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Heimat des Lichts

Staatspreise für Innovation, internationale Aufträge von der New Yorker Met bis zum Museum in Oslo und Kooperationen mit den weltbesten Designer:innen – österreichische Leuchtenmanufakturen sind dank Tradition und technischer Raffinesse auf der Überholspur.

14.09.2022 - By Florentina Welley

Manche Unternehmen gibt es seit über 100 Jahren, andere erst seit einem Jahrzehnt. Gemeinsam sind den heimischen Leuchtenmanufakturen die Entwicklung innovativer Beleuchtungssysteme, ihre Affinität zu Design und Architektur und das Wissen, was das richtige Licht ist. Manche Entwürfe gehen zurück auf die Wiener Werkstätten, wie bei Lobmeyr, andere schauen weit in die Zukunft, wie Bechter Licht, Zumtobel oder PROLICHT.

Das erste Produkt, die Leuchte »VERVE« der Lichtmanufaktur Bechter Licht GmbH im Bregenzerwald, wollte 2010 noch niemand produzieren. Deshalb gründete Georg Bechter kurz entschlossen eine eigene Manufaktur in Hittisau. »Bei uns hat sich das Licht aus der Architektur heraus entwickelt, wir machten immer schon Design«, erzählt er. »Aus der Leuchte ›VERVE‹ entstanden dann flächenbündige Lichtobjekte für Gipskarton und Trockenbau. Wir wollten den auffallenden Übergang, der meist da ist, wenn eine Leuchte am Plafond befestigt wird, verstecken und haben ihn integriert.« 

Für die Leuchte »CERA« wurde Bechter mit dem Staatspreis für Design ausgezeichnet. Die »CERA Pendula«-Leuchten aus handge-gossenem Porzellan stellt Hermann Seiser in seiner Wiener Werkstätte her. »Heute wollen Kund:innen daheim ein brillantes Licht, das die Weingläser zum Glänzen bringt«, so Bechter. »Neu am Markt ist der ›DOT-SLIM‹, technisches Licht, das sich in minimalen Einbauhöhen integrieren lässt. Das Bewusstsein für Licht im privaten Bereich wird immer größer.« Das schwierigste Licht im Raum bleibt aber die Esstischlampe. »Früher saßen wir ums Feuer herum. Heute ist die Sehaufgabe komplexer. Das Gegenüber soll nicht ausgeleuchtet werden. Was auf den Tisch kommt, muss man auch sehen können«, erklärt -Bechter die Atmosphäre, bei der man gerne beim Tisch sitzen bleibt. Ob es das richtige Licht gibt? »Ja, das Licht ist genau dann richtig, wenn es diese Sehaufgabe erfüllt.« Weitere Trends im Wohnbereich sind Spots, die Licht gezielt auf ein schönes Home-Accessoire richten, sowie Lichtsysteme, die unterschiedliche Lichtstimmungen setzen. Auch Nachhaltigkeit ist gefragt. Deshalb werden Leuchtkörper aus dem »SYSTEM DOT2« rückgekauft und in die Kreislaufwirtschaft integriert.

Eine 17 Kilo schwere Kaskade aus explodierenden Sternen, entworfen von Hans Harald Rath 1966, ist seit ihrer Premiere bei der -Eröffnung der Metropolitan Opera in New York der Renner bei J. & L. Lobmeyr. Heute ist sein Enkel Johannes Rath für die Luster-manufaktur verantwortlich. »Bis heute ist der ›Metropolitan‹-Luster der unangefochtene Liebling unserer Kund:innen.« Produziert wird vorwiegend für private Häuser, etwa für Rapper Aubrey Drake Graham. Mit etwa 20.000 geschliffenen Swarovski-Kristallen, 86 Glühbirnen, einem Durchmesser von fast vier und einer Höhe von knapp zwei Metern krönt der »Starburst« den 13 Meter hohen »Grand Room« des Rappers in Toronto. -Geordert vom kanadischen Interior-Designer Ferris Rafauli, gefertigt in 1030 Wien.

In Tirol zählt PROLICHT heute zu den -führenden Herstellern von architektonischen Leuchten und Beleuchtungskonzepten, gegründet 1993 von Walter Norz. Seine Leuchten zeichnen sich durch uneingeschränkte Konfigurierbarkeit und randlose Integration in die Architektur aus. Auch Norz holt sich renommierte Designer:innen. Etwa Hadi -Teherani, dessen Produktdesign heuer mit dem German Design Award ausgezeichnet wurde, oder Tom Dixon für die Leuchte »CODE«.

Die internationalen »Circular Design Rules« testet wiederum der Vorarlberger Leuchtenhersteller Zumtobel und entwirft gemeinsam mit Designer Harald Gründl von EOOS neue Strahler der Serie »Vivo II«. Seit 1950 entwickelt das Unternehmen gemeinsam mit führenden Architekt:innen, Lichtdesigner:innen und Künstler:innen neue Produktfamilien, die vom Industrie- bis zum Kunstbereich eingesetzt werden. Etwa für das Nationalmuseum Oslo. In der Ausstellungshalle sorgt die Leuchte »CIELUMA« für künstliches Oberlicht, entwickelt im hauseigenen »Atelier of Light«, ohne dass eine abgehängte Decke eingezogen werden musste. Bei Museumsbeleuchtung gilt es, vieles zu beachten. Neben der Lichtabstimmung spielt auch die Akustik eine wichtige Rolle. Museumsbauten glänzen oftmals durch große, offene Räume mit hohen Decken.

»›CIELUMA‹ hat neben lichtgebenden Eigenschaften auch eine schallabsorbierende Wirkung und schafft eine neue Qualität in der Verbindung zwischen Licht, Akustik und Raum«, so Tobias Jonk, Application Manager Art & Culture bei Zumtobel.

Erschienen in:

Falstaff LIVING Nr. 06/2022

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