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Update oder upgedreht: Neue Hotels in Zeiten der Pandemie

Hier wird ein neues Hotel eröffnet, dort werden Expansionspläne bekannt gegeben. Zugleich werden massig Mitarbeiter entlassen, und Investoren ziehen sich zurück. Wie passt das zusammen, wie steht es um die Zukunft der Hotelimmobilien?

22.12.2020 - By Heimo Rollett

Na hurra! Vom Dschungel bis zur Me-tropole, von entspannt bis elegant – die Hotel-Neueröffnungen der letzten Monate wären deutlich lustiger, wenn man auch dorthin reisen könnte. Aber warum gibt es überhaupt Openings in Covid-Zeiten, warum werden sogar neue Hotels entwickelt? Bricht das Virus nicht der kompletten Hotelbranche das Genick? Nein, meinen die einen – und betonen unter anderem die Langfristigkeit von Immobilien. Roman Kopacek, Geschäftsführer bei Michaeler & Partner, erklärt etwa, dass die Pipelines nun mal voll -waren und sind. Das sind Projekte mit jah-relangen Planungs- und Umsetzungszeiten. Hotels, die kurz vor der Fertigstellung stehen, ziehen ihren Plan durch und sperren trotz hoffnungsloser Buchungslage auf.

Gar nicht so schlimm

Michael Klement, CEO von Invester United Benefits, ist trotz dunkler Wolken am Tourismushimmel recht zuversichtlich: »Wir sehen die Assetklasse Hotel mittelfristig weiterhin positiv. Die Covid-19-Pandemie hat eine kurzfristige Krise ausgelöst, die die Stadt- und die Freizeit-Hotellerie stark trifft. Standorte in Top-Lagen, in Metropol-Regionen oder in spannenden Tourismus-Regionen werden mittelfristig zurückkommen, teilweise sehe ich sogar eine Upside, da die Covid-19-Situation die Freude am zukünftigen Reisen und Urlauben erhöhen wird.« Aktuell baut das Unternehmen 300 Zimmer am Hauptbahnhof in Wien, ein Lifestyle-Budget-Hotel. »Dieses Konzept an diesem Standort wird sicher auch schon während und vor allem kurzfristig nach der Pandemie bestens funktionieren«, ist Klement überzeugt. In drei bis fünf Jahren rechnet er mit ähnlich guten Auslastungen wie Ende 2019.

Ganz anders denkt da die UBM. Der einst zu den größten Hotel-Developern in Europa zählende Konzern hat sich während den ersten Wochen der Pandemie für eine radikale Kursänderung entschieden und die Assetklasse Hotel abgedreht. In diese Art von Immobilien werde nicht mehr investiert. Jene Hotelprojekte, die sich bereits in Bau befinden, würden finalisiert, alle anderen werden beziehungsweise wurden schon umgeplant. »Das beste Beispiel, wie konsequent wir in der Umsetzung sind, ist der F.A.Z. Tower in Frankfurt. Hier war im Gebäudeteil II ein ›Leonardo Hotel‹ mit 350 Zimmern geplant. Jetzt wird es ein Büro neuen Typs«, erklärt UBM-CEO Thomas G. Winkler. Wohnun-gen und Büros wird nun der Vorzug gegeben. 

Wobei: Nicht alle können einfach umplanen. Die globalen und kapitalstarken Hotelketten müssen in den gefragten Destinationen ihre Marken unterbringen und daher weiter investieren. Hyatt etwa hat diesen November die extravagante Marke »The Unbound Collection by Hyatt« nach Deutschland gebracht. Die Radisson-Gruppe hat justament im zweiten Quartal 2020 Verträge für 15 neue Hotels in der EMEA-Region unterschrieben. Und sie kommt sogar mit einer neuen Marke daher. »Radisson Individuals« soll unabhängigen Hotels und lokalen sowie regionalen Ketten die Möglichkeit bieten, Teil der Radisson Hotel Group zu werden und so von der internationalen Bekanntheit und Präsenz der Gruppe zu profitieren und gleichzeitig ihren eigenen, einzigartigen Stil und ihre Identität zu bewahren. Sicher auch ein cleveres Angebot für Hotels, die unsicher sind, ob sie in harten Zeiten alleine bestehen können.

Zeit für Sanierungen nutzen

Apropos gescheit: Nicht wenige Hotels nutzen die Corona-Pause für ein Update. Ein Refurbishment während des Betriebs ist nämlich immer eine Herausforderung – ­ohne Gäste im Haus lässt sich das viel leichter umsetzen. Das »Ellerman House« hoch über dem Atlantik in Kapstadt hat etwa die Zeit genutzt, um einen früheren Lagerbereich zu einer Pool-Bar umzubauen, den Fitnessraum zu vergrößern und ein Spielzimmer für Kinder einzurichten. Die geplante Renovierung des »Mandarin Oriental« in München wurde sogar extra vorgezogen, um den Corona-Stillstand auszunützen.

Ein weiterer Grund, warum trotz Virus-Rezession neue Hotels entwickelt werden, sind frische, moderne Konzepte. Das »Hilton Vienna Park« wurde im Oktober nach einer millionenschweren Renovierung wiedereröffnet und wartet mit einer neuen Zimmerkategorie auf: Über elf verschiedene Fitnessgeräte befinden sich im eigenen Hotelzimmer. So können Sportfreaks, die lieber im privaten Umfeld trainieren, bequemer denn je ihren Aufenthalt mit dem täglichen Workout verbinden – während sie den Mitarbeitern der nebenan gelegenen Raiffeisen Bank Interna­tional beim Arbeiten zuschauen.

Standard war gestern

»Die Hotellerie wird eine Diversifizierung ­ihrer Standardzimmer benötigen. Der Fokus wird auf einem Wohnprodukt liegen, das für unterschiedliche Gästebedürfnisse verschiedene Wohnkonzepte anbietet«, meint Christina Riegler, Corporate Director Project Development bei Vienna House. Das Unternehmen investiert, entwickelt und betreibt Hotels. »Mit unserem Vienna House ›R.evo‹ sind wir hier bereits mittendrin. In München und in Katowice sind die Hotels gerade in Bau, und die Designkonzepte sehen schon heute verschiedenste Wohnmöglichkeiten vor«, so Riegler. »Hier sind wir der Zeit deutlich voraus und werden den Weg trotz Pandemie nicht ändern beziehungsweise ändern müssen.«

Erschienen in:

Falstaff LIVING Nr. 07/2020

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