20 Jahre Wine & Partners: Überzeugende Ladys in Black

Die Agentur Wine & Partners feiert ihr 20-jähriges Jubiläum. Dorli Muhr und Ute Watzlawick über die Firmengeschichte, Pool-Partys in Bordeaux und die Rolle der Frauen in der Weinszene.

Als sich Dorli Muhr mit dem Thema Wein zu beschäftigen begann, lag die heimische Weinwirtschaft darnieder. ­Österreichische Weine im Ausland zu promoten war Ende der Achtzigerjahre ähnlich herausfordernd, wie Sommerfrische in Tschernobyl zu verkaufen. Die brüske Antwort »Certainly not!« ist der damaligen Dolmetschstudentin noch gut in Erinnerung. Die dazugehörende Frage lautete: »Would you like to taste a glass of Austrian wine?« Schon während ihres Studiums war Muhr im Auftrag der ÖWM (der Österreichischen Wein Marketing) als Botschafterin heimischen Rebensaftes auf inter­nationalen Weinmessen unterwegs.

20 Jahre ist es her, dass Dorli Muhr die PR-Agentur »Wine & Partners« gegründet hat. Das Image des österreichischen Weins hat sich grundlegend verbessert, und die internationale Nachfrage nach Grünem Veltliner und Co. ist größer als je zuvor. Das ist auch ein Verdienst von Dorli Muhr und ihrer engagierten Damen-Mannschaft. Wine & Partners ist schon lange keine einfache PR-Agentur mehr. »Mir genügt es nicht, ein Produkt bekannt zu machen, ich will es mitentwickeln«, sagt die Kommunika­tionsexpertin. Klassische PR-Arbeit stellt für sie und das mittlerweile 14-köpfige Team nicht einmal mehr die Hälfte des Arbeitsaufwandes dar. Vielmehr wird an Analyse, Strategie, Positionierung und Coaching gearbeitet.

Wine & Partners hat die portugiesischen »Douro Boys« zu Kultwinzern gemacht, die insbesondere in den angelsächsischen Ländern wie Popstars behandelt werden. Die Grenzen der Weinbranche wurden in den letzten Jahren gesprengt, und es kamen unter anderem Aufträge von Regionen und Tourismusbetrieben. Die Agentur betreut beispielsweise Relais & Châteaux und entwickelte eine neuartige Tourismusinitiative für das Weinviertel. Außerdem wissen Dorli Muhr und ihre Mannschaft, wie man Feste feiert – ihre Weihnachtsfeiern sind ebenso legendär wie das Nussbergfest der ­WienWein-Winzer oder die Pool-Party der »Douro Boys« in Bordeaux.

Respekt durch Kompetenz
Weinverkostungen fanden in den Neunzigerjahren so gut wie ausschließlich unter Männern und in düsteren Kellern statt. Als Dorli Muhr in diese Männerdomäne eindrang, wurde sie oft gefragt, ob sie mit ihrem Begleiter »ein bisserl mitkosten« möchte. Ein eigenes Verkostungsglas wurde nicht angeboten. Sogar als sie schon selbst öffentliche Degustationen organisierte, schenkten ihr manche Winzer ­weder Beachtung noch Wein ein.

Dass Ute Watzlawick im Jahr 2000 Teilhaberin von Wine & Partners wurde, ist indirekt Falstaff-Autor Alexander Bachl zu verdanken. Denn bei seiner privaten Geburtstagsfeier machte er Watzlawick mit Muhr bekannt. Die beiden verstanden sich auf Anhieb, und die Freundschaft und berufliche Partnerschaft hält bis heute. »Ich hatte mit Wein gar nichts zu tun, abgesehen davon, dass ich ab und zu ein Achterl getrunken habe.« Watzlawick kam als Redakteurin des Magazins »News« von der »anderen Seite«.

»Das sind so tolle Mädels, so ein irrer Haufen!« Watzlawick gerät ins Schwärmen, wenn sie von ihrem Team spricht. Die Agenturchefin ist stolz auf die hohe Kommunikationskultur, die unter anderem beim gemeinsamen Mittagstisch Ausdruck findet. »Wir gehen so miteinander um, wie man das in einer funktionierenden Partnerschaft tun sollte – respektvoll, gefühlvoll und aufmerksam. Gleichzeitig haben wir aber verdammt viel Spaß miteinander.« Der Spaß an der Arbeit und die positive Grundeinstellung wirken sich offenbar auch auf den geschäftlichen Erfolg aus. Obwohl Muhr und Watzlawick nie aktiv akquiriert haben, ist die Referenzliste schon ellenlang. Mehr als die Hälfte des Umsatzes wird mittlerweile im Ausland gemacht, der Aktionsradius reicht von Kalifornien (Opus One) über Chile (Viña Errazuriz) bis ins Carnuntum-Gebiet, wo sich der Kreis wieder schließt.

Dorli Muhr stammt aus einer niederösterreichischen Landwirtfamilie, die einen kleinen Weingarten auf dem Spitzerberg mitbewirtschaftet hat. Ausgerechnet während ihres langjährigen Portugal-Aufenthalts erkannte Muhr das enorme Potenzial des Spitzerbergs. »Die Weine vom Spitzerberg sind so eigenständig, dass man sie mit nichts vergleichen kann. Im Andenken an meine Großmutter soll der Spitzerberg international bekannt und berühmt werden.« Dass dies zum Teil schon zutrifft, liegt nicht nur am önologischen Geschick der ­Spitzerberg-Winzer, sondern auch an Muhrs Überzeugungskraft.

Text von Bernhard Degen
aus Falstaff Nr. 2/2011

Bernhard Degen
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