Review: Salone del Mobile
Fulminantes Comeback nach monatelanger Pandemie-Abstinenz: »Weniger ist mehr« lautete das Motto der heurigen Mailänder Designmesse, des »supersalone«, die reduziert, aber deshalb nicht weniger erfolgreich und qualitativ hochwertig über die Bühne ging. Der LIVING Nachbericht über die wichtigste Möbelmesse der Welt in Zeiten Coronas.
08 . Oktober 2021 - By Angelika Rosam
Der gewohnte Overkill an Präsentationen, Menschenmassen und Events blieb beim heurigen Salone del Mobile aus. Und dennoch machte die größte Möbelmesse der Welt, die in den letzten achtzehn Monaten zwangsverordnet in Pandemie-Abstinenz verharrt hatte, weder in Sachen Qualitätsansprüche noch in der Kreativität Abstriche. In »supersalone« umbenannt und auf ein Fünftel der Größe reduziert, mit nur 464 Ausstellern im Vergleich zu den 2.418, die an der letzten Ausgabe im April 2019 teilgenommen hatten, brachte die Mailänder Designwoche vielmehr eine ruhigere und bedeutungsvollere Erfahrung, die mehr an die früheren Jahre erinnerte. Obwohl man die internationale Klientel vermisste, überzeugte die überschaubare Größe der Veranstaltung Aussteller wie Designliebhaber. Ausgehungert von der Tatsache, monatelang seine neuesten Würfe nicht zur Schau stellen zu können, durfte man endlich wieder präsentieren, leben, kommunizieren, Design genießen – und kein Besucherquantitätseinbruch der Welt konnte diese Tatsache schmälern.
»Ich denke, es ist das beste Jahr, um hier zu sein, denn es gibt weniger Veranstaltungen und weniger ist generell besser«, so etwa Ygaël Attali, der Gründer der Galerie Philia. »Es ist ein bisschen authentischer als sonst.« Und auch Designer Luca Nichetto konstatierte gegenüber »Dezeen«: »Es ist ein völlig anderer Rhythmus. Ich bevorzuge diesen Weg, weil man tatsächlich tiefer sprechen kann.« Und ganz so hielt der Grundtenor in der Branche an. Auch wenn man das unabhängige Programm des Fuorisalone, das parallel zur Möbelmesse in der City Mailands seine Highlights mit nur 594 Veranstaltungen präsentierte – also weniger als halb so groß wie das Programm 2019 –, runtergeschraubt hatte, brummten Mailand und seine verrückten Design-Distrikte wie Brera, Alpha und Isola wie ein Bienenstock. Es war keineswegs weniger spektakulär als in den coronafreien Jahren. Kein Wunder auch.