Infinity Pools: Originelles Blau
Grenzenlose Gipfelstürmer mit Rundum-Panorama: Infinity-Pools auf Dächern und Terrassen zelebrieren den Traum vom Sprung in die Schwerelosigkeit und von der Weite des Horizonts.
02 . Mai 2017 - By Maik Novotny
Der Kleinstaat Monaco ist kein Ort, dem Extravaganzen fremd sind. Hier, wo Bentleys und Ferraris sich durch steile, kurvige Straßen drängen, wird gezeigt, was man hat – und man hat viel. Doch was das fünfstöckige Penthouse ganz oben im Tour Odéon – mit 49 Stockwerken das höchste Gebäude des Fürstentums – bietet, legt die Latte der Ex-klusivität noch ein Stück höher: eine luftige Rutsche vom Dancefloor in den kreisrunden Pool auf der Dachterrasse, natürlich mit Blick auf Berge, Küste und Mittelmeer.
Keine Frage: Im Luxussegment sind Pools ein Must-have, und der Trend zum Wohnen in Städten verlangt nach immer gewagteren Lösungen. Für Gärten ist in begehrten Küstenorten und Innenstädten eben kein Platz, es heißt also: hinauf in luftige Höhen mit dem tiefen Tauchbecken! Das fordert einigen konstruktiven Wagemut, denn Wasser mag zwar leicht in der Sommersonne flirren, ist jedoch tonnenschwer. Das verleitet Architekten und Ingenieure fast notgedrungen zu ebenso spektakulären wie innovativen Lösungen.
Tanz ums Wasser
Spektakulär schiebt sich auch das Wasser ins Blickfeld, wenn man sich dem Jellyfish House im spanischen Marbella nähert. Die vom renommierten niederländischen Architekten Wiel Arets entworfene Residenz wird von einem Dachpool gekrönt, der dramatisch über dem Eingang in die Luft ragt. Warum ein 60 Tonnen schwerer Pool neun Meter weit über den Gebäuderand hinausgeschoben wurde, hat einen einfachen Grund: Das Grundstück liegt in zweiter Reihe an der Küste.
Für den begehrten Infinity-Effekt – die Verschmelzung von Wasserkante, Meer und Horizont – musste das Becken also an die richtige Stelle geschoben werden. Dafür inszenierte Wiel Arets den Weg durch das Gebäude als Tanz ums Wasser: Dank Glaswänden ist der Pool auch im Inneren des Hauses präsent, und hat man die Dachterrasse erreicht, belohnt diese nicht nur mit glitzernden Wellen und Fernblick, sondern auch mit einer Sitz- und Liegelandschaft aus des Architekten Lieblingsmaterial: Sichtbeton. »Die heiße spanische Sonne wird permanent durch die Glaswände und den Glasboden des Pools gefiltert«, so Wiel Arets. »So ergeben sich flirrende türkise Lichtspiegelungen im ganzen Haus.«
Ein Pool, der selbst ins Meer zu springen scheint, findet sich am anderen Ende des Mittelmeers: Die vom Beiruter Büro Blankpage Architects entworfene Villa Amchit an der libanesischen Küste ist ein ausgeklügeltes Spiel mit Ebenen, die von einer filigranen Stahlkonstruktion eingefasst werden. Ungewöhnlich sind dabei die Ausmaße: 10 Meter breit und 44 Meter lang, erstreckt sich das Strandhaus wie eine Linie vom Land Richtung Meer, und genau dies tut auch der lange, schmale Pool, der die Residenz krönt: Vom Master Bedroom springt man schwellenlos ins Wasser. Eine sportliche Distanz mit Start und Ziel, und eine Verkörperung des Sehnens nach der Ferne.