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Nach der Covid-Pause entwickeln sich Co-Working-Anbieter munter weiter. Die einen sprechen Einzel­unternehmer an, die anderen große Konzerne. Auch die Verbindung aus Wohnen, Urlaub und Arbeiten wird immer beliebter.

05.08.2021 - By Heimo Rollett

Elke sitzt am Copabeach vor dem DC Tower und telefoniert. Eigentlich arbeitet sie für einen großen Consulter im Turm hinter ihr. Aber sie wolle ein wenig Sonne genießen, sagt sie. Mit Sonnenbrille und Airpods lassen sich Geschäftstelefonate am Donauufer genauso führen – vielleicht sogar entspannter. Dieselbe Sommersonne ist Marek völlig wurscht. Er organisiert medizinische Serviceleistungen für Wohlhabende. »Ich bin immer im Einsatz und viel unterwegs. Also arbeite ich dort, wo ich gerade bin«, erzählt der 38-Jährige. Die meiste Zeit zu zweit – er meint seinen Laptop und sich – verbringt Marek in Hotellobbys und Flughafenhallen, zumindest bis vor Corona. Auch Co-Working-Spaces nutzte er, aber da fehle ihm manchmal der Überblick, wo es gute gibt.

Remote-Arbeitswelt

Das trifft den Nagel auf den Kopf: Es ist nicht leicht, die Übersicht zu behalten. Hier poppt
ein Co-Living-Work auf, dort ein Workation ­Retreat, woanders wieder ein GründerInnenHof. Letztendlich ist das Wirrwarr aber gut, denn das Angebot an flexiblen Arbeitsmöglichkeiten wird immer bunter. Stefan Wernhart, Geschäftsführer EHL Gewerbeimmobilien: »Co-Working ist und bleibt ein Zukunftsthema, das ist gewiss. Die Nutzer brauchen es, um einmal in einem anderen Setting arbeiten zu können, die Unternehmen können flexibler sein, und für die Immobilien ist es eine optimale Ergänzung im Nutzungsmix.«

Neben der langsamen Eroberung des länd­lichen Raums, wo leerstehende Gebäude wie Wirtshäuser gerne zu geteilten Büroflächen umfunktioniert werden, entstehen in den großen Städten immer differenziertere Angebote. Während Cocoquadrat mit Standorten in Graz und Wien besonders EPUs, also Ein-Personen-Unternehmen, ansprechen will und die Nutzungsdauer fairerweise minutengenau abrechnet, setzen andere wie UBC Collection oder YourOffice eher auf die Vermietung von ganzen Büroräumen für mindestens zwei ­Personen. In großen Büroimmobilien werden immer öfter ganze Teilflächen als Co-Working-Areas ausgebaut, sie stehen dann den Mietern für mehr Abwechslung und Flexibilität zur Verfügung. Im Falle von myhive ist der Betreiber Immofinanz auch bemüht, die Commu­nity aktiv zu managen – also die Vernetzung untereinander zu fördern, Veranstaltungen und Weiterbildungen zu organisieren etc.

Pleiten und Expansionspläne

Die Covid-Pause habe natürlich Leerstandszeiten beschert, nun ziehe die Auslastung aber wieder an, heißt es unisono. Die großen Expansionen bleiben einstweilen aber noch aus. Der deutsche Marktführer ­Design Offices hat Österreich schon länger von der Eroberungslandkarte zumindest zeitweilig gestrichen, die Regus-Schwester Spaces hat mit der Insolvenz einer Projektgesellschaft in der Wiener Muthgasse und dem Ausstieg aus dem »Haus am Schottentor« seine Instabilität offenbart, und WorkRepublic hat sich mit dem noblen Palais Fanto am Schwarzenbergplatz überhoben und aus Österreich zurück­gezogen. Wernhart glaubt aber, dass wieder neue Marken auftauchen werden, aber wohl erst nachdem sich die Corona-Situation absehbar beruhigt hat.

So lange will Marcus Weixelberger nicht warten. Der Gründer der Kette andys.cc betreibt aktuell vier Standorte in Wien und einen in Klosterneuburg, er will ein flächen­deckendes Netz in Österreich etablieren. Wien allein könne 15 seiner Locations ver­tragen, meint Weixelberger. Der Clou ist, dass andys.cc ­eigentlich ein vollständig durchdachtes System ist, das in allen Gebäuden, egal ob neu oder Bestand, implementiert werden kann. Permanent wird dieses System verbessert. Beispiel: Die Screens in den Büros zeigen den Nutzern nicht nur die aktuelle CO₂-Belastung und die Raumfeuchtigkeit an, die Daten sind auch Basis für die Raumklima­optimierung. andys.cc kümmert sich um die Planung, die Gestaltung und den Betrieb, der Flächeneigentümer stellt die Immobilie zur Verfügung und investiert in deren Ausstattung. Monatlich erhält er auf Basis der aktuellen Mitgliederzahl einen vordefinierten Teil des Umsatzes. Birgt das nicht mehr Risiko? Ja, aber im ­Vergleich zu einer regulären Vermietung sei der Mieterlös so durchschnittlich um 15 bis 20 Prozent ­höher, wirbt Weixel­berger für sein Modell.

Erschienen in:

Falstaff LIVING Nr. 05/2021

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