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Pritzker-Preis: Auf dem Olymp des Bauens

Der alljährlich verliehene Pritzker-Preis ist die wichtigste Auszeichnung in der Welt der Architektur. Die Jubilar:innen freuen sich nicht nur über eine Bronzemedaille und 100.000 US-Dollar Preisgeld, sondern auch über globalen Ruhm und medial schier grenzenlose Ehre.

24.05.2023 - By Wojciech Czaja

Jedes Frühjahr verfällt die weltweite Architekturszene in eine Art ­Aufregungsstarre. Die einen hoffen, dass endlich ihr persönlicher Lieblingsarchitekt auserkoren wird, die anderen spekulieren, ob der renommierte Pritzker-Preis diesmal an ein westliches Land oder in den Globalen Süden vergeben wird, wiederum andere sind schon neugierig darauf, ob die Pritzker-Jury der in Chicago beheimateten Hyatt Foundation diesmal einen weltbekannten Star oder nicht doch lieber ein regionales, kaum bekanntes Underdog-Talent vor den Vorhang holen wird. 

Nur eines ist gewiss: Kaum wird die Information publik, kaum ist der Adressat, die Adressatin des mit 100.000 US-Dollar dotierten Preises, der gerne auch als der Nobelpreis der Architektur bezeichnet wird, publik – in der Regel passiert dies an einem frühen Märztag um zehn Uhr Chicagoer Ortszeit – laufen die Telefone heiß, und bis zur Preisverleihung wenige Wochen später gibt es für die oder den Jubilar:in kein Entkommen, kein mediales Entrinnen mehr. 

Architekturpreise haben eine lange Tradi­tion und werden seit über 300 Jahren verliehen. Doch der Pritzker-Preis, 1979 ins Leben gerufen, gilt bis heute als wichtigste baukulturelle Auszeichnung der Welt. Ziel ist, einen lebenden Architekturschaffenden auszuzeichnen, dessen gebaute Arbeit sich durch Talent, Vision sowie technisches, kulturelles und zunehmend auch soziales und gesellschaftspolitisches Engagement auszeichnet. Wie stellen Ihnen die Preisträger:innen der letzten Dekade vor. 

2013
Toyo Ito
 Die meisten seiner Bauten sind weiß, doch dafür umso spektakulärer in Form gebracht. Der japanische Meister der Morphologie schafft es, Kulturbauten wie etwa Museen, Theater und Bibliotheken mit der gleichen Liebe zu gestalten wie Modetempel für Tod’s, Hermès und Co.  toyo-ito.co.jp

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2014
Shigeru Ban
 Nichts ist dem japanischen Architekten, der unter anderem das Centre Pompidou in Metz sowie das Headquarter für den Schweizer Uhrenhersteller Swatch geplant hat, so wichtig wie das Material: Die meisten seiner Bauten sind aus Bambus, Holz, manchmal sogar aus Karton und Papier. shigerubanarchitects.com

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2015
Frei Otto

Der einzige Preis in der Pritzker-Geschichte, der posthum vergeben wurde: Frei Otto zählt zu den
wichtigsten Architekten und Bauingenieuren Europas und entwickelte zu Lebzeiten hochkomplexe, konstruktiv visionäre Gitterstrukturen – wie etwa für den Münchner Olympiapark. freiotto.com

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2016
Alejandro Aravena
 2006 gründete der chilenische Architekt sein Social-Business-Unternehmen Elemental mit dem Ziel, billigen Wohnraum für Einkommensschwache zu errichten. Die Häuser sind bewusst so konzipiert, dass sie von den Menschen eigenhändig erweitert und umgebaut werden können. elementalchile.cl

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2017
Rafael Aranda, Carme Pigem und Ramon Vilalta

Die drei Architekt:innen führen gemeinsam ein Büro in Girona. Bei ihren Projekten handelt es sich um gewaltige, atmo-sphärisch beeindruckende Bauten an der Schnittstelle zwischen Architektur und Stadtlandschaft. Das Büro RCR ist vor allem regional in Katalonien tätig. rcrarquitectes.es

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2018
Balkrishna Vithaldas Doshi

Der indische Architekt gehörte der ersten Generation an, die nach dem Ende der britischen Kolonialherrschaft begonnen hat, dem neuen unabhängigen Staat Indien – vor allem mit öffentlichen Bauten – eine kulturelle Identität zu verleihen. Im Jänner 2023 verstarb er im Alter von 95 Jahren. 

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2019
Arata Isozaki

Isozaki entwickelte in den 1960er-Jahren viele utopische Stadtentwürfe. Zu den späteren Bauten zählen die Expo 1970 in Osaka, der Palau Sant Jordi in Barcelona oder etwa der 202 Meter hohe Allianz-Tower in Mailand. Isozaki starb im Dezember 2022. Sein Büro wird fortgeführt.  isozaki.co.jp

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2020
Yvonne Farrell und Shelley McNamara

Die beiden irischen Architektinnen leiten eines der weltweit größten Architekturbüros unter ausschließlich weiblicher Führung. Grafton Architects realisiert riesige Bauwerke mit hoher emotionaler Sensibilität. Die beiden selbst -bezeichnen ihre Bauten als »gebaute Geografie«.  graftonarchitects.ie

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2021
Anne Lacaton & Jean-Philippe Vassal

Das Pariser Architekt:innenpaar hat in den letzten 30 Jahren eine Expertise entwickelt, wie auch mit wenig Budget viel Raum geschaffen werden kann. Aktuell zählen Lacaton & Vassal zu den wichtigsten Vorreitern in Sachen Sanierung und Refurbishment von Nachkriegswohnbauten. lacatonvassal.com

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2022
Diébédo Francis Kéré

Kéré, geboren in Burkina Faso, Architekturbüro in Berlin, verbindet in seiner Arbeit die beiden Kontinente Afrika und Europa. Sein Œuvre umfasst Schulen, Krankenhäuser und Wohnbauten, meist aus Lehm und lokalen Baustoffen. Aktuell baut er das Parlamentsgebäude von Benin.  kerearchitecture.com

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Erschienen in:

Falstaff LIVING Nr. 03/2023

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