© Paola Lenti

TREND: Wie Indoor und Outdoor miteinander verschmelzen

Gehört das Sofa jetzt rein oder raus? So genau lässt sich das bei Outdoor-Möbeln auf den ersten Blick nicht mehr sagen. LIVING hat nachgefragt, warum Sessel, Tisch, Couch und Co. für den Garten auch problemlos im Wohnzimmer stehen könnten und vice versa.

24.03.2022 - By Manfred Gram

In den letzten zwei Jahren wurde es ja bereits öfters festgestellt: Die Covid-Pandemie hat die Welt verändert. Im Großen ebenso wie im Kleinen, im Allgemeinen genauso wie im Speziellen. Also egal, wo man hinsieht, man stößt auf Veränderungen und nicht selten gleich auch auf neue Rahmenbedingungen. Das kann, wie im Fall der renommierten Gartenarchitektin Gertraud Monsberger, durchaus auch zu entzückten Analysen führen: »Der Garten ist zu einer richtigen Rückzugsoase geworden, und man hat Zeit und Geld investiert, um ihn herzurichten«, fasst die Expertin zusammen und ergänzt: »Mittlerweile wird er ganzjährig genutzt und man versucht, ihn zum Wohnraum zu erweitern.«

Wie das im Groben aussieht? »Man plant bei der Bepflanzung auch immergrüne Flächen ein«, erklärt die Expertin. Zudem schafft man warme Ecken, sorgt für gute Beleuchtung (auch im Winter), plant Feuerstellen ein und stellt Wärmestrahler auf. Man weiß ja nicht, wann es wieder heißt: »Treffen nur im Freien!«

Der Garten wird also zum Wohnraum ­umgedeutet. Und das aus gutem Grund, wie die Wohn- und Architekturpsychologin Katrin Schreiner weiß: »Der eigene Garten bietet über die Wohnung hinausgehend ein weiteres Terrain für die räumliche Aneignung und Personalisierung der Umwelt. Das ist ein wesentliches Grundbedürfnis des Menschen beim Wohnen.« Sprich: Der Mensch breitet sich gerne aus und macht es sich dabei gemütlich.

Natur, beziehungsweise der Wunsch nach Natur, spielt dabei eine besonders wichtige Rolle. Wenn es rund um einen blüht und grünt, wird Stress schneller abgebaut, Konzentration und Leistungsfähigkeit verbessern sich und das körperliche Wohlbefinden steigt. Das weiß man aber schon länger.

Es kam daher auch nicht aus dem Pandemie-Nichts, als in den letzten Jahren Trendsetter:innen im Urban-Gardening-Rausch unzählige Topfpflanzen in die eigenen vier Wände holten. Und es kommt auch nicht aus dem Nichts, dass der eine oder andere jetzt auch einmal den umgekehrten Weg geht.

Mit dem Garten werden Qualitäten wie Natur, Freizeit, Entspannung, Erholung, Freiheit, Familie, Ruhe und Glück assoziiert.

Katrin Schreiner, Wohn- und Architekturpsychologin

Überall gemütlich

Vorausgesetzt, man hat die Möglichkeiten dazu, werden Möbel, die aussehen, als wären sie für Wohnräume gemacht, hinaus in die Natur geschleppt. Also auf Terrassen, Balkone und in Gärten. Oder etwas diffe-renzierter ausgedrückt: Die Formen- und Stilsprache von Interieur erobert gerade den Außenraum. »Bye, bye, Sonnenliege, hello, Day Bed«, heißt das neue Motto.

Auch dafür hat die Wohn- und Architekturpsychologin Schreiner übrigens eine Erklärung: »Wir neigen dazu, vertraute Qualitäten, die, wie zum Beispiel besonders gemütliches Sitzmobiliar, zur Erholung beitragen, auch in eine andere Umwelt zu transferieren.«

Was im Wohnzimmer als gemütlich und entspannend wahrgenommen wird, muss im Umkehrschluss also auch draußen vor der Tür für Gemütlichkeit und Entspannung sorgen. So gesehen ist es also nicht verwunderlich, dass die Sofas und Sitzlandschaften, die Tische und Stühle, die Teppiche und Pölster für draußen auch in Innenräumen gute Figur machen. Sie sind filigran, mitunter auch luftig und minimalistisch. Und ja, in manchen Fällen ist dies sogar ausdrücklich erwünscht, sie nicht nur vor die Tür zu stellen. Etwa beim Tisch »Altopiano«, den Robin Rizzini für das noble Italolabel Paola Lenti entworfen hat. »Kann auch in Innenräumen verwendet werden«, ist lapidar in der Produktbeschreibung der (je nach ­Ausführung) gut fünf Meter langen Tafel ­vermerkt. Die steht übrigens auf soliden Alubeinen, und man speist auf in Form gebrachten Feinsteinzeugplatten. Alles jetzt nicht unbedingt die erste Materialwahl für Innenräume – aber es geht sich problemlos aus.

Wetterkapriolen

In Innenräumen würde auch die Kollektionskooperation, die Minotti mit der italienisch-dänischen Marke GamFratesi eingegangen ist, eine gute Figur machen. Lapidar »Patio« benannt, sagt sie aber bereits im Namen, wo sie ihr eigentliches Einsatzgebiet hat. Auf großzügig dimensionierten Freiflächen kommen die dynamisch-modularen Sofa- und Lounge-Chair-Landschaften wohl noch besser zur ­Geltung. Minotti und GamFratesi ist es übrigens nicht nur gelungen, mit höchster Eleganz Materialien wie Alu, Holz, Stein und Cord zu mixen, sondern sie haben für die Polsterung und für die Bezüge hoch widerstandsfähige und wasserabweisende Materialien verwendet.

Nicht zufällig übrigens. Denn bei aller Eleganz und neu entdeckten Indoor-Ansprüchen für Outdoor-Möbel, wenn einmal ein spontaner Regenguss kommt, sollten die Designermöbel dies dann doch überstehen. Man will ja nicht ständig Pölster ein- und ausräumen oder Wetterschutzhüllen übers Mobiliar stülpen. Ein Wollen, das sich auch mit der Erfahrung respektive den Wünschen, die an die Gartenarchitektin Gertraud Monsberger so herange­tragen werden, deckt: »Möbel, die man draußen stehen lassen kann, werden intensiv nachgefragt. Man sucht nach Robustem für jede Witterung – sogar Schneefall.«

Gartenmöbel werden also mittlerweile fürs ganze Jahr gekauft. Einmal mehr lässt sich
somit sagen: Die Welt hat sich verändert.

Gärten werden immer mehr zu Wohnräumen, die man das ganze Jahr lang nutzt.

Gertraud Monsberger, Gartenarchitektin

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