Die wichtigsten Architekturpreise und ihre Highlights
Wer ist ein Star? Wer sind die Besten der Branche? Und wen stellen die Medien liebend gerne ins Scheinwerferlicht? Eine wichtige, aber nicht immer unkritische Rolle in diesem Ranking nehmen Architekturpreise ein, die schon seit über 300 Jahren vergeben werden
29.06.2022 - By Wojciech Czaja
Architekturpreise haben eine lange Tradition und werden bereits seit über 350 Jahren verliehen. Die allererste Architekturauszeichnung der Welt ist der 1666 ins Leben gerufene »Prix de Rome« in Frankreich, eine Initiative des Sonnenkönigs Louis XIV., der junge Architekten und bildende Künstler mit einem Ausbildungs- und Forschungsstipendium belohnte. Über ein Jahrhundert später wurde der »Prix der Rome« auf Belgien ausgeweitet (1832), kurz darauf begann auch das Royal Institute of British Architects (RIBA) damit, für besondere bauliche Verdienste eine sogenannte »President’s Medal« zu verleihen (1836).
BRICK AWARD
Viele Preise, wie etwa die »Gold Medal« des Australian Institute of Architects (1960), die deutsche »Heinrich-Tessenow-Medaille« (1963) oder die »Alvar Aalto Medal« in Finnland (1967), wurden in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg etabliert und sind vom Wiederaufbau und Fortschrittsglauben der Sechzigerjahre getragen.
Die beiden bekanntesten und auch höchstdotierten Architekturpreise der Welt sind der Aga Khan Award (1977) sowie der Pritzker Prize der Hyatt Foundation (1979). Der Pritzker-Preis wird alljährlich an eine singuläre Position verliehen und ist mit 100.000 US-Dollar dotiert, der Aga Khan Award wird alle drei Jahre an mehrere Architekturschaffende gleichzeitig vergeben und umfasst ein unfassbar hohes Ausschüttungsvolumen von einer Million Dollar.
THE PRITZKER ARCHITECTURE PRIZE
Ein häufiger Kritikpunkt vieler Preise ist der männliche Fokus. Es mussten erst 25 Jahre vergehen, bis der Pritzker-Preis erstmals auch an eine Frau vergeben wurde! Die Glückliche war Zaha Hadid anno 2004. Außerdem passiert es immer wieder, dass die Leistung von Frauen einfach ignoriert und verschwiegen wird. Obwohl Robert Venturi und Denise Scott Brown, die mit ihrem Buch »Learning from Las Vegas« (1972) Berühmtheit erlangten, von Anfang an gleichberechtigte Partner:innen waren, wurde der Pritzker-Preis 1991 nur an ihn verliehen. Die Geschichte wiederholte sich 2012, als der Pritzker-Preis an den chinesischen Architekten Wang Shu verliehen wurde. Seine Partnerin Lu Wenyu, mit der er seit 1997
das Büro Amateur Architecture Studio leitet, ging abermals leer aus.
MIES VAN DER ROHDE AWARD
Die Preislandschaft wird zunehmend unübersichtlicher. Nicht nur Institutionen loben Preise aus, sondern auch Firmen und Industrieplattformen, die bestimmte Baustoffe und Bautechnologien in den Vordergrund stellen (Stahl, Beton, Ziegel, Glas, Dämmstoffe). Immer häufiger treten nun auch Blogs und Verlage auf den Plan und generieren auf diese Weise Klicks auf LinkedIn, Facebook und Instagram. Eine weltweit einzigartige Rolle nimmt der Österreichische Bauherrenpreis ein, den die Zentralvereinigung der ArchitektInnen Österreichs seit 1967 vergibt. Ausnahmsweise wird hier nicht die Leistung der Planenden und Entwerfenden gewürdigt, sondern der Mut, die Finanzierung und die hohe Bestellqualität der Auftraggeber:innen.