10 Fragen an: Alfred Altenburger

Der Betriebsleiter des traditionsreichen Café Schwarzenberg über den Bestseller Melange und »alte« Kaffee-Spezialitäten.

Es zählt zu den traditionsreichsten Wiener Kaffeehäusern und blickt mittlerweile auf eine über 150-jährige Geschichte zurück:

im Café Schwarzenberg wird die Wiener Kaffeehauskultur gelebt. Betriebsleiter Alfred Altenburger erzählt von prominenten Gästen und verrät, was einen perfekten Kaffee ausmacht.

  1. Wenn Sie jemandem die Wiener Kaffeehauskultur erklären müssten, welche fünf Stichworte würden Ihnen da einfallen?
    Kommunikation, Entschleunigung, nachhaltig, Information (Zeitungen), gemütlich (daheim aber doch nicht zu Hause)
  2. Was unterscheidet das Schwarzenberg von anderen Traditionskaffees?
    Es sind sicherlich nur Nuancen. Wir leben gemeinsam mit unseren Gästen die Wiener Kaffeehauskultur und betrachten das Café Schwarzenberg frei nach Alfred Polgar als »Weltanschauung«.
  3. Auf welche berühmten Gäste ist das Schwarzenberg besonders stolz?
    Josef Hoffmann (Quatratel Hoffmann), im Wissen, dass viele seiner Ideen, die Weltruhm erlangt haben, bei uns zu Papier gebracht wurden. Robert Hochner als unvergessener ZiB 2-Anchorman, der sich auf fast jede seiner Sendungen bei uns vorbereitet hat.
  4. Das Café Schwarzenberg blickt auf eine über 150 Jahre alte Tradition zurück. Wie gelingt es, trotzdem am Puls der Zeit zu bleiben?
    Wir sind Neuem gegenüber aufgeschlossen und bringen diese Impulse auch »vorsichtig« in die Wiener Kaffeehauskultur ein. So bleiben wir trotz Tradition am Puls der Zeit.
  5. Was macht für Sie persönlich einen guten Kaffee aus?
    Hochwertige Bohnen, schonend geröstet, frisch und optimal gemahlen, mollig und voll im Geschmack, angenehmer Duft, schöne Crema.
  6. Was halten Sie von Kaffee aus Kapseln, Tabs und Pads?
    Kaffee aus  Kapseln, Tabs und Pads hat in der heutigen schnellen Zeit sicher seine Berechtigung. Aber für uns als traditionsreiches Wiener Kaffeehaus ein »No Go« und meiner Ansicht nach noch viel zu teuer.
  7. Welche Kaffee-Spezialitäten und Mehlspeisen sind die Best-Seller im Café Schwarzenberg, welche muss man unbedingt einmal probiert haben?
    Bestseller ist nach wie vor die »Wiener Melange«. Daher sind Wiener Kaffeemischungen und Röstungen für unsere Kaffeekultur sehr wichtig. Sehr gefragt sind derzeit aber auch wieder alte Kaffeerezepte wie beispielsweise »Obermaier«, »Überstürzter Neumann«, »Franziskaner«, »Kaffee Verkehrt« und auch alle mit Alkohol versetzten (gespritzten) Kaffees wie »Maria Theresia«, »Mozart«, »Fiaker«, »Pharisäer« und »Mazagran«. Von unserer großen Auswahl an Mehlspeisen sollten Sie unbedingt den Apfelstrudel und den Milchrahmstrudel mit Vanillesoße probieren. Außerdem unsere Mohn-Torte und die Esterhazy-Torte – die beste, die Sie in der Stadt essen können!
            
  8. Der Kaffee im Café Schwarzenberg wird aus Bio Arabica Bohnen, die zusätzlich Fairtrade zertifiziert sind, zubereitet. Warum haben Sie diese Qualitätsentscheidung mit Nachhaltigkeits-Hintergrund getroffen? Schmeckt man tatsächlich einen Unterschied?
    Wir haben lange nach einem »Bio Fair Trade« Kaffee gesucht, der unserer Vorstellungen und dem Geschmack der »Wiener« entspricht. Ausschlaggebend für unsere Entscheidung, das gesamte Kaffeesortiment auf »Bio Fair Trade« umzustellen, waren aber die positiven Auswirkungen auf Menschen und Umwelt. Wir wollen, dass unsere Gäste ihren Lieblingskaffee in Premiumqualität ohne schlechtes Gewissen genießen können – mit dem Wissen, dadurch die Lebensbedingungen von kleinen Kaffeebauern und ihren Familien in den Anbauregionen positiv zu verändern.  
  9. Bei vielen Kaffeeanbietern merkt man einen Trend zum Terroir. Ähnlich wie beim Wein, sollten Unterschiede je nach Anbaugebiet, Boden, Klima ... erkennbar sein. Handelt es sich dabei Ihrer Meinung nach um einen Marketinggag oder um einen ernst zu nehmenden Qualitätsfaktor?
    Eine Entwicklung, der sich das Wiener Kaffeehaus nicht entziehen darf und kann. Für mich ist dieser Trend eine Bereicherung des Kaffeeangebotes für Liebhaber sortenreiner Kaffees. Und er erscheint mir wichtiger, als die Entwicklung, Kaffee mit Sirup zu mischen.
  10. Das Café Schwarzenberg bietet stets ein anspruchsvolles kulturelles Programm aus Lesungen und Konzerten an. Ist ein Kaffeehaus Ihrer Meinung nach mehr als »nur« ein Ort der Genusskultur bzw. welches Ziel verfolgen Sie mit Ihren Veranstaltungen?
    Schon Mozart hörte sich seine Kompositionen im Kaffeehaus an. Diese wunderbare Tradition weiter führen zu dürfen,  ist uns enorm wichtig. Das gilt auch für Lesungen. Mittlerweile gibt es wieder vereinzelt Autoren, die im Kaffee und über das Kaffeehaus schreiben.

HINTERGRUND: Zur Geschichte des Café Schwarzenberg

Hinter den Kulissen: Impressionen vom Shooting für den Falstaff Café Guide 2016 (erscheint Ende September) im Café Schwarzenberg in der Bilderstrecke 

INFO
Café Schwarzenberg

Kärtner Ring 17
1010 Wien
www.cafe-schwarzenberg.at

Das Café Schwarzenberg in der Falstaff Datenbank.


(Marion Topitschnig)

Marion Topitschnig
Autor
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