und außerdem soll der Ehrentitel »Grand Chef«, mit dem sich die Küchenchefs so gerne schmücken, abgeschafft werden. Eveline Eselböck, Relais & Châteaux-Delegierte für Österreich und Osteuropa, will »weder Umstrukturierungen noch Veränderungen in der Mitgliedschaft« kommentieren.

von Bernhard Degen

www.relaischateaux.com/at

Bernhard Degen
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