Arty Weekend: Kunsttrip nach Prag
Die Goldene Stadt trägt tausend Farben: von Jugendstil-Eleganz bis zum jungen Style der zeitgenössischen Kunst. Zwischen den Palästen der Hochkultur und den Art-Spaces in ehemaligen Fabriken wird hier stetig Neues produziert.
20 . Oktober 2020 - By Maik Novotny
Die Türme von Kirchen und Schlössern, die Karlsbrücke über die Moldau, prächtige Fassaden: Fast könnte man meinen, in Prag steht die Zeit still und die Stadt hat sich in Jahrhunderten kaum verändert. Doch das trügt, denn hinter den Kulissen bewegt sich kulturell eine ganze Menge. Prag war schon immer Schnittpunkt von Kulturen – böhmisch, jüdisch, österreichisch –, und ihr Beitrag zu Literatur, Wissenschaft und Kunst ist unschätzbar.
Sucht man ein beispielhaftes Bild für die mitteleuropäische Stadt an sich, käme man mit Prag dem Ideal ziemlich nahe. Spätestens, wenn man in die heutige Kunstszene Prags eintaucht, fällt sofort auf: Böhmen mag zwar auch heute noch wie ein etwas verträumtes Märchenland wirken, ist aber seit Langem von Industrie und Produktion geprägt: In den 1920er-Jahren war die Tschechoslowakei einer der modernsten Staaten Europas – und das spürt man heute noch.
Es ist kein Zufall, dass sich die spannendsten Kulturinitiativen und Art-Spaces fast alle in ehemaligen Fabriken befinden. Addiert man dazu die Dosis an Internationalität, die durch den Strom von Emigranten, Immigranten und Rückkehrern entsteht, erhält man eine kulturell überbordend reiche Metropole, deren zeitgenössische Szene noch nicht vom Kunstmarkt vereinnahmt wurde.