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Verantwortungsvolle Immobilienunternehmen machen mehr, als nur Quadratmeter zu optimieren. Sie nehmen Baukultur, Architektur und Kunst ernst. Die schönsten Beispiele.

29.12.2022 - By Heimo Rollett

Wenn von Kunst am Bau die Rede ist, denken die meisten entweder an die Unmöglichkeit, ein
Ge-mälde neben einer Mischmaschine aufzuhängen, die anderen an lächerliche Skulpturen im öffentlichen Raum, die halb verrostet beim Rasenmähen im Weg herumstehen. Beides ist falsch. Mit dem Bauen selbst hat diese Kunstform kaum etwas zu tun, es sind vielmehr Kunstwerke, die sich mit einem Gebäude, dem Inhalt oder den Menschen in dem Gebäude auseinandersetzen, die Architektur ergänzen oder einen Kontrapunkt setzen. Oder, wie es der Künstler Friedrich Biedermann formuliert: »Kunst am Bau, also Kunstinterventionen im öffentlichen Raum, ist für mich mittlerweile etwas Natürliches – damit meine ich, dass sich gute Kunst im öffentlichen Raum in den Ort eingliedert und gleichzeitig einen Moment der Verblüffung oder Staunen erzeugt.«

Ein Wellness-Ruheraum, in dem Nitsch hängt. Nicht jedermanns Sache, aber auch nicht in jedem Hotel zu finden. krallerhof.com

Mehraufwand

Für Bauträger und Immobilienentwickler bedeutet das natürlich extra Aufwand. Anhand der Liebe zur Ästhetik lässt sich aber auch ganz gut herauslesen, wie ernst eine Firma ihre Marketing-ansätze meint. Das beginnt bei der Beauftragung einer guten Architektur, die mehr kann, als nur schnell Anlegerwohnungen zu verkaufen, geht über den verantwortungsvollen Umgang und dem Erhalt von Bestehendem und findet seine Krönung in der extra Beauftragung von Künstler:innen, die mit ihren Werken einen kulturellen Beitrag und einen Mehrwert für das Haus und seine Nutzer:innen schaffen. Der Bauträger Wohnart geht bei seinem Projekt »Upper
Hill Side« in Oberdöbling in Wien z.B. eine Extrameile, indem er Kunst und Design im Eingangsbereich miteinander verschmelzen lässt und so eine außergewöhnliche Empfangