© Courtesy of Makoto Azuma

Sie sind entweder echt, aus Papier, Eis oder aus Metall. Manche schwimmen tief am Meeresgrund, andere kreisen rund um die Erde. Wenn Künstler:innen Blumen sprechen lassen, erzählen sie von Design, Mode, Kunst, kosmischer Power und Poesie. LIVING zeigt Blumenkunst der vier besten Flower Artists.

28.03.2022 - By Florentina Welley

Über 234 Millionen Flower-Hashtags finden sich allein auf Instagram. Kaum etwas anderes aus der Natur wird so oft abgebildet wie Blumen. Sie stehen seit jeher für die Vergänglichkeit und für das Paradies. In der Romantik galt die blaue Blume als zentrales Symbol für Sehnsucht, Liebe und das Streben nach dem Unendlichen. Auch heute zeigen zeitgenössische Künstler:innen mit ihrer Blumensprache vor allem ihre Wertschätzung für Natur und Umwelt. So bezaubernd die Installationen duftender Blütenmeere von Rebecca Louise Law oder die fantastischen Blumensträuße Azuma Makotos sind, die Künstler:innen verweisen damit auf Nachhaltigkeit.

KONSEQUENTE BLUMENLIEBE

Auch Luxuslabels wie Bulgari oder Dries van Noten lassen gerne Blumen sprechen. So kooperieren die weltbesten Künstler:innen wie Azuma Makoto oder Georgie Seccull öfters mit Modekonzernen, um Catwalks und Events mit ihren duftenden Kreationen zu avantgardistischen Gärten Eden zu verwandeln. Der japanische Florist Makoto lebt dafür, Blumen in Szene zu setzen. In seiner exquisiten Blumen-Haute-Couture-Boutique in Tokio tragen die Angestellten nur Weiß, Grau oder Schwarz, damit die Blumen im Vordergrund stehen. Er brachte gemeinsam mit dem Fotografen Shiinoki Shunsuke eine mittlerweile dreibändige »Encyclopedia of Flowers« heraus, in der kunstvolle Arrangements von seltenen Pflanzen und Blumen aus aller Welt fotografisch dokumentiert sind. »Als Florist fühle ich mich verantwortlich, sämtliche Pflanzen für zukünftige Generationen zu archivieren, damit sie nicht in Vergessenheit geraten«, sagt Makoto.

So zeigen Shunsukes Fotografien Serien von Blumenbouquets, die in Eisblöcken gefroren, tief versenkt am Meeresgrund oder hoch oben im Weltall sind. Der Japaner schoss einen riesigen Blumenstrauß 30.000 Meter in die Stratosphäre. Mit einem speziellen Ballon und einer Kamera, die bei minus 60 Grad jede Sekunde ein Bild machte. Für die Dries-van-Noten-Haute-Couture-Show vor vier Jahren fror der »Bildhauer der Botanik« Blumen in meterhohe Eisblöcke ein, die am Catwalk während der Show langsam auftauten. Und Makotos gigantische Flower-Installation mit interaktiven Blüten für Bulgari war auf der vorjährigen Mailänder Design Week zu sehen. »Mein Ziel ist es, Menschen mit Blumen glücklich zu -machen«, so der Blumenkünstler.

GEFROREN IM EWIGEN EIS

Die gefrorenen Blumensträuße Makotos beeindruckten auch Fotograf Bruce Boyd. Auch der Südafrikaner suchte nach einer Möglichkeit, die Vergänglichkeit der Blumen in besonderer Weise festzuhalten. Aufgewachsen im Blumengarten seiner Mutter, mit einem Vater, der Blumenbilder malte, war er rund um die Uhr von Blumen umgeben. »Die Arbeit von Azuma beeindruckte uns sehr. Das Eis macht unglaublich interessante Sachen mit dem Licht und den Blumen. Es formt Blasen und zerbricht bei Wasserkontakt, ein unvorhersehbares Spiel zwischen Natur und Wissenschaft«, sagt Boyd, der heute mit Künstlerin Tharien Smith auch für das Projekt »O °C« zusammenarbeitet. Dabei werfen die beiden massive Eisblöcke in Bäche, kleine Teiche und manchmal auch in ihren Pool. Bei Sonnenuntergang zückt Boyd dann die Kamera. »Wir wollen Blumen einzigartig fotografieren und haben ein Jahr damit verbracht, frische Blüten in Eisblöcke einzufrieren, bis wir die perfekte Technik gefunden hatten«, erzählt der Fotograf. »Eis ist schon deshalb faszinierend, weil es gleichzeitig Blüten konservieren, aber auch völlig zerstören kann.« Drei Tage brauchen die Blumen, bis sie zu einem riesigen Eisblock gefrieren. Die Blumen pflückt er in seinem Garten in Kapstadt.

PUZZLE AUS FERNEN GALAXIEN

Auch Georgie Seccull will Blumen für die Ewigkeit schaffen. Waren die weißen XL-Blüten, die die Installationskünstlerin für die Mercedes-Benz Fashion Week in Sydney faltete, noch aus Papier, mixt die Australierin heute vorwiegend Metall, wie hauchdünnen Edelstahl, in ihre Skulpturen und macht sie so stabiler. Ihre aktuellen Arbeiten »Geisha Garden«, »Dancing in the Dark« und »Cosmic Serpent« zeigen bizarre Geschöpfe und Pflanzen. Ihre filigranen Blumenarrangements, Pfaue, Schlangen und Insekten zeigen Fantasiewelten zwischen Natur und fremden Galaxien. »Ich beginne mit Tausenden kleinen Teilen, die am Boden liegen, und füge sie nach und nach, wie bei einem Jigsaw-Puzzle, zu einem Ganzen zusammen«, so die Bildhauerin.

HIMMLISCHER BLÜTENZAUBER

Ein frisches Blumen-ABC schreibt hingegen Flower-Artistin Rebecca Louise Law. Dabei verknüpft die Britin in ihren bunten, schwebenden Blütenteppichen oft bis zu 150.000 Blüten. Vier Mitarbeiter:innen sind dann etwa drei Wochen lang damit beschäftigt, einen Mix aus Rosen, Hortensien, Federbusch, Schleierkraut, Flieder und Strohblumen auf zarte Kupferdrähte zu knüpfen. Die Britin, die selbst bei ihren Vorbereitungen streng auf Umwelt und Nachhaltigkeit achtet, will mit ihren natürlichen Blüteninstallationen zeigen, dass Blumen auch jenseits ihrer Frische schön sind. »Ich war schon immer voller Bewunderung für die Schönheit der Blumen«, so Law, die ihre Arrangements bewusst an stimmungsvollen Orten inszeniert. Ihr duftender Blütenhimmel schmückte etwa eine Kathedrale in Parma. Allein der Blick in die barocke Kirchenkuppel, verbunden mit Stille und Blütenduft, weckt multidimensional die Sinne.

Wir versuchen, die Schönheit der Blumen zu erhalten. Dazu frieren wir sie erst in Eis und danach mit der Kamera ein. Übrig bleiben wunderbare Bilder für die Ewigkeit.

Bruce Boyd, Flower Artist

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