Ältester Champagner der Welt vom Meeresgrund geborgen

Gut gekühlt und noch trinkbar – Echtheit konnte aber noch nicht bestätigt werden.

Der Traum aller Taucher wurde für eine schwedische Crew nahe den finnischen Aland-Inseln wahr: Sie konnten aus einem Wrack einen Schatz bergen. Es sind zwar keine Golddukaten oder Edelsteine, aber womöglich ebenso wertvoll, denn es handelt sich um Champagner-Flaschen, deren Alter auf rund 230 Jahre geschätzt wird. Eine Flasche wurde zu französischen Experten geschickt, um die genaue Herkunft und das Alter zu bestimmen. Wenn die Vermutungen bestätigt werden, dann dürfte ein Stück um die 50.000 Euro wert sein. Und der Fund beläuft sich auf immerhin 30 Flaschen, deren Zustand erstaunlich gut sein dürfte. Die Lagerbedingungen am kühlen und dunklen Meeresgrund waren offenbar optimal und die Taucher dürfen sich möglicherweise über den ältesten trinkbaren Champagner der Welt freuen. Bislang hält eine Flasche Perrier Jouët aus dem Jahr 1825 den Rekord.

Veuve Clicquot im Verdacht
Die Spekulationen über Herkunft und Ziel der Lieferung aus dem 18. Jahrhundert klingen sehr abenteuerlich. Die Finder hoffen, gestützt auf eine Expertise einer Weinexpertin, dass es sich um eine der ersten Lieferungen von Veuve Clicquot handelt. Der Leiter der Tauchmission, Christian Ekström, bestätigt Gespräche mit Moët & Chandon, die sich zu 98 Prozent sicher seien, dass es sich um Veuve Clicquot handle. Denn auf dem Korken war ein Anker zu erkennen – ein Symbol, das in der Champagne nur von der Witwe Clicquot verwendet wurde.

»Hübsche und feine Bläschen«
Die Produktion von Veuve Clicquot habe 1772 begonnen, die erste Flasche sei aber erst 1782 ausgeliefert worden. Durch die Französische Revolution im Jahr 1789 musste die Champagner-Produktion still gelegt werden. Die Spekulationen um das Alter der Flaschen pendeln sich also im Zeitfenster zwischen 1782 und 1789 ein. Die in der Fachwelt weitgehend unbekannte Alander Önologin Ella Grüssner Cromwell-Morgan durfte Medienberichten zufolge den 230 Jahre alten Champagner verkosten und berichtete von »hübschen und feinen Bläschen« und stellte fest, dass die Kreszenz insgesamt »absolut wunderbar« sei. Die Weinexpertin vermutet, dass es sich um eine Lieferung des französischen Königs Ludwig XVI. an den russischen Zaren gehandelt haben könnte.

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(von Bernhard Degen)

Bernhard Degen
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