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ICONOMY: DESIGN-ICONS UNTER 100 MIT Claus Jensen & Henrik Holbæk

Eine Kanne ist eine Kanne ist eine Kanne. Eher nicht, wenn man sich die »Aquastar« von Eva Solo anschaut. Der puristische Kegel definiert das Gießkannenprinzip nämlich einfach einmal neu.

11.04.2022 - By Manfred Gram

Hört man einen Namen wie »Aquastar« zum ersten Mal, denkt man unter Umständen an nicht ganz fair produzierte Bademode. Vielleicht auch an etwas, das man im Klospülkasten versenkt und das ein bisschen nach »Cool Waters« riecht. Eventuell sogar an eine solide Mischbatterie aus dem Baumarkt. – Aber an eine Gießkanne? Wohl die wenigsten Menschen assoziieren damit ein, wie es im Duden etwas sperrig heißt, »kannenförmiges Gefäß mit einem [siebartig durchlöcherten Aufsatz auf einem] Rohr zum Begießen von Pflanzen«. Es ist also bereits als kreative Hochleistung zu bewerten, einer Gießkanne den Namen »Aquastar« zu verpassen. Auch in der Hinsicht, dass man auf diese Idee erst einmal kommen muss.

Allerdings vom Standpunkt Claus Jensens und Henrik Holbæks aus betrachtet, ergibt das alles einen naheliegenden Sinn. Die beiden dänischen Kreativen, die hinter dem Designstudio Tools Design stecken, wollten nämlich mit ihrem Entwurf »Aquastar« für Eva Solo den Status quo auf dem Gießkannen-Terrain hinterfragen. Oder etwas hochtrabender und marketingtauglicher formuliert: Sie wollten die Gießkanne neu definieren.

Die Neudefinition zählt zur Königsklasse im Design. Vor allem dann, wenn eine Neuerfindung nicht möglich ist. Und sie ist eine heikle Angelegenheit. Denn Neudefinitionen treffen meist profane, archetypische Gegenstände wie Sessel, Tische, Brillen oder eben Gießkannen, die dann für kreative Experimente herhalten müssen und -dabei immer ein bisschen ihre Unschuld verlieren. Denn die schönsten Designs, die schrägsten Ideen oder der innovativste Materialeinsatz bringen nichts, wenn sich ein neu definierter Alltagsgegenstand nicht sinnvoll im Alltag verwenden lässt.

Mit der Gießkanne »Aquastar« hat man allerdings ein Paradebeispiel für gelungene Neudefinition auf jeder Ebene. Die kegelförmige Kanne aus Kunststoff mit einer abnehmbaren, verchromten Kunststofftülle geht nämlich als Designobjekt ebenso durch wie als nützlicher Gebrauchsgegenstand. Vor allem zeigt sich ihr Gießkannenwesen – sie fasst bei aller schmalen, puristischen Eleganz, die sie in die Waagschale wirft, ehrliche zwei Liter Wasser – erst auf dem zweiten Blick. Und spätestens da sollte man wissen: Hier wässert man mit cleverem Scandi-Chic-Design neueren Datums. Auf dass das Schöne wachse, gedeihe und sprieße!

Tools Design – Claus Jensen & Henrik Holbæk

Tools Design zählt zu den wichtigsten Designschmieden Dänemarks. Gegründet 1989 von Claus Jensen (l.) und Henrik Holbæk, ist man über die Jahre zu einem der wichtigsten Repräsentanten für zeitgenössisches dänisches Design avanciert. Und erfolgreich ist man auch. Das legen zumindest über 350 Designpreise nahe, die man so erhalten hat. Klare Formensprache und gewitzte Neuinterpretationen von Alltagsprodukten kommen eben gut an – nicht nur bei Liebhaber:innen der dänischen Marke Eva Solo, der das Kopenhagener Studio seinen Stempel aufgedrückt hat. toolsdesign.com

Erschienen in:

Falstaff LIVING Nr. 02/2022

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