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Individuell, hybrid, kreativ

Die ersten Unternehmen sind nun tatsächlich nach oder mitten in der Pandemie in ihre neuen Büros umgezogen. Wie sehen diese aus? Trauen sich jetzt auch die anderen? Fest steht, dass auch die Büronormalität oldschool ist.

03.03.2022 - By Heimo Rollett

Und hier die Erfolgsformel für die neuen Arbeitswelten: Aber jetzt mal ehrlich, Sie dachten doch nicht, dass es so einfach ist? Ein universales Rezept gibt es natürlich nicht. Dennoch zeichnen sich durchaus klare Trends ab: Büros werden in Zukunft den virtuellen Raum ergänzende Orte, es werden Räume der Begegnung, der Inspiration, des Lernens, des Wohlfühlens, der Konzentration und des Feierns sein. Sie werden hybrid und hoch flexibel sein müssen. Und sie lassen sich eben nicht einfach so über einen Kamm scheren, denn das Konzept muss die Kultur und die Werte des Unternehmens widerspiegeln. Andreas Ridder, Österreich-Chef des Immo- bilienberatungsunternehmens CBRE, das herausragende Bürokonzepte mit einer »Office of the Year«-Trophäe auszeichnet, bekräftigt: »An den Ergebnissen sieht man, dass es nicht das ›eine‹, beste Büro gibt, sondern dass es um Individualität und maßgeschneiderte Lösungen für jedes Unternehmen geht.«

BERGWELT IN DIE METROPOLE ÜBERSETZT

Die Virenphase hat aber viele Unternehmen verunsichert. Schockstarre statt Umzugsaktivitäten prägt das Bild. Das trifft sich insofern gut, als der Büromarkt heuer nur sehr wenige neue Flächen anzubieten hat, über 80 Prozent davon sind im Übrigen Refurbishments, also keine Neubauten. Die Hypo Tirol ist in ihre neue renovierte Wiener Niederlassung bereits eingezogen und hat Mut bewiesen: Statt auf Tiroler Zirbenbarock zu machen, hat die Bank ihre Philosophie konsequent und an den Standort adaptiert umgesetzt. Über Eichenholz zieht sich eine goldene Zickzacklinie, die aussieht wie ein Aktienkurs, in Wahrheit aber die Bergsilhouette rund um Innsbruck abbildet. Ansonsten dominieren klares Weiß und ein gastfreundliches Ambiente, das sich beim Eingang etwa gleich einmal durch eine Barista-Kaffeemaschine ausdrückt. Nur das Gold mag den ein oder anderen noch an die Banken vorangegan- gener Zeiten erinnern, Niederlassungsleiter Christian Jäger stellt aber klar: »Wir sind in Wien keine klassische Retail-Bank, sondern fokussieren uns schon seit Jahren erfolgreich auf das Private Banking und Firmenkunden mit Immobilienschwerpunkt. Darauf neh- men die neuen Räume Rücksicht und unter- stützen uns bei diesem Arbeitsalltag. Gold brauchen wir dafür eigentlich nicht, es ist vielmehr dem Art-déco-Stil der Immobilie geschuldet.«

MARKTPLATZ UND EIGENER FLEISCHWOLF

Besonders spannend ist es, wenn Berater und Architekten ihr eigenes Büro neu planen.

CBRE, der Auslober des Office-Preises, ist etwa selbst vor Kurzem in das Quartier am Hauptbahnhof gezogen. »Mit dem neuen Büro ist es geglückt, in Zeiten des hybriden Arbeitens sowohl für Mitarbei- tende als auch für Kundinnen und Kunden genügend Gründe zu schaffen, um ins Büro zu kommen«, so Andreas Ridder. Bei Delta, ebenfalls ein Beratungs- und Planungsun- ternehmen, bildet ein zentraler Marktplatz das Herz der neuen Büroflächen, auch auf eine top ausgestattete Küche (kühlbares Sa- latbuffet, eigener Fleischwolf), Ruhezonen und Kreativzimmer wurde Wert gelegt. Im ganzen Büro verteilt befinden sich mehrere »Boxen«, die sowohl ruhiges, zurückgezoge- nes Arbeiten ermöglichen, als auch für kurzfristige Abstimmungen sowie Telefonate und Videokonferenz-Meetings dienen. So- gar bei den Materialien war man innovativ – Leinen und Lehm kommen zum Einsatz.

KEINE RÜCKKEHR ZUM ALLTAG

»Die pandemische Lage beeinträchtigt weiterhin den Vermietungsmarkt für Büroimmobilien«, erzählt Steven Bill Scheffler, Teamleiter Bürovermietung bei Otto Immo- bilien, über die aktuelle Situation. »Ein Großteil der Wiener Unternehmen konnte aufgrund der Maßnahmen nur selten in den Normalbetrieb mit einer Vollauslastung des Büros zurückkehren. Dies führt bei den Entscheidungsträgerinnen und -trägern zu großer Unsicherheit, wie viel Bürofläche man für das Unternehmen künftig über- haupt benötigt«, so Scheffler weiter. Vielleicht müssen sich Unternehmen aber ohnehin vom Standardbüroalltag verab- schieden, denn die aktuellen Konzepte zeigen: 0815 war gestern.

Erschienen in:

Falstaff LIVING Nr. 01/2022

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