New Faces: Die Marke Dottings im Porträt
Ästhetik, Funktionalität und eine Prise Humor – an dieser Schnittstelle finden sich die Produkte und Entwürfe des Designerinnenduos dottings. Absolventinnen der Universität für angewandte Kunst Wien, die seit fast zwei Jahrzehnten mit einer haltungsorientierten Designpraxis überzeugen.
25.04.2023 - By Gerald Bast
An der Angewandten ist es unser Anspruch, Kunst und insbesondere Design als gesellschaftliche Wirkungsparameter zu verstehen. Seit der Gründung der damaligen k. u. k. Kunstgewerbeschule steht die Angewandte für ein Designverständnis, das die Gestaltung von Produkten oder Artefakten nicht isoliert von ihren gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wirkungszusammenhängen sieht. Designer:in-nen entwerfen nicht bloß Produkte, sie gestalten mittelbar das Leben und Zusammenleben der Menschen, das heißt, sie haben letztlich Anteil an der Gestaltung der Gesellschaft.
Sofia Podreka und Katrin Radanitsch stellen Ansprüche an ihre Marke Dottings
Dieser Anspruch findet sich in den vielen Entwürfen, Produkten und Objekten des Designerinnenduos dottings wieder, weshalb ich seine Arbeit seit vielen Jahren mit großer Begeisterung verfolge. Hinter dem Label stehen Sofia Podreka und Katrin Radanitsch. Beide sind Industrial-Design-Alumnae der Universität für angewandte Kunst. Ihr Designstudio gründeten sie direkt im Anschluss an ihr Studium und führen es seither erfolgreich. Mit viel Leidenschaft und Energie verfolgen sie eine Designpraxis, die Ästhetik und Funktionalität vereint und dabei nah am Menschen bleibt – immer schön, oft humorvoll, nie nur formalistisch. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen ist für sie dabei zentral, ökologische Vertretbarkeit nicht nur ein Schlagwort.
Kooperationspartner Riess Emaille heutig übersetzt
Beleg dafür ist unter anderem die langjährige Zusammenarbeit mit dem österreichischen Traditionsunternehmen Riess Emaille. In vielen Kooperationen entwickelten sie eine zeitgenössische Formensprache für das fast ikonenhafte Kochgeschirr aus Österreich. In Serien wie den »Aromapots« und »Serve + Store« übersetzten sie mit viel Verständnis für Tradition und Materialität die bewährten Produkte in das 21. Jahrhundert und machen sie so zu unverzichtbaren Objekten kontemporärer Kochkultur.
Designs für den öffentlichen Raum am Yppenplatz
Eine weitere Erfolgsgeschichte sind die Beiträge der Designerinnen im öffentlichen Raum. Kunst und Design im öffentlichen Raum können durchaus als Königinnendisziplinen unter den Gestaltungsaufgaben bezeichnet werden. Kaum irgendwo anders müssen Objekte so vielen Anforderungen dienen und gleichzeitig so hohe Standards erfüllen: von Sicherheit über Robustheit bis schließlich hin zu einer Ästhetik, die von den Menschen vor Ort angenommen wird. Und auch hier überzeugt dottings mit einer vom Menschen aus gedachten und gleichzeitig
ästhetischen Anwendungsorientierung. Otto-Wagner-Grün – das gelernten Wiener:innen von den ehemaligen Stadtbahnstationen mehr als vertraut ist – leuchten beispielsweise die Marktmöbel am Yppenplatz ihren Besucher:innen entgegen. Durch ihre terrassierte Form, die das Sitzen und Verkaufen gleichfalls ermöglicht, wirken sie fast skulptural und trotzdem einladend, ihre Farbigkeit ist eine elegante Verknüpfung von Wiener Geschichte und Gegenwart. Es freut mich ganz besonders, dass die Übersetzungsarbeit und Innovationskraft der beiden Designerinnen nun mit dem Falstaff LIVING Design Award gewürdigt wurde.