ÖKO-BAU: Eine Frage der Nachhaltigkeit

Österreichische Projektentwickler:innen haben die Zukunft in der Hand. Das wissen sie und handeln auch danach. Sie sind Pionier:innen bei ressourcenschonenden Immobilienprojekten. Für ein kleines Land ist es sehr ungewöhnlich, wie viele Innovationen und Weltneuheiten umgesetzt werden.

02.06.2023 - By Walter Senk

Das Thema Energie hat die Nachhaltigkeit bei Immobilien in den letzten Monaten stark in den Vordergrund gerückt. »Die explodierenden Energiepreise in den letzten zwölf Monaten haben hier den Blick von Investor:innen wie Konsument:innen geschärft«, so Peter Lazar, Vorstandsvorsitzender der Vienna Estate Immobilien. Entwickler:innen, Nutzer:innen und Investor:innen betrachten Nachhaltigkeit bei Projektentwicklungen als eine wichtige und notwendige Komponente, um eine positive Wirkung auf die Umwelt und die Gesellschaft zu erzielen. »Nachhaltigkeit in der Entwicklung ist kein USP mehr, sondern ganz klar ein Must-have!«, sagt etwa Caroline Palfy, Geschäftsführerin HANDLER Holding. Das Thema Nachhaltigkeit ist zwar in der Bau- und Immobilienbranche unumgänglich, alle Aspekte der ESG-Kriterien zu berücksichtigen allerdings eine Herausforderung: Leistbares Wohnen soll ressourcenschonend gebaut werden und gleichzeitig wirtschaftlich für die Entwickler:innen sein. »Wir sind überzeugt, dass Nachhaltigkeit nicht nur eine moralische Verantwortung ist, sondern auch eine wirtschaftliche Chance bietet«, sagt Peter Lazar. »Wenn wir nachhaltige Praktiken in unsere Projektentwicklungen integrieren, können wir Betriebskosten senken und Ressourceneffizienz steigern, was langfristig zu Kosteneinsparungen und Rentabilität führt.« Auch die Nutzer:innen achten mittlerweile aufgrund der hohen Inflation und der aktuellen Energiepreise verstärkt auf die Energie­. Im ersten Schritt kann das als kosten- und zeitintensiv erscheinen. Im Hinblick auf die Zukunft ist es allerdings die einzige ­Möglichkeit, um zu bestehen und um ­wettbewerbsfähig zu bleiben. 

Innovation und Nachhaltigkeit 75 Prozent Holz, 84 Meter hoch, 24 Stockwerke. Das »HoHo« in der Seestadt Aspern ist als Holz-Hybrid--Hochhaus das höchste Holzhochhaus in Österreich. Im Hotel »Dormero HoHo« Wien kann man sich von der Qualität überzeugen. hoho-wien.at

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Leuchtturmprojekt in Floridsdorf Die komplexe Entwicklung des ersten urbanen Plus-Energie-
Quartiers in Wien wird zum Musterbeispiel nachhaltiger Stadtentwicklung und generiert damit einen dreifachen Mehrwert für Mensch, Umwelt und Wirtschaft. sueba.at

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»Nachhaltigkeit in der Entwicklung ist kein USP mehr, sondern ganz klar ein Must-have!« Caroline Palfy, Geschäftsführerin HANDLER Holding

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Exklusive Wohnjuwelen Dachgeschoße auf Zinshäusern zu errichten ist die Königsklasse, und Bauen im Bestand ist eine optimale Nutzung der Ressource Grund und Boden. Barrierefreier Zugang und Luftwärmepumpen schaffen Wohnraum mit Zukunft. viennaestate.com

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Ökologisierung der Branche

Um Anforderungen hinsichtlich Ökobilanz und Lebenszykluskosten zu entsprechen, setzt Caroline Palfy unter anderem auf den Holzsystembau: »Wir freuen uns über den Aufschwung von Holz als nachhaltigem Baustoff.« Und VÖPE-Präsidiumssprecher Andreas Köttl, CEO von Value One, erklärt: »Die Welt verändert sich zunehmend in Richtung Nachhaltigkeit und ökosozialer Verantwortung.« In der Vereinigung Österreichischer Projektentwickler haben sich aktuell rund 50 Unternehmen zusammengefunden, deren Ziel es ist, die großen Zukunftsthemen proaktiv anzugehen und mit alten Paradigmen der Branche – teils radikal – zu brechen. »Was wir brauchen, ist eine Transformation«, ist Palfy überzeugt. Durch die Erarbeitung eines Wertekodex innerhalb der VÖPE wurde eine gemeinsame Basis geschaffen, die alle wesentlichen Themen von der Nachhaltigkeit über einen Code of Conduct bis zum Bekenntnis zu fairen und regionalen Vergaben abdeckt. Geschäftsführer Sebastian Beiglböck: »Dabei orientieren wir uns an den Empfehlungen der Vereinten -Nationen, des Green Deals der Europäischen Union sowie der ISO-Norm 26000.« 

Rechtliche Rahmenbedingungen

Dass man sich bei dem Thema Nachhaltigkeit noch auf holprigem Terrain befindet und -Einiges noch im Argen liegt, beschreibt wohl Peter Engert, Geschäftsführer der ÖGNI, am besten, wenn er meint: »Es ist unverständlich, dass Maßnahmen von Unternehmen zur Nachhaltigkeit, die bewiesenermaßen einen volkswirtschaftlichen Mehrwert bringen, wie zum Beispiel Einsparung von CO2-Strafzahlungen, nicht finanziell gefördert werden. Das Ankleben von Styropor auf Fassaden durch diverse Wohnbauförderungen aber schon.« Auch die Finanzierung einer Sanierung ist schwierig und löst aktuell zahlreiche Diskussionen aus: Wer trägt die Kosten? Der Ertrag einer thermischen Sanierung fällt zu 100 Prozent den Mieter:innen über gesenkte Betriebskosten zu. Die Gebäude-halter:innen haben aber keinen wirtschaftlichen Effekt, außer über eine Wertsteigerung des Gebäudes. Diese Wertsteigerung kann eine finanzierende Bank allerdings nicht ansetzen. Außerdem, so Peter Engert, »haben wir in Österreich ein Mietrechtsgesetz, Mieterschutz, Mietpreisdeckel und ein Wohnungseigentumsgesetz, die alle Sanierungen eher behindern als fördern.« Ein wesentliches Argument, denn Grund und Boden ist knapp und in den kommenden Jahren ist zu erwarten, »dass wir weniger Neubauten und mehr Sanierungen, Verdichtungen und Überbauungen sehen«, so Peter Engert. Aber egal ob Neubau oder Sanierung, VÖPE-Präsidiumsmitglied Gerald Beck, Geschäftsführer UBM Development Österreich, ist überzeugt: »Die Zukunft der Immobilienentwicklung wird nachhaltig, smart, entdeckt alte Baustoffe neu und hat eine neue -Energieversorgung.«

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Weltrekord im Ziegelmassivbau In Kooperation mit Wienerberger  entsteht im Wildgarten das weltweit erste Gebäude mit acht  Vollgeschoßen in monolithischer  Ziegelbauweise. Energieeffizienz und Biodiversität zeichnen das gesamte Stadtquartier aus. are.at

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Chaletdorf im Südburgenland Die Chalets in Hannersberg sind in Vollholzbauweise errichtet. Dank der Vorfertigung in heimischer Produktion war die Bauzeit bereits nach drei Monaten abgeschlossen. Die Chalets sind übrigens für private Feste oder Firmenevents zu mieten. handler-group.com

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