© MW Architekturfotografie

Nah am Wasser: mein eigenes Biotop

Wer ein Biotop anlegt, kann dort nicht nur lauschige Abende verbringen, sondern auch viel über die Natur lernen. Es herrscht reges Treiben: Auch Libellen, Frösche und Käfer lieben den neuen Lebensraum.

08.06.2021 - By Karin Cerny

Die Sommer werden immer heißer, eine Abkühlung im eigenen Garten fühlt sich dann schon oft wie ein kleiner Urlaub an. Umso schöner, wenn man dabei kein schlechtes Gewissen haben muss. Biotope sind umweltschonende Wasserstellen, die dem Verschwinden der Biodiversität entgegensteuern. »Natürlich muss man es mögen, den Erholungsraum mit anderen Lebewesen zu teilen«, sagt Wolfgang Praskac vom Praskac-Pflanzenland-Familien­betrieb, »dafür entdeckt man bei jedem Rundgang etwas Neues: eine Vogelart, die man nicht kennt, die zum Trinken kommt, oder leuchtende Käfer. Biotope sind ein Klassenzimmer im Freien. Man kann die Natur hautnah sehen und erleben. Nicht nur für Kinder ist das faszinierend.«

GRÜNE LEBENSORTE

Biotop leitet sich von den Begriffen »Leben« und »Ort« ab. 1908 wurde das Wort in der Wissenschaft geprägt, um von Menschen erschaffene Landschaften (sprich: Betonwüsten) zu unterscheiden. Umgangssprachlich hat sich die Bezeichnung Naturteich durchgesetzt. Dabei können die Größen variieren, vom -kleinen Tümpel bis zum riesigen Pool. 

Wichtig beim Biotop im eigenen Garten ist, von vornherein gut zu planen: Je besser das biologische Gleichgewicht angelegt ist, desto geringer ist später der Pflegeaufwand. »Eine Regel lautet: so wenig wie möglich organisches Material wie abgestorbene Pflanzenteile ins Wasser kommen lassen«, so -Praskac. Bäume in unmittelbarer Nähe sind schwierig, weil das Laub den Teich überdüngt: »Dann bilden sich Schlamm am Boden oder Algen, die sich schnell unangenehm ausbreiten können.« Falls nötig, kann man im Herbst ein Netz über den Teich spannen, um die Blätter abzufangen. Am besten aber, man holt abgestorbenes Material regelmäßig aus dem Wasser. 

SELBSTREINIGUNGSKRAFT

Es macht auch Sinn, verschiedene Zonen anzulegen, von sumpfigen Rändern bis zu klarem Wasser, in dem man baden kann. Eine Flachwasserzone nutzt die Selbstreinigungskraft des natürlichen Wassers. »Man darf nicht düngen, sondern muss dem Wasser die Nährstoffe entziehen. Dazu eignen sich Pflanzen wie Tannenwedel, Hechtkraut, Wasserlinsen oder Simsen, die auch sehr schön aussehen«, erklärt der Pflanzenexperte Praskac. »Eine Wasserstelle bedeutet, wenn man sie richtig bepflanzt, auch nicht ­automatisch, dass sie Stechmücken anzieht.« Kleinere Algen kann man das ganze Jahr über selbst entfernen, nimmt der Bewuchs überhand, holt man besser einen ­Experten, damit der Teich nicht kippt. Sollen Goldfische herumschwimmen, ist Beratung wichtig, wie man im Winter vorgeht.

Seerosen kommen nie aus der Mode. 35 Jahre lang beschäftigte sich der französische Maler Claude Monet (1840–1926) damit, in der Normandie zu unterschiedlichen Tageszeiten und Wetterbedingungen die Seerosen in seinem Naturteich zu malen. Langweilig ­wurde ihm dabei nie, wie man an seinen rund 250 Gemälden eindrücklich sieht. Monet legte seinen Teich nach dem Vorbild japanischer Wassergärten an, ließ Kirschen und Bambus pflanzen. Für die Pflege hatte er zahlreiche Gärtner angestellt, die dafür sorgen sollten, dass zu jeder Jahreszeit etwas blüht. Seerosen mussten ständig zur Verfügung stehen, schließlich wollte Monet keine Schaffenspause einlegen, nur weil gerade Winter war. 

Seerosen brauchen mindestens sechs Stunden Sonne pro Tag, und das Wasser sollte eine ruhige Oberfläche haben. Dann ist die Königin des Teichs, wie die Seerose auch genannt wird, extrem zufrieden.

HAUCH VON EXOTIK

Nach wie vor zaubern Seerosen einen Hauch von Exotik in den Garten, neigen aber dazu, alles zu überwuchern. In Sachen Pflege sind sie ein Kapitel für sich. Wenn man nicht wie Monet eine Heerschar von Gärtnern zur Verfügung hat, gibt es einfache Tricks, eine rasante Ausbreitung zu verhindern. »Am besten, man pflanzt sie in Körbe, dann kann man sie auch zum Überwintern herausnehmen oder an eine tiefere Teichstelle setzen, die nicht zufriert«, so Praskac. Was es auch zu bedenken gilt: Seerosen brauchen mindestens sechs Stunden Sonne pro Tag, und das Wasser sollte eine ruhige Oberfläche haben. Dann ist die Königin des Teichs, wie die Seerose auch genannt wird, extrem zufrieden. Erst nach etwa vier Jahren müssen die Körbe aus dem Teich genommen und die Pflanzen beschnitten -werden. Zwischendurch kann man sich gern auch mal als Hobbymaler versuchen. 

»Biotope sind ein Klassenzimmer im Freien. Man kann die Natur hautnah sehen und erleben.«
Wolfgang Praskac, Gartenplaner

Tipps für ein Biotop in Topform

So bleiben die Naturteiche das ganze Jahr über schön: 

• Biotope brauchen direktes Sonnenlicht, vor allem Seerosen sollten sechs Stunden am Tag beschienen werden.

• Bäume, die viel Laub lassen, haben in der Nähe von Wasser nichts verloren. Herabfallende Blätter können den Teich überdüngen. 

• Der größte Feind ist Algenbewuchs. Besser, man lässt nicht zu viel zusammenkommen und entfernt kleinere Algen regelmäßig. 

• Seerosen brauchen eine ruhige Wasseroberfläche, windstille Stellen im Garten sind ideal für sie.

• Je nach Wasserstand gibt es unterschied-liche Bepflanzungen, das Gartencenter informiert gern, was wofür geeignet ist. 

• Viele Pflanzen wuchern. Um das zu ver-hindern, werden sie in Körbe gepflanzt, so kann man sie auch leichter zum Überwintern herausnehmen. 

• Biotope ziehen Tiere an, wer eine Phobie vor Kröten, Fröschen oder Schlangen hat, sollte sich genau überlegen, ob er einen Naturteich anlegt.

• Pflanzen wie Tannenwedel, Hechtkraut, Wasserlinsen oder Simsen entziehen dem Wasser die Nährstoffe, sie beugen damit einer Überdüngung vor. 

• Die Sommer werden immer heißer, wo-möglich braucht man eine Pumpe, damit sich das Wasser nicht zu sehr aufheizt. 

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