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Tischlein streck dich: Flexible Möbel für die Wohnung

Kreative Raumlösungen oder doch Maßanfertigung: Wie flexibel muss Wohnraum in Zeiten einer Pandemie sein? Mittlerweile gibt es zahlreiche Möglichkeiten, ein Homeoffice anzulegen, ohne viel verändern zu müssen.

12.01.2021 - By Karin Cerny

Eine strikte Trennung von Arbeit und Wohnen lehnten Charles und Ray-Eames ab. In ihrem ikonografischen Case Study House Nr. 8 in Los Angeles, das 1949 entstand, fließen die Bereiche elegant ineinander. Aufräumexpertin Marie Kondo würde freilich die Nase rümpfen, wie vollgeräumt die hellen Räume sind: Unzählige Folklore-Objekte aus aller Welt stehen da herum. Purismus war nicht unbedingt Sache der Eames, dieses Haus erzählt schließlich vom Leben seiner ebenso neugierigen wie kreativen Bewohner. Im Wohnzimmer thront ein Bücherregal, das nicht klassisch an der Wand lehnt. Und im Atelier finden sich dieselben Stühle wie im Wohnbereich. Weshalb sollte es beim Arbeiten nicht auch gemütlich sein? 

Die beiden Design-Pioniere waren ihrer Zeit voraus. Gerade während der Corona-Krise kann man von ihnen lernen, wie Räume offen und flexibel für unterschiedliche Funktionen bleiben können. Oft reicht ein Paravent aus Holz, um einen privaten Bereich von einer Arbeitsnische zu trennen. Gerade in Loft-Wohnungen leistet der »Eames Folding Screen«, eben dieser Paravent, den die beiden 1946 für Vitra entwarfen, nach wie vor gute Dienste. »Viele Menschen mussten durch die Pandemie von einem Tag auf den anderen ihren Wohnraum neu denken und improvisieren«, sagt Karin Voser-Birarda, Head of Sales Vitra Home Österreich und Schweiz: »Wir haben inzwischen viele Hy-bridlösungen: Vitra-Produkte, die für den Wohnbereich erfunden‹ wurden, werden nun im Office eingesetzt und umgekehrt.« Bestes Beispiel dafür ist der »Aluminium Chair«, der überall eine gute Figur macht. Er schont den Rücken ergonomisch, ob beim Essen, im Büro oder im Homeoffice. 

Die Grenzen verschwimmen ohnehin immer mehr: Büros sehen viel heimeliger aus als früher, Luxusmarken bieten Tische und Regal­systeme an, die man sowohl daheim als auch im Office einsetzen kann. »Die boomenden Coworking-Spaces haben diesbezüglich viele Türen geöffnet«, bestätigt Magda­lena Wahlmüller von der Geschäftsleitung des heimischen Wohnplanungsexperten Area: »Da wurde eine Flexibilität geprobt, von der jetzt auch Private profitieren.« BuzziSpace etwa bietet Möbel an, die auf engstem Raum sofort Konzentration ermöglichen: Sessel, die abgeschirmt wie Mini-Office-Spaces sind, oder eine Lärm absorbierende Frontblende, die man einfach an Tische montieren kann.

Verwandlungskünstler

Gerade in der Küche zeigt sich, wie wandel-bar Räume sind. »Ein großer Tisch kann im Laufe eines Tages verschiedene Funktionen erfüllen: Frühmorgens ist er Frühstückstreffpunkt für die ganze Familie, danach wird er zum Homeoffice, später wieder ein Platz für den gemeinsamen Lunch oder ein Ort für die Hausübungen der Kinder«, sagt Karin Voser-Birarda. Vitra-Tische sind mit ihrem funktionalen Minimalismus diesbezüglich echte Klassiker. Der Schweizer Anbieter Mobimex setzt ebenfalls auf transparente Konstruktionen, die zum Teil höhenverstellbar sind – und kleine Laden im Tisch lassen den Laptop verschwinden. So wird aus dem Arbeitsraum blitzschnell wieder ein Essbereich. 

»Für viele Menschen ist das Zuhause ein Rückzugsraum«, bestätigt Puja Chhibber, Leiterin des Wittmann-Showrooms Wien: »Da sind flexible Lösungen gefragt. Um kurzfristig daheim arbeiten zu können, möchte man nicht die ganze Wohnung umgestalten.« Möbel, die multifunktional sind, liegen ohnehin im Trend, wie die Module des Wittmann-Sofas »Playtime«, die man beliebig kombinieren kann. »Die Sitzhöhe muss für ältere Menschen genauso passen wie für Freunde, die am Sofa übernachten wollen. Und mit den richtigen Kissen lässt sich daraus auch eine Arbeitsecke herstellen.«

Maßanfertigung und Flexibilität schließen einander nicht aus. Karin Voser-Birarda betont, dass die Nachfrage nach individualisierten Produkten steigt. Viele Kundinnen und Kunden wollen eine »customized option« für ihre Möbel: ein System, das in der Mode schon länger boomt, um Dinge persönlicher zu gestalten. Das kann ein bestimmter Stoff sein oder eine Arbeitsplatte, die besonders gut zum Rest der Wohnung passt. Man möchte nicht von der Stange kaufen, sondern selbst als Kurator und Designer tätig werden. Auch das wäre im Sinn von Charles und Ray Eames, die stets betonten, Design solle nicht nur alltagstauglich sein, sondern auch Spaß machen. 

Erschienen in:

Falstaff LIVING Nr. 07/2020

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