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Interview mit Arthur Arbesser – »Eher Skulptur als Möbelstück«

Nicht nur das Fahion-Talent ist unserem erfolgreichen Austro-Export Arthur Arbesser in die Wiege gelegt. Auf dem Salone del Mobile debütierte der Designer nun mit seiner ersten Möbelkollektion »IN A BOX«. LIVING überzeugte sich von der Ausdruckskraft der witzigen kleinen Wohnobjekte.

06.07.2022 - By Angelika Rosam

Am Anfang steht immer eine Idee. Ist diese wiederkehrend, wird mit Mut und Talent daraus auch Wirklichkeit. Arthur Arbesser könnte darüber Lieder singen und Bücher schreiben. Mit dreizehn Jahren bereits wollte der gebürtige Wiener Fashion-Designer werden. Heute, mit 39, kreiert er nicht nur seit zehn Jahren seine eigene Fashion-Kollektion in Mailand, er werkte als Kreativdirektor für Fay und erhielt etliche Modeauszeichnungen. Und ja, es begann mit einer Idee. Der Idee, sich mit ikonischen Grafiken und farbenfrohen Mustern vom Bisherigen abzuheben und einen stil-sicheren Weg in der Fashion-Welt zu bestreiten. Sein Studium am Londoner Saint Martins College war fraglos dabei hilfreich, seinen Kreativreichtum auszuleben. Mit Mode, die zwar exzentrisch, aber tragbar ist. Mit Mode, die den Alltag vergessen lässt und Lebensfreude vermittelt.

Möbel mit Pfiff

Seit letztem Herbst hat er diese Experimentierfreude in eine neue Richtung entwickelt und sich erstmals dem Home-Accessoires-Segment gewidmet. Mit bunten Tischtextilien, Tischtüchern und Servietten verschönert er nun unser Zuhause. Gerade rechtzeitig zur Pandemie, in der man sich über jeden Farbfleck in den vier Wänden freuen kann. Eine Idee, die aber nur der Anfang einer noch weit größeren Vision werden sollte: Anlässlich des Salone del Mobile in Mailand zelebrierte der umtriebige Designer, der die Oper liebt, gerade eben sein Debüt mit seiner ersten Möbelkollektion.

»IN A BOX« präsentiert eine Reihe von Objekten, welche aus der essenziellen Geometrie eines Würfels entwickelt wurden. Und seine Home-Kollektion wurde um weitere Muster und Accessoires erweitert. Wir trafen Arthur Arbesser auf der Triennale in Mailand zum Talk über Intuitionen und darüber, warum Möbel auch richtig klein sein dürfen.

LIVING: Nach Fashion-Kollektionen und Home-Accessoires haben Sie es nun auf den Mailänder Salone del Mobile mit der ersten Möbelkollektion geschafft. Wie fühlt man sich da?

ARTHUR ARBESSER: Es ist unglaublich cool! Ich hätte mir nicht gedacht, dass sich die Kollektion so schnell verwirklichen lässt. Aber nach oder während Corona ist mein Erfindergeist mit mir durchgegangen. Ich wollte einfach etwas Neues machen!

Wussten Sie sofort, dass es in Richtung Möbel gehen wird?

Ich fühle den Drang, einfach etwas zu tun, wenn es eine wiederkehrende Idee ist. Und ich versuche, nicht zu viel darüber nachzudenken. Eines dieser Dinge war eben diese Möbelkollektion, die mit ebenso viel Unschuld wie Faszination und Freiheit entstanden ist.

Was ist das Besondere daran?

Es sind ganz kleine, witzige Massivholzmöbel, die in Laminat und meinen typischen Prints verpackt sind. Klein deshalb, da ich Objekte erzeugen wollte, bei denen meine Farbkompositionen besonders zur Wirkung kommen. Ein kleiner Farbfleck wie eine dieser Boxen oder der kleine »PEMO Chair« sieht in einer hellen Wohnung total gut aus.

Der »PEMO Chair« ist praktisch ein Kinderstuhl für Erwachsene?

Ja! Er hält ganze 200 Kilo aus! Er ist Gott sei Dank aus Massivholz und wiegt selbst fünfzehn Kilo – also eine wunderbare Sitzgelegenheit auch für Erwachsene. Es ist die Idee, dass man bei einer Party auf so einem Stuhl sitzt und sich in der Runde gut unterhält. Ich war immer schon ein Fan von kleinen Stühlen, also warum nicht auch designen! Wir werden eine Limited Edition machen und jedes Objekt wird 20-mal produziert.

Gibt es ein Lieblingsstück für Sie aus der Kollektion?

Ich mag sie eigentlich alle! Die Boxen, die winzigen Couchtische und auch die Stühle ähneln absichtlich eher Skulpturen als praktischen Möbelstücken. Alle Objekte der Kollektion sind spielerisch unproportioniert und ihre Formkonturen schaffen zusammen mit den aufgetragenen Laminaten eine dreidimensionale Mischung aus Muster und Schnitt. Es ist eine lustige Kollektion geworden. Und wir werden sie nächstes Jahr ausbauen.

Und den Home-Accessoires bleiben Sie dennoch treu?

Ja, wir haben das Sortiment erweitert und haben in einer wunderbaren Firma am Comer See die neuen Tischtücher gedruckt, die mit fröhlichen Sommermustern spielen. Gerade in dieser doch noch immer schwierigen Zeit ist es wichtig, mit Accessoires und Objekten gute Laune unter die Laute und damit ins eigene Zuhause zu bringen.

»Die Wittmann-Stoffe, die von Rubelli produziert wurden, sind sehr klassisch und wienerisch geworden. Ich bin total begeistert.«

Arthur Arbesser

Arthur Arbesser

Sie dürfen sich nicht nur über Ihre eigene Möbelkollektion freuen. Auch der renommierte Möbelhersteller Wittmann hat Sie für eine Kooperation engagiert …

Ja, ungemein toll. Gemeinsam mit Rubelli entstand die spannende Stoffkollektion »ICONA«, die jetzt auf der Messe erstmals präsentiert wurde. Ich bin wirklich dankbar, denn Wittmann ist eine unglaublich qualitative und stilvolle Marke, mit deren Kollektionen ich mich zu hundert Prozent identifizieren kann.

Wie kam es dazu?

Ich habe Luca Nichetto, den jetzigen Art-Direktor von Wittmann, bei dem schwedischen Unternehmen HEM kennengelernt. Meine Muster haben ihn angesprochen und er fragte mich schließlich, ob ich als Österreicher für Wittmann nicht etwas machen wolle. Natürlich war ich sofort Feuer und Flamme.

Sind Sie mit dem Resultat zufrieden?

Es sind exklusive, wunderbare Wittmann-Stoffe, die von Rubelli produziert wurden. Sehr klassisch, sehr wienerisch, gemischt mit einer modernen klaren Linie. Super harmonisch, ich bin begeistert.

Zu Besuch auf der Triennale LIVING-Herausgeberin Angelika Rosam gefiel die Möbelkollektion von Arthur Arbesser.

© Falstaff LIVING

Spielerisch praktikabel
Bunte Boxen, die auch als kleine Couchtische zusammengewürfelt werden können. Zu bestellen unter: arthurarbesser.com

© arthurarbesser.com

PEMO Chair
Partystuhl mit Ausdruck! Er hält 200 Kilo aus und ist selbst 15 Kilo schwer.

© Beigestellt

Erschienen in:

Falstaff LIVING Nr. 05/2022

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