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Wohnen hat in den vergangenen Jahren weltweit einen neuen Stellenwert bekommen. Interessanterweise sind sich auch die Wünsche der Menschen in den einzelnen Ländern sehr ähnlich.

08.03.2022 - By Walter Senk

Ob ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung – in vielen Ländern wächst das Interesse an Wohneigentum seit Jahren. Daran änderte auch die Coronakrise nichts. Im Gegenteil: Die Kombination aus Niedrig-zinsen und Unsicherheit an den Finanzmärkten ließ Investitionen in »Betongold« für viele potenzielle Käuferinnen und Käufer noch attraktiver erscheinen. Dieses Phänomen war weltweit zu bemerken und hatte damit zu tun, dass sich die Menschen aufgrund mehrfacher Lockdowns ihrer Wohn-situation bewusster wurden. Wer konnte, der veränderte diese – und das taten sehr viele. Die logische Folge: Die Preise für Wohnimmobilien stiegen weltweit an.

Laut dem Global House Price Index des Immobilienberaters Knight Frank für das dritte Quartal 2021 sind die Häuserpreise gegenüber der Vorjahresperiode weltweit um durchschnittlich 9,4 Prozent gestiegen. Spitzenreiter mit einem Plus von 35,5 Prozent zwischen September 2020 und September 2021 ist die von hoher Inflation geplagte Türkei vor Südkorea mit einem Plus von
26,4 Prozent und Neuseeland mit 21,9 Prozent. In der EU verzeichnete Schweden die stärksten Preisanstiege (plus 20,1 Prozent), gefolgt von den Niederlanden (plus 18,4 Prozent) und der Slowakei (plus 18,4 Prozent). Mit 10,4 Prozent Preisanstieg belegt -Österreich auf globaler Ebene den 27. Rang. In 54 der 56 im Index erfassten Länder und Territorien stiegen die Preise im Jahresvergleich, nur Malaysia und Marokko widersetzten sich diesem Trend.

Weltweit ähnliche Wünsche

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass sich die Wünsche der Kunden weltweit ziemlich ähneln, was ihre Wohn-vorstellungen betrifft: Unabhängig vom Investment in Sachwerte stehen Freiflächen, Zweitwohnsitze und Nachhaltigkeit an vorderster Stelle. Wobei der Zweitwohnsitz in beide Richtungen geht. Nicht einfach aufs Land, sondern eine zweite Immobilie ist das Motto. Die einen schaffen sich einen Zweitwohnsitz außerhalb des urbanen Raums an, bleiben aber grundsätzlich in ihren eigenen vier Wänden. Die anderen ziehen aus der Stadt aufs Land und erwerben zusätzlich ein kleines Apartment in der City. Diese neuartige Entwicklung im großen Stil bringt auch den Mikroapartments vermehrte Nachfrage.

Wer es sich leisten kann, der will auf seine Bleibe in der Stadt nicht verzichten und sucht sich einen Zweitwohnsitz. Das führte in einigen Regionen zu einem richtigen Ausverkauf dieser Kleinode. Betrachtet man die einzelnen Länder, so sind Immobilien besonders in den Regionen gefragt, die diese Länder auch ausmachen. In Italien sind es die Küsten und die Toskana, in Spanien, Kroatien und Griechenland ebenfalls die Lage am Meer, bevorzugt werden die Inseln. In Österreich zeigt sich ein eindeutiger Trend Richtung Berge und Seen. Klassische Seegegenden rund um Wolfgangsee, Attersee – aber auch den Wörthersee – sind bei den Österreichern so begehrt wie schon lange nicht mehr.

Die Lage bestimmt den Preis

In besonders beliebten Lagen treibt die Nachfrage die Hauspreise – egal welcher Kategorie – teils in exorbitante Höhen, wie in der Region Kitzbühel. Die Preise für Villen, Chalets und andere Ausnahmeobjekte liegen bei rund fünf Millionen Euro, auch exklusive Eigentumswohnungen kosten hier in sehr guter Lage generell mehr als 15.000 Euro pro Quadratmeter. Damit ist der heimische Tourismusmagnet schon sehr nahe an den Schweizer Höchstpreisen, die in St. Moritz bei 17.000 Euro liegen.

Waren die Preise weltweit bereits in den vergangenen Jahren sehr hoch, so lassen sich die Käuferinnen und Käufer davon nicht ­irritieren. Wer jetzt kauft, der kalkuliert eine Wertsteigerung beim Erwerb gleich mit ein, denn die aktuelle Entwicklung wird in die Zukunft gedacht. In einer weltweiten Umfrage rechnen zwei Drittel der Befragten bereits in den nächsten zwölf Monaten mit einer Preis­steigerung ihrer Immobilie. Die Spannweite reicht dabei – je nach Land und Region – von einem bis neun Prozent. Zieht man einen Durchschnitt über den Erdball, so liegt die Erwartung grundsätzlich bei vier Prozent.

Dabei zeigt sich aber, dass es zwischen den Preissteigerungen doch sehr wohl ­Unterschiede gibt, und die betreffen die Immobilie selbst. Die Preisstabilität und die Wertsteigerung hängen von der Nützlichkeit der Immobilie ab beziehungsweise von den Besonderheiten, die sie ausmachen. Das Besondere oder, besser, das Projekt, das sich vom Markt abhebt – und das muss nicht Luxus sein –, steigt stärker im Preis als ­übliche 08/15-Immobilien.

Und übrigens: Diese Entwicklung gilt ebenfalls weltweit.

Erschienen in:

Falstaff LIVING Nr. 01/2022

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