Negroni – Eine Ikone wird 100

Negroni – Eine Ikone wird 100
© Graf

100 Jahre Negroni: Mailand feiert in Campari-Rot

Filmreifer Auftritt für den italienischen Cocktail-Klassiker: Hollywood-Star Ana de Armas eröffnet in Mailand die Negroni-Feiern, die in 10.000 Bars weltweit ihren Höhepunkt finden. FALSTAFF war vor Ort.

Florenz, »Caffé Casoni«, 1919: Graf Camillo Negroni bittet den Barmann Fosco Scarselli, bei seinem Americano-Cocktail doch Gin statt Soda zu verwenden. Mailand, »Cinema Anteo«, 2019: 700 Gäste aus 68 Ländern feiern mit Campari den 100. Geburtstag des Negroni, der ikonischen Kreation Scarsellis. Drei Zutaten (Campari, roter Wermut und Gin) zu gleichen Teilen und die perfekte Balance haben den roten Drink zu einem Synonym italienischer Lebensart gemacht. Diese inszenierte Campari im Film »Entering Red« mit der kubanischen Schauspielerin Ana de Armas. Statt Harrison Ford wie in »Blade Runner 2049«, Keanu Reeves (»Knock, knock«) oder Jonah Hill (»War Dogs«) war diesmal eine Stadt der Star an ihrer Seite: Milano.
    
Die rote Straßenbahn der Linie N100 – eine Anspielung auf den Negroni-Geburtstag – auf der Leinwand etwa erkannten die Ehrengäste schnell wieder: Zum Auftakt der zweitägigen Feiern in Mailand waren sie mit der historischen Garnitur in den Club »55« gebracht worden. Der wiederum stellte die Location dar, in der bei einem Soul-Konzert die mysteriöse Reise Ana de Armas »ins Rot« beginnt. Ein Ring mit drei Steinen – sie symbolisieren Gin, Wermut und Campari als Zutaten des Negroni – wird von einem geheimnisvollen Mann (gespielt vom Italiener Lorenzo Richelmy) zurückgelassen. Das Einfangen dieses Wegs durch das nächtliche Mailand, den Dom entlang, durch die Galleria und letztlich in den Hauptbahnhof, wo im ehemaligen Wartesaal des Königs gedreht wurde, benötigte zehn Drehtage. »Vor allem beim Aufhängen der Scheinwerfer meinte oft jemand ›Hier nicht!‹«, erinnerte sich Regisseur Matteo Garrone (»Gomorrha«, »Dogman«) schmunzelnd an die Entstehung des Kurzfilms.

Traumhaftes Stadt-Porträt

»Traum-ähnlich« habe er die Reise der Protagonistin angelegt, die Ana de Armas zunächst durch die Stadt Mailand zum „Rot“ und dann zu sich selbst führt. Für Garrone ist die Geschichte ein »zeitgenössisches Märchen«, in dem aus einer schüchternen Bar-Besucherin eine selbstbewußte Sängerin wird, die im Schlußbild im roten Kleid den Ohrwurm »3000 Miles« singt. Er wurde auch auf rotes Vinyl gepresst und begleitet die Promotion des mittlerweile dritten Films der »Red Diaries«-Reihe. Garrone selbst verwies auf berühmte Vorgänger, die die Marke inszenierten, »auch Federico Fellini hat ja für Campari gearbeitet«.
 
Bescheiden gab sich Bob Kunze-Concewitz, CEO der Grupo Campari, anlässlich der Weltpremiere: »Wir stellen eigentlich nur die Zutaten zur Verfügung. Auf die nächsthöhere Ebene heben sie die Bartender in aller Welt – und die besten von ihnen sind die ›Red Hands‹«. Angeführt von Tommaso Cecca, dem neuen Head-Bartender des ikonischen »Camparino« in der Galleria Vittorio Emanuele, servierten sechs dieser »Red Hands«-Bartender ihre Negroni-Rezepte zum »100er«. Von einer maritimen Variante mit Sherry und Meersalz (Seba Garcia aus dem »Presidente«, Buenos Aires) über die granatrote Version mit Lambrusco von Stacy Swenson (»Dante«, New York) bis zum »Negroni 1808«, der mit weniger Gin und etwa Soda serviert wird, reichte die Palette.

Der Münchner »Twist« auf den Negroni

Letzterer stellt den deutschsprachigen Beitrag zu den Feiern dar, Andreas Till aus dem »Pacific Times« (München) legte ihn »als den leichtesten der sechs Drinks« an. Himbeerschnaps, der als Spray für eine alpine Note sorgte, ergänzt dabei die italienischen Zutaten. Dem bekannten deutschen Bartender wurde auch die filmische Ehre zuteil, gemeinsam mit Joe Schofield (»Sensorium«, Manchester) die Negroni-Bar in der Schlussszene von »Entering Red« zu bespielen.

Die Sequenz mit den beiden Barmännern liebten auch Kunsthistoriker. Geschickt zitiert Set-Designer Dimitri Capuani in der orangen Bar nämlich eine Ikone, die nur unwesentlich jünger ist als der Negroni selbst: Leonetto Cappiellos Werbeposter »Bitter Campari« mit der geschwungenen Orangenzeste aus dem Jahr 1921.

Das zweitägige Fest und die Filmpremiere stellten aber nur den Auftakt der Feierlichkeiten dar, »die sich über ein ganzes Jahr ziehen werden«, wie Bob Kunze-Concewitz versprach. Zum Höhepunkt, der jährlichen Negroni-Week im Juni, »werden diesmal rund 10.000 Bars weltweit mit dabei sein«. Der CEO der Mailänder erinnerte auch an die zarten Anfänge dieser Veranstaltungsreihe im Zeichen des Cocktails vor fünf Jahren; gestartet wurde sie mit 140 Bars in den USA. Aber schließlich hatte sich auch Conte Negroni nicht träumen lassen, dass »sein« Drink auch noch 100 Jahre später gefeiert werden würde. Und dabei nicht nur Mailand in (Campari-)Rot taucht, sondern die gesamte Bar-Welt.
www.campari.com

VIDEO: Negroni zum Nachmixen
Roland Graf
Autor
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