Iconomy: Design Icons unter 100 mit Philippe Starck
Eine Saftpresse, die nicht wirklich funktioniert und trotzdem zu einem Kultobjekt wird? Philippe Starck hat dieses Kunststück zuwege gebracht. Und so etwas gehört gewürdigt.
06 . Dezember 2020 - By Manfred Gram
Wird die Entstehungsgeschichte eines Design-Gegenstands zu einer Erzählung, die sich verselbstständigt, hat man es ziemlich sicher mit einem Kult-Objekt zu tun. Bei der Zitronenpresse »Juicy Salif«, die der Fran-zose Philippe Starck entworfen hat, ist dies der Fall. 1988, mitten im Italien-Urlaub, genoss Starck der Legende nach auf der Insel Capraia gerade einen Teller Calamari mit Zitronensaft, als ihn die Muse küsste. Aufs Tischset (in anderen Überlieferungen ist von einer Serviette die Rede) kritzelte er den ersten Entwurf einer Zitronenpresse, die futuristisch anmutete und gleichzeitig an einen Oktopus erinnerte. Er krakelte
sozusagen etwas aufs Papier und schickte das Ergebnis – stilecht mit Speiseresten versehen – an Alberto Alessi. Der hatte beim Design-Star eigentlich den Entwurf eines Tabletts in Auftrag gegeben, auf den er schon sehnsüchtig wartete. Man lernt: Ein Kreativer hat niemals Pause und darf auch einmal unkonventionell auf Regeln pfeifen, wenn’s pressiert.