Salone del Mobile: News aus Mailand von Angelika Rosam

Während Los Angeles nach Coachella eilte, ist ganz New York nach Mailand gejettet, um sich mit den berühmten Campari-Drinks das Dolce Vita zu verinnerlichen. Aber nicht nur die Amerikaner überfluteten wieder die Stadt – auch Asien hat es nach Covid zur 61. Salone Edition in das Design-Mekka geschafft. Deutschland, Österreich, Frankreich und das übrige Europa so und so. Die Design-Welt ist zurück, und mit ihr die Begeisterung der ausstellenden Unternehmen, die sich in den Pavillons auf der Messe von ihrer besten Seite zeigten. Dazu gehört ein Lifestyle, der kaum in einer anderen Stadt wie Mailand so gut gelebt werden kann. Die Bar Basso zum Beispiel, einst der unauffällige Treffpunkt für eine bestimmte Gruppe von Designkritikern, Möbelverkäufern und Designern, ist jetzt zu einem ständig pulsierenden Knoten von durstigen Menschen avanciert, die durch die geschwungenen Orangenscheiben sehen und gesehen werden wollten. Es gibt die Bar Luce, Marchesi, das Bulgari Hotel oder den legendären Giacomo in verschiedenen kulinarischen Ausführungen und etliche neue Gourmet-Tempel, die eines nach dem anderen aus dem Boden schießen. Der ungebändigte Drang nach Luxus ließ die Besucher vor den Stores in der Via Montenapoleone oder Via della Spiga in Schlangen stehen, als gäbe es kein Morgen mehr. Aber was steckte hinter dem wieder gewonnenen Ansturm internationaler Begeisterung für die einundsechzig Jahre alte Messe? Ein bisschen von allem. Die Rückkehr zu regelmäßigen Reisen mit Sicherheit. Neue Satellitenmessen, die es zu entdecken galt. Die Fixierung der Mode auf das Lifestyle-Spiel. Und nicht zuletzt eine neue Generation von online-gesättigten Kunstliebhabern und kunsthistorisch interessierten Designern, die anscheinend genauso begierig darauf waren, ihre eigenen bahnbrechenden Arbeiten zu sehen, wie die Retrospektive eines angesehenen älteren Künstlers.

Wenn Sie also jemand nach dem diesjährigen Salone fragt, erinnern Sie ihn daran, dass es um mehr geht als nur um die Messe selbst: Es geht um Mailand! Denn, während die Messe vor Ort eine kaum überschaubare Menge an Inhalten bot - Stunden, Tage voller Armaturen, Lampen, Sofas, Teppichen und sogar Details, die Gott vergessen hatte - war sie in Wirklichkeit nur ein Teil einer stadtweiten Transformation. Wie ein hoher religiöser Feiertag legte die Designwoche Mailand lahm und füllte das Labyrinth der ummauerten Gärten bis zum Rand mit Pop-ups, offenen Ateliers, Ausstellungen, Symposien, Stunts und Partys, die allesamt lässig unter dem kurzen Namen Salone apostrophiert wurde. Was wir bei unseren Streifzügen durch die blühende Designhauptstadt und ihren verrückten Distrikten wie Brera, Alpha oder Isola besonders mochten:

LOEWE

Jonathan Anderson ist einer der wenigen Modedesigner, die sich aktiv für das traditionelle Handwerk engagieren. Über den Loewe Craft Prize und natürlich den Salone, lässt er Kunsthandwerker aus aller Welt in seine Arbeit bei Loewe einfließen. Dieses Mal nahm sich Loewe den einfachen Stockstuhl vor, ein oft übersehenes Möbelstück, das dennoch ein unauslöschlicher Teil der Geschichte ist. Dreißig Stühle, davon 22 Vintage-Stühle, wurden in Leder, Folie, Schurwolle und Raffiabast eingewickelt, neu interpretiert und aufgerollt, und, das alles in einer Reihe von Loewe-erprobten Farben, die das alltägliche Möbelstück zu seinem rechtmäßigen Status als Kunstwerk aufpolierten. Die Ausstellung umfasste auch eine Auswahl an Taschen, die von den Stühlen inspiriert sind und den Kreislauf des kollektiven Kunst-, Mode- und Designethos von Loewe weiterführen.

KARTELL

Welcher »Bourgie« sind Sie? Die Lampe von Ferruccio Laviani, ein Kartell-Klassiker und eines der meistfotografierten Produkte der letzten zwanzig Jahre, bietet ein ganz neues Lifestyle-Erlebnis. Jetzt können alle Kartell-Fans an einer Hommage an dieses ikonische Produkt teilnehmen, das bereits so vielen Wohnungen schmückt.

