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Prächtige Gärten: Reise um den Globus

Prächtige Gärten waren schon immer ein gelungenes Beispiel für Globalisierung. Man holte sich Inspiration von seinen Reisen. Und kreierte ein kleines Paradies, das Urlaub auch Zuhause ermöglichte. LIVING zeigt Tipps für Gartenstile, die zeitlos schön und aktuell sind.

27.04.2021 - By Karin Cerny

Der Garten ist ein Ort, an dem wir unser Fernweh ausleben: Ein Lavendelfeld, und wir haben sofort Bilder vom Urlaub in Südfrankreich im Kopf. Blühende Zierkirschen entführen nach Japan. Und Palmen lassen an England denken. Palmen, England? Das mag absurd klingen, aber Martin Jann von der Gärtnerei Starkl klärt auf: »In englischen Gärten fand man schon vor 200 Jahren Palmen und Rhododendren. Ab dem 18. Jahrhundert waren Pflanzen aus aller Welt auch in europäischen Gärten zu finden.« 

Erstaunlich, wie wenig sich über die Jahrhunderte verändert hat: Man holt sich seit jeher Inspiration von Reisen und hofft, dass die exotischen Sträucher und Blumen auch daheim überleben. Insofern waren Gärten schon immer Hybride, Orte, an denen unterschiedliche Kulturen zusammenkamen. Der aktuelle Klimawandel begünstigt, dass viele Pflanzen auch hierzulande wachsen, die es früher schwieriger hatten. »Vor 15 Jahren hätte man nicht gedacht, dass bei uns Feigenbäume im Garten wachsen. Mittlerweile gedeihen sie prächtig, ebenso wie Olivenbäume oder die Toskana-Zypresse«, erklärt Gartenexperte Jann. 

Welcher Garten für einen Menschen in Frage kommt, hat also auch immer mit Nostalgie zu tun. Welche Gerüche möchte man Zuhause haben? Welche Erinnerungen sollen dabei wach werden? Vor allem der französische Garten im Stil der Provence gilt als Duftparadies, schließlich werden hier die besten Parfums der Welt hergestellt. Die französischen und italienischen Gärten sind gleichermaßen ideal, wenn man gern selbst kocht: Rosmarin und Knoblauch, Majoran und blühender Ziersalbei. Alles wuchert und dient gleichzeitig einem kulinarischen Zweck. 

Der Provence-Stil ähnelt dem Toskana-Stil: Terrassenförmige Steinhäuser, die vor der brennenden Sonne schützen sollen, Weinberge und Olivenhaine, mediterranes Flair. »Ein absolutes Must im französischen Garten sind Hortensien und Lavendel. Dann stellt sich sofort ein Provence-Gefühl ein«, so Peter Baumgarten von BeGründer. 

Englische Gärten galten lange als geometrische Planspiele, als begehbare Landschaftsgemälde. Aber auch das hat sich über die Jahrhunderte verändert. »Der englische Garten mit einer viel lockereren Bepflanzung ist inzwischen die Hauptinspiration«, sagt Jann: »Obwohl man sagen muss, dass viele Gärten ohnehin ein Mix aus englisch, französisch und italienisch sind.« Trotzdem sind englische Gärten in ihrer Anlage nach wie vor eine Spur penibler und strukturierter. »Sie leben vom Kontrast aus perfektem Rasen und üppiger Staudenbepflanzung«, erklärt Baumgarten. 

»Es gibt auch im Garten Trends, im Moment vermischen sich die Stile«, bestätigt die in England lebende Gartenplanerin Johanna Kalnoky: »Mir ist Nachhaltigkeit wichtig, die Bepflanzung so anzupassen, dass man später keine künstliche Bewässerung braucht.« Deshalb sollte man schon vorher prüfen, welche Voraussetzungen man vorfindet. »Einen italienischen Garten sollte man nur anlegen, wenn man wirklich viel Sonne hat«, sagt Baumgarten: »Man kann den Pflanzen aber auch durch die richtige Lage helfen. Zypressen überleben auch kalte Winter, wenn sie eine schützende Wand in der Nähe haben.« 

Die größte Herausforderung ist freilich der japanische Garten, der ein Gesamtkunstwerk darstellt. »Er hat sich aus der Philosophie entwickelt und ist sehr reduziert: Wenig Pflanzen wie der Fächerahorn, Zierkirschen, Azaleen oder Bambus, die starke Akzente setzen«, so Jann: »Der japanische Garten hatte seinen Höhepunkt vor rund 20 Jahren. Mittlerweile ebbt der Trend Bambus wieder ab.« Dafür erleben Bonsais gerade wieder eine kleine Renaissance. »In einem Topf im Garten sind sie ein echtes Highlight und werden wieder verstärkt nachgefragt«, bestätigt Baumgarten. Japanische Gärten sind etwas für Liebhaber, es bieten sich eher Nischen im japanischen Stil an. Einen ganzen japanischen Garten mit Wasserbecken, Brücke und Kiesflächen, deren Wellenmuster das Meer oder einen See versinnbildlichen, sollte man nur anlegen, wenn man tatsächlich dort meditieren und seinen Tee stilvoll zu sich nehmen möchte. Dann steht dem Shinrin Yoku nichts mehr im Weg: Das japanische Waldbaden ist längst eine anerkannte Therapieform, die man auch im eigenen Garten ausleben kann. 

Everything goes? Ja und nein. Man braucht keine Angst zu haben, Fehler im Garten zu machen. Entscheidend ist das harmonische Gesamtbild, und nicht, woher man sich die Inspiration geholt hat. Besonders von Italien kann man lernen, dass Garten und Villa aus einem Guss entstehen sollten. Erst wenn das Haus, der Garten und der eigene Lebensstil zusammenpassen, dann ist man am Ziel. Und kann sich zurücklehnen und die blühende Pracht genießen. 

Frankreich

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Alles blüht und duftet: Im französischen Garten stehen üppige Pflanzen im Zentrum: Hortensien, Lavendel, Feigen, Zypressen. Aber auch viele Kräuter wie Rosmarin oder Thymian, die nicht nur schön anzusehen sind, sondern auch köstlich riechen und in der Küche zum Einsatz kommen.

Japan

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Der japanische Garten ist ein philosophisches Gesamtkunstwerk. Er ist sehr reduziert und bevorzugt wenige Pflanzen, die aber starke Akzente setzen. Bambus liegt nicht mehr so im Trend wie noch vor einigen Jahren. Dafür erleben Bonsais gerade wieder eine kleine Renaissance.

Italien

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Blick aufs Meer: Der Klimawandel lässt auch in unseren Breitengraden mediterrane Pflanzen wie Feigen oder Zitronen gedeihen. Um einen perfekten italienischen Garten anzulegen, sollte man aber trotzdem viel Sonne haben. Und auch planen, wie man empfindliche Pflanzen vor der Kälte schützt.

England

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Eine klare Trennung von Rasen und Sträuchern ist im englischen Garten wichtig, der auf prächtige Farben und üppigen Wuchs setzt. Die Pflanze steht im Zentrum, Rosen gehören dazu. Holzmöbel und freistehende Töpfe, die am Wegesrand stehen, runden das perfekte britische Landleben ab.

Erschienen in:

Falstaff LIVING Nr. 03/2021

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