GUCCI für Daheim
Alessandro Michele hat das Luxus Label Gucci in nur zwei Jahren umgekrempelt und wieder hip gemacht. Jetzt designt der Kreativ-Weirdo auch noch Interior.
11 . Dezember 2017 - By Manfred Gram
Ab und an passiert es, dass aus einer Notlösung unerwartet Großes entsteht. Als vor gut zweieinhalb Jahren der Mailänder Modeplayer Gucci die Chefdesignerin Frida Giannini feuerte, holte man Alessandro Michele vor den Vorhang. Der 45-jährige Italiener werkte bis dahin in der zweiten Reihe im Konzern und nützte seine Chance. »Mich faszinieren alle Formen des Wahnsinns«, gab der Römer zu Protokoll und krempelte die damals in der kreativen Bedeutungslosigkeit dümpelnde Marke um. Mit viel Glitzer und Satin und durchgeknallten Hommagen, wie etwa an die Technoszene der 90er oder die italienische Renaissance. Das knallte und war eine Wiedergeburt des Modehauses, die sich auch trocken in Zahlen messen lässt: plus 20 Prozent Umsatz in zwei Jahren.
Michele, das Provisorium, ist gekommen, um zu bleiben, und taucht mittlerweile in der renommierten »Time«-Magazin-Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt auf. Sein Kumpel, Oscar Preisträger und Gucci Testimonial Jared Leto, verbeugt sich deshalb vor dem wirren Genie leicht schwülstig: »Menschen mögen Gucci nicht einfach nur, sie begehren es. Und das ist so, glaube ich, weil sie verstehen, dass Michele sein ganzes Herzblut in jede Sache einfließen lässt, der er sich widmet, und dass er mit uns eine ebenso flüchtige wie mächtige Zutat teilt – nämlich Liebe.«