Die #BOURGIEMANIA verwandelte den Kartell Flagshipstore in der Via Turati in eine Pop-Art-Galerie. Das Projekt erstreckte sich über verschiedene Phasen, im Vorfeld war jeder eingeladen, eine persönliche fotografische Hommage an die Bourgie-Lampe auf seinen eigenen Kanälen unter dem Hashtag #bourgiemania zu veröffentlichen. Die Beiträge wurden in einer Fotogalerie gesammelt, die während des Kartell-Events am 18. April lanciert wurde.

Diese erstaunliche und inspirierende Bildergeschichte zeigt, wie die Bourgie in unsere Wohnungen, Büros und Orte der Unterhaltung und Schönheit Einzug gehalten hat - und immer noch hält. Im Rahmen dieses Projekts wurde auch eine Sonderausgabe der Bourgie-Lampe in limitierter Auflage und in exklusiven Farben hergestellt, die nur noch wenige Tage im Geschäft und Online erhältlich ist.

 

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GIBERTO ARRIVABENE

Anlässlich von FuoriSalone kreierte Glas-Designer Giberto Arrivabene Valenti Gonzaga LUCE SERENISSIMA, exquisite Lichtschalter, die antike Materialien mit modernen Designtechniken verbinden und ein Gefühl von Zeitlosigkeit und Handwerkskunst vermitteln. Die Idee zu den Schaltern entstand in seinem Haus, dem Palazzo Papadopoli, einem barocken Palast am Canale Grande in Venedig. Bei seiner Arbeit fiel ihm ein alter Lichtschalter aus Marmor auf und ihm wurde klar, dass ähnliche Schalter früher für Nachttischlampen verwendet wurden, diese aber mittlerweile out waren.

So begann die Reise der LUCE SERENISSIMA-Schalter, die seiner Meinung nach sowohl funktional als auch als kleine Kunstwerke dienen sollten.

Durch die Kombination von Vermeil, in Gold getauchtem Silber, Glas und Steinen aus Madagaskar sind drei verschiedene Versionen entstanden: Die erste ist grün und besteht aus Avventurina-Glas, einem ganz besonderen Glas mit goldenen Sprenkeln, die zweite aus Rhodonit, einem glänzenden rosafarbenen Stein mit schwarzen Streifen, und die dritte aus Achat, einem seltenen Stein, der von Blautönen zu Grau übergeht. Design-Statements mit einem Fashion-Touch.

BISAZZA x Vincent Darré

Visionär und mythologisch ist die erste Zusammenarbeit zwischen dem französischen Künstler Vincent Darré und der Marke aus Venetien, die auf der Fuori Salone 2023 präsentiert wurde. Mit den vier Mosaikdekoren Karyatiden, Kalliope, Thalia und Erato ließ sich Darré vom Neoklassizismus und Surrealismus inspirieren, die er extravagant und ironisch zu Kunstwerken kreierte. »Jedes Symbol steht dabei für einen Lebensabschnitt«, gibt der Künstler zu Protokoll. »Und wir bringen damit die poetische Seite der dekorativen Kunst auf die zeitgenössische Bühne.«

POLTRONA FRAU

Anlässlich des Salone del Mobile 2023 hat sich auch in der hochqualitativen Design-Manufaktur Poltrona Frau einiges getan. Die italienische Traditionsmarke begrüßte heuer in ihrem mit Fresken bemalten faszinierenden Flagship-Store auf der Via Manzoni, wohl eines der bestgehüteten Geheimnisse der Stadt, abermals passionierte Design-Liebhaber und erfüllte alle Erwartungen. Man präsentierte eine besondere Neuauflage des ikonischen Dezza von Gio Ponti, die DUO COLLECTION, eine neue Zusammenarbeit mit Ceccotti Edizioni, entworfen von Designer Roberto Lazzeroni, dem bestmöglichen Interpreten einer stilistischen Synergie zwischen den beiden Marken. Das große Interview dazu erscheint am 12. Mai im neuen LIVING.

 

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MINOTTI

Der Minotti-Pavillon 2023: ein Ort, wo man seiner Interior-Fantasie freien Lauf lassen konnte. Ein Ort, wo man auf insgesamt gigantischen 4.500 Quadratmetern (wohl der größte Messestand auf der Salone) die »Made in Italy«-Bewegung hautnah spürte und sich erneut für klassisches Design mit zeitgemäßen Entwürfen begeisterte. Das italienische Möbelhaus kreierte einen Ort für Raum und Seele. Mit einer großartigen Architektur, die das Besondere der Brand bis ins kleinste Detail zum Ausdruck brachte. Man präsentierte Neues und Dagewesenes. Indoor wie große Flächen beeindruckender Outdoor-Kreationen. Entdecken Sie die Kollektion 2023 durch die Design-Signaturen von Rodolfo Dordoni, Gordon Guillaumier, Marcio Kogan / studio mk27, Nendo, GamFratesi oder Inoda+Sveje.

