© Raffael Maltrovsky

White Cube goes wild! Die Natur lockt und in ihr die Kunst

Raus aus dem Museum, raus aus den Kunsthallen. Ein kleiner Streifzug durch Gärten und Wiesen, Felder und Landschaften, zwischen Wien, Salzburg und dem Burgenland, die in wärmeren Jahreszeiten spannende Kunst anzubieten haben.

25.04.2022 - By Stefan Musil

»Wilde Cube« nannte der 2020 verstorbene Kunst-Natur-Denker Lois Weinberger eine Arbeit, die vor dem Belvedere 21 blüht und gedeiht: Ein Käfig aus Rippentorstahl, der den Menschen aussperrt, aber die Natur hereinlässt. Es ist ein Spiel mit Eingrenzung und Ausgrenzung, und natürlich auch mit den Begriffen, gilt doch der »White Cube« als Raum, wo sich Kunst ideal präsentieren lässt. Der »Wilde Cube« dagegen gibt der Natur ungestörte Möglichkeiten, sich zu entfalten, rahmt sie zugleich zum Kunstwerk.

»White Cube« goes »Wilde Cube«

Was bis vor kurzem noch im White Cube, am Pariser Standort der Galerie von Thaddaeus Ropac stand, wurde ins Freie gelassen: Von Erwin Wurms neuen Skulpturen, den »Skins«, hat es »Gate (Skin)«, 2021 in den Garten der Villa Kast in Salzburg geschafft, wo sie in den barocken Mirabellgarten blickt. In seinen »Skins« arbeitet Wurm mit Flächen, um aus diesen wiederum Volumen zu imaginieren und zu definieren.

Hat sich auch schon die Barockzeit die Natur kunstvoll gestaltet, liegt in Leopoldskron, die Kunst ganz einfach auf der Wiese. Als Stern, dessen Form sich jedoch nur von Oben, von der Festung Hohensalzburg aus gesehen erschließt. Es ist das fünfte und letzte »Kunstprojekt Krauthügel« der Salzburg Foundation. Paul Wallach (*1960, New York) hat diesen Stern, 40 x 45 Meter groß, aus weißen Beton-Blöcken, ins Gras fallen lassen. Aus der Nähe wird diese »Zeichnung« dann zur Skulptur, dient ebenso als Bank, als Bühne oder Ort der Begegnung. Das Projekt wurde bis 2024 verlängert.

Offene Dauerpräsentation

Deutlich mehr Fläche als im bergigen Salzburg bietet sich im Burgenland an. Am Fuß des sanften Leithagebirges etwa, wo in Oslip die »NN-fabrik« eine Fläche von 20.000 Quadratmetern mit Skulpturen und Plastiken zeitgenössischer Künstler stimmungsvoll bespielt. Der 2014 verstorbene Johannes Haider hat die »NN-fabrik« in den 1990er-Jahre initiiert und dafür Künstler:innen und Literat:innen aus dem mitteleuropäischen Raum eingeladen. Es ist bis heute ein Produktions- und Ausstellungsort für Kunst geblieben. Der Skulpturengarten mit seinen Werken internationaler und österreichischer Künstler:innen ist als Dauerpräsentation offen zugänglich.

Mit zehn Hektar legt dann etwas südlicher, bei St. Martin an der Raab, unweit der slowenisch ungarischen Grenze, »Land Art Eisenberg« noch ein paar Quadratkilometer Fläche drauf. Der Bildhauer Peter Pilz hat diese Initiative für Bildhauerkunst ins Leben gerufen und mit den Jahren einen faszinierenden Flecken Kunst-Erde entstehen lassen. Rund dreißig Werke stehen mittlerweile auf dem Areal, interagieren mit dem Ort und seiner Topografie.

Künstler:innen wie Matias Bechtold, Catrin Bolt, Angelika Loderer, PRINZGAU/podgorschek, Lisa Tiemann oder Christian Eisenberger haben für »Land Art Eisenberg« Arbeiten in und mit der Natur geschaffen. Die Initiale war 1993 »Torony – Turm« von Peter Pilz aus dem Material von zwei ehemaligen ungarischen Wachtürmen am Eisernen Vorhang. Später setzte etwa Walter Schmögner seinen »Schwarzlochsauger« in die Wiese, auf der auch eine »Brücke« von Tobias Hauser ins luftige Nichts führt, während Peter Kogler eine aus Aluminium gefräste Hand als Steg über einem Moorteich schweben lässt und Begi Guggenheim einen schwarzen Metallflieger mit der Spitze voran in die Erde stürzen ließ.

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