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Dubai-Hype: Experte erklärt den Bauboom

Immobilienmakler und Developer Daniel Garofoli ist seit zehn Jahren für Kund:innen aus dem deutschsprachigen Raum in Dubai aktiv. Im Interview erklärt er, was am heutigen Hype um den Persischen Golf dran ist und warum es sich trotzdem lohnt, zu investieren.

16.12.2022 - By Maik Novotny

Residences Ihr Dubai-Immobilienreport vom September 2022 vermeldet monatliche Wertsteigerungen von 2,06 Prozent, den höchsten Stand seit Juni letzten Jahres. Der Markt scheint derzeit zu boomen.

Daniel Garofoli Seit 2018 wiederhole ich fast gebetsmühlenartig, dass der Markt sich nach der Talsohle erholen wird, und seit -einem Jahr ist genau das eingetreten. Das hat mehrere Gründe, auch geopolitische und die Tatsache, dass die Region immer weltoffener wird und ein deutlicher Wandel stattfindet, der die Emirate zusätzlich attraktiv macht.

Inwiefern ist diese Steigerung der Erholung nach der Corona-Pause zuzuschreiben?

Das hatte einen großen Einfluss. Dubai hatte eine sehr konsequente Corona-Politik, die zu Beginn auf starke Einschränkungen gesetzt, dann aber sehr früh – im Mai 2020 – auf das Wiederankurbeln der Wirtschaft gesetzt hat. Es gab Angebote für den Tourismus und neue Visa-Regularien wie etwa die Remote Visa, mit denen man von zuhause aus eine Firma in Dubai anmelden kann.

Man liest 2022 viel von Russ:innen, die vor Krieg und Sanktionen nach Dubai migrieren. Ist da etwas dran?

Ja, das trifft zu. Schon Ende 2021 hatten sich viele darauf vorbereitet, und gerade Russ:-innen, die in London wohnen, verkaufen dort ihre Immobilien und suchen global nach Alter-nativen. Dubai ist eine davon. Aber auch unabhängig von den Krisen ist der Mittlere Osten eine Wachstumsregion, und er wird das in den nächsten 20 Jahren bleiben. Da gilt es, Ausschau nach noch unterbewerteten Immobilien und Grundstücken zu halten, wo eine Wertsteigerung zu erwarten ist.

Heute werden ältere Projekte wie »Dubai Pearl« wiederbelebt, die jahrelang in der Warteschleife oder in halbfertigem Zustand waren. Ein Zeichen für goldene Zeiten oder Indiz für einen Hype?

Ich würde hier zur Vorsicht raten. Es ist nicht alles Gold, was glänzt. »Dubai Pearl« und ähnliche Projekte werden relauncht, und in 24 Stunden sind alle Wohnungen verkauft, und alle hoffen auf hohe Gewinne. Das wird aber nicht aufgehen. Ich sehe derzeit, dass wir in eine Marktsituation kippen, in der blind gekauft wird. Die Zahlen des vierten Quartals 2022 deuten das an. Zum ersten Mal seit 28 Monaten dominieren die Verkäufe von Off-Plan-Projekten den Markt. Ich -glaube, dass wir 2023 eine massive Korrektur erleben werden. Es wird zu einem Angebotsüberhang mit sinkenden Preisen kommen, weil derzeit viele Spekulant:innen und viel inflationäres Geld im Umlauf sind.

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Liegt das daran, dass Dubai für viele noch als Goldgrube am Golf gilt?

Ja, und auch daran, dass die Einstiegshürde für Anbieter im Immobilienmarkt sehr ­niedrig ist. Viele Makler:innen agieren ­derzeit sehr aggressiv und pushy und versprechen Fantasierenditen. Aber der Markt in Dubai ist sehr jung, gerade einmal 20 Jahre alt. Das heißt, er ist sehr volatil, und es wird immer Höhen und Tiefen geben, Wir haben 2006 bis 2007 massive Wertsteigerungen gesehen, 2012 bis 2013 auch und jetzt im Moment wieder. ­Dazwischen ging es bergab. Ich versuche, nachhaltiger zu agieren und diese ­Achterbahnfahrt zu stabilisieren.

Auf welche Lagen und Objekte konzentrieren Sie sich in Dubai?

Wir sind Freunde der B-Lagen, etwa Jumeirah Village Circle. Unsere Mieterklientel sind Ärzt:innen, Anwält:innen, Lehrer:innen, die in Dubai ­arbeiten. Diese Mieter:innen sind zuverlässig und gehen pfleglich mit der Immobilie um. Wir lassen weitgehend die Finger von touris­tischen Vermietungen wie Airbnb, da in ­Dubai Tourist:innen aus allen Kulturkreisen kommen und nicht alle besonders sorgfältig mit dem Eigentum umgehen. Ich habe schon viele abgewohnte Ferienapartments gesehen, die nach wenigen Jahren wieder komplett renoviert werden müssen.

Welche Objekte suchen diese Mieter:innen, und was müssen Sie bieten?

Zuerst schauen wir auf die Lage. Die B-Lagen-­Filetstücke haben eine gute Infrastruktur in der Nähe von Shoppingmalls, Krankenhäusern oder Schulen. Wir bieten Zweizimmerwohnungen von 67 bis 80 Quadratmeter mit offenen Küchen an. In unseren letzten beiden Projekten gab es eigene Kinos, Fitnessstudios und Spas. Wir schauen darauf, dass die Mieter:innen sich wohlfühlen, und viele schließen sogar im Voraus Verträge über drei Jahre ab.

Sie fokussieren auf Käufer:innen im deutschsprachigen Raum. Sind diese besonders vorsichtig und nachhaltig beim Investieren?

(Lacht.) Das würde man denken! Aber man muss dauernd informieren – das tun wir mit unseren Webinaren und Newslettern. In ­Dubai ist der Markt nach Kulturkreisen aufgeteilt, und das ist auch sinnvoll. Für Käufer:­innen aus Indien gibt es indische Anbie­ter:­innen und russische für Russ:innen. Mein Vorteil ist, dass ich deutsch handle und ­denke. Wenn die kul­turellen Hintergründe zu verschieden sind, kommt keine Vertrauensbasis zustande.

Was suchen die Kund:innen aus dem deutsch­sprachigen Raum?

Wir haben vor allem kleine Investor:innen, und unsere Angebote starten bei circa 200.000 Euro. Wir verkaufen auch nur ­maximal drei Wohneinheiten im Objekt pro Investor, wir verkaufen keine ganzen Stockwerke. Wir haben eine eigene Anwaltskanzlei, die vor Ort alles regelt, man muss also nicht selbst in Dubai auftreten. Es gibt aber auch Käufer:innen, die nicht vermieten, sondern die Wohnung selbst nutzen und sich so die Kosten fürs Hotel sparen.

Daniel Garofoli 

Der Immobilienunternehmer war schon seit 2007 an Dubai interessiert. 2012 schließlich wanderte er dorthin aus und baute sein Unternehmen auf, das heute fünf Firmen umfasst (Makler, Bauträger, Property Management, Anwaltskanzlei und Marketing).

danielgarofoli.com

Erschienen im Falstaff LIVING Residences 02/2022

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