EDRA

Edra fällt unter die Sorte Unternehmen, das sich in der dritten Generation für die Arbeit vor Ort entschieden hat. Einige Mitarbeiter starten dort und geben den Staffelstab an ihre Kinder und Enkelkinder weiter. Kein Wunder, dass man über den Familien-Betrieb und seiner Herzlichkeit in vollen Zügen schwärmt. Und das hängt wohl mit der »Leading Lady« der Brand zusammen, die ihre Firma als zielstrebige »La Mama« führt. »Manchmal wird uns gesagt, dass Edra wie eine große Familie ist, und das ist für uns eine große Freude«, so Monica Mazzei, die Hausherrin und Eigentümerin. Höchster Komfort, universelle und zeitlose Eleganz sind die wesentlichen Merkmale von Edra, das 1987 in der Toskana gegründet wurde. Heute ist man auf der ganzen Welt für die absolute Qualität seiner Produkte bekannt, die künstlerische Tradition, technologische Forschung, hohes handwerkliches Können und Materialien von höchster Qualität vereinen. Ultimativ zur Schau gestellt auf der heurigen Salone, aber sehen Sie selbst…

ALCOVA MILANO

Alcova - der Hotspot für Design-Enthusiasten. Die von Space Caviar und Studio Vedèt entwickelte Plattform für unabhängiges Design, kehrte für ihre Ausgabe 2023 an einen neuen Ort zurück: den ehemaligen Schlachthof von Porta Vitoria. Das Gelände, das heute vernachlässigt wird, aber für eine radikale und dauerhafte Umgestaltung bereit ist, wurde für die Dauer der Veranstaltung wieder intensiv mit Performances, Ausstellungen, Vorträgen, Vorführungen und Installationen bespielt. Mehr als 90 internationale Designer und Marken wurden von Alcova ausgewählt, ein breit gefächertes und abwechslungsreiches Parterre, das von Materialexperimenten (Luma Arles, Estudio Rain) bis hin zu Neuinterpretationen von Klassikern (Pictalab mit von Portaluppi inspirierten Tapeten und Barbini Specchi Veneziani mit künstlerischen Interpretationen von Muranoglas) reichte. Großes Augenmerk wurde – was sonst? - auf Nachhaltigkeit gelegt, mit umweltfreundlichen Objekten wie dem Oto Chair aus recyceltem Kunststoff, der nur online mit kompostierbarer Verpackung verkauft wird, und interdisziplinären Workshops, die von IED-Studenten geleitet wurden. Und schließlich mangelte es nicht an beeindruckenden Installationen wie dem Spiegelraum von Materica oder der traumhaften und fesselnden Inszenierung von This is Denmark. Ein Auszug.

FORNASETTI

Mit »The Syntax of Making«, drei neuen Möbel- und Accessoire-Kollektionen, ist Fornasetti einer der Must-Visit-Stores der Design Week 2023. Die originellen Formen – im gewohnt extravaganten Fornasetti-Stil- und drei verschiedene Dekore bringen die Einzigartigkeit des Savoir-faire des Ateliers zum Ausdruck. Traditionelle Handwerkstechniken werden mit einer unverwechselbaren künstlerischen Sprache verbunden und bilden die »Syntax des Machens«, die den Kreationen der Marke Leben einhaucht. Die Möbel werden mit Einrichtungsgegenständen und Porzellan kombiniert und verwandeln die Ecken der Wohnung in Mikrokosmen voller Charakter und Eleganz, selbst mit nur wenigen kleinen Elementen. Besonders sehenswert: die Anordnung der Vielseitigkeit der Tablett-Kreationen.

 

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KOHLER

Kohler, fraglos ein globaler Pionier in Sachen Design und Innovation, hat sich mit vier Künstlerinnen aus der ganzen Welt auf eine Entdeckungsreise begeben, die im Rahmen von »The Creator's Journey« auf der diesjährigen Mailänder Designwoche präsentiert wurde. Ananda Nahú aus Brasilien, Ziling Wang aus China, Pushpa Kumari aus Indien und Elle aus den Vereinigten Staaten kreierten eine limitierte Kollektion von 12 Artist Editions-Produkten, die jeweils eine Ode an die Schönheit des Badezimmers darstellen. Die Künstlerinnen haben ihre einzigartigen visuellen Ausdrucksformen in die Produkte einfließen lassen und sie so in florale Kunstwerke verwandelt.

 

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