My City: Architektonischer Rundgang durch Oslo
Von vielen Städten heißt es, sie seien klein und kompakt, aber bei Oslo stimmt es wirklich, sagt die norwegische Architektin Johanne Borthne. »Man kann das Zentrum in einer Stunde durchwandern. Oslo ist geformt wie eine Schüssel, oben der Wald und unten das Wasser. Die Stadt ist sozusagen zwischen Blau und Grün eingekeilt.«
Trotz seiner Kompaktheit besteht Oslo aus unterschiedlichen Vierteln mit ihrer eigenen Identität. Neu hinzugekommen ist die Entwicklung am Hafen, erklärt Borthne. »Früher gehörte diese Gegend den Schiffen und der Industrie. Heute stehen hier die großen Kulturinstitutionen wie das Munch-Museum, die Nationalgalerie, das Astrup Fearnley Museum von Renzo Piano, die Oper, die Hauptbibliothek und das Museum für Zeitgenössische Kunst. Hinzu kommen Luxus-Wohnblocks und Büros.«
Trotz dieses Maßstabssprungs ist Oslo eine bescheidene Stadt, in der alles über zwölf Geschossen Höhe schon als Hochhaus gilt. »Die Natur hat immer eine große Rolle gespielt, daher sind Hochhäuser für uns Norweger gewöhnungsbedürftig.« Ein Spannungsfeld, in dem sich Johanne Borthne mit ihrem Büro Powerhouse Company bewegt.
»Wir bauen viele Hochhäuser in den Niederlanden, daher ist es aufregend, dass diese Diskussion jetzt auch in Oslo ankommt. Die Stadt wächst rapide, und der Bedarf nach Wohnungen steigt. Wald und Wasser sind tabu, das heißt, dass sich die Stadt irgendwo dazwischen ausbreitet, was nicht sehr nachhaltig ist. Also brauchen wir heute gute Strategien, um die Stadt im Zentrum zu verdichten.«
Johanne Borthne
Johanne Borthne gründete 2010 mit Vilhelm Christensen das Büro Superunion, heute leitet sie
als Partnerin das Osloer Büro der internationalen Powerhouse Company mit Sitz in Rotterdam. powerhouse-company.com