© Filipa Miguel Ferreira

Ästhetik, Funktionalität und eine Prise Humor – an dieser Schnittstelle finden sich die Produkte und Entwürfe des Designer­innen­duos dottings. Absolventinnen der Universität für angewandte Kunst Wien, die seit fast zwei Jahrzehnten mit einer haltungsorientierten Designpraxis überzeugen.

25.04.2023 - By Gerald Bast

An der Angewandten ist es unser Anspruch, Kunst und insbesondere Design als gesellschaftliche Wirkungsparameter zu verstehen. Seit der Gründung der damaligen k. u. k. Kunstgewerbeschule steht die Angewandte für ein Designverständnis, das die Gestaltung von Produkten oder Artefakten nicht isoliert von ihren gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wirkungszusammenhängen sieht. Designer:in-nen entwerfen nicht bloß Produkte, sie gestalten mittelbar das Leben und Zusammenleben der Menschen, das heißt, sie haben letztlich Anteil an der Gestaltung der Gesellschaft. 

Sofia Podreka und Katrin Radanitsch stellen Ansprüche an ihre Marke Dottings

Dieser Anspruch findet sich in den vielen Entwürfen, Produkten und Objekten des Designerinnenduos dottings wieder, weshalb ich seine Arbeit seit vielen Jahren mit großer Begeisterung verfolge. Hinter dem Label stehen Sofia Podreka und Katrin Radanitsch. Beide sind Industrial-Design-Alumnae der Universität für angewandte Kunst. Ihr Designstudio gründeten sie direkt im Anschluss an ihr Studium und führen es seither erfolgreich. Mit viel Leidenschaft und Energie verfolgen sie eine Designpraxis, die Ästhetik und Funktionalität vereint und dabei nah am Menschen bleibt – immer schön, oft humorvoll, nie nur formalistisch. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen ist für sie dabei zentral, ökologische Vertretbarkeit nicht nur ein Schlagwort.

Kooperationspartner Riess Emaille heutig übersetzt

Beleg dafür ist unter anderem die langjährige Zusammenarbeit mit dem österreichischen Traditionsunternehmen Riess Emaille. In vielen Kooperationen entwickelten sie eine zeitgenössische Formensprache für das fast ikonenhafte Kochgeschirr aus Österreich. In Serien wie den »Aromapots« und »Serve + Store« übersetzten sie mit viel Verständnis für Tradition und Materialität die bewährten Produkte in das 21. Jahrhundert und machen sie so zu unverzichtbaren Objekten kontemporärer Kochkultur. 

Vielseitig
Die terrassierte Form der »Marktmöbel« ermöglicht das Sitzen und das Verkaufen gleichermaßen.

© Jürgen Steineder

Schichtarbeit
Praktisch – die »Aromapots« für Riess Emaille sind ineinander und aufeinander stapelbar.

© Riess Emaille

Designs für den öffentlichen Raum am Yppenplatz

Eine weitere Erfolgsgeschichte sind die Beiträge der Designerinnen im öffentlichen Raum. Kunst und Design im öffentlichen Raum können durchaus als Königinnendisziplinen unter den Gestaltungsaufgaben bezeichnet werden. Kaum irgendwo anders müssen Objekte so vielen Anforderungen dienen und gleichzeitig so hohe Standards erfüllen: von Sicherheit über Robustheit bis schließlich hin zu einer Ästhetik, die von den Menschen vor Ort angenommen wird. Und auch hier überzeugt dottings mit einer vom Menschen aus gedachten und gleichzeitig
ästhetischen Anwendungsorientierung. Otto-Wagner-Grün – das gelernten Wiener:innen von den ehemaligen Stadtbahnstationen mehr als vertraut ist – leuchten beispielsweise die Marktmöbel am Yppenplatz ihren Besucher:innen entgegen. Durch ihre terrassierte Form, die das Sitzen und Verkaufen gleichfalls ermöglicht, wirken sie fast skulptural und trotzdem einladend, ihre Farbigkeit ist eine elegante Verknüpfung von Wiener Geschichte und Gegenwart. Es freut mich ganz besonders, dass die Übersetzungsarbeit und Innovationskraft der beiden ­Designerinnen nun mit dem Falstaff LIVING Design Award gewürdigt wurde. 

Dottings Industrial Design
Dottings Industrial Design wurde 2005 von Sofia Podreka und Katrin Radanitsch gegründet. Beide absolvierten das Studium an der Universität für angewandte Kunst Wien und an der Denmark Design Skole in Kopenhagen. Zu dottings’ Kunden zählen u. a. Riess Emaille, Vöslauer und die Stadt Wien. »Serve + Store« für Riess Emaille wurde 2022 mit dem Red Dot Award ausgezeichnet. Im März 2023 erhielten sie den Falstaff LIVING -Design Award für ihre exzellente Arbeit im Bereich Industriedesign. dottings.com

Gerald Bast ist seit 2000 Rektor der Universität für angewandte Kunst in Wien. Nach Studien der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften und Promotion zum Dr. iur. arbeitete er im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung und in der Ludwig-Boltzmann Forschungsgesellschaft. Als Rektor der Angewandten initiierte er neue, disziplinenübergreifende Programme in Lehre und Forschung und gründete das »Angewandte Interdisciplinary Lab«, das die Interkommunikation zwischen Kunst, Wissenschaft und Technologie, Wirtschaft und Politik betont. In diesen Bereichen ist Bast auch als Autor und Vortragender bei internationalen Konferenzen tätig.

Erschienen in:

Falstaff LIVING Nr. 02/2023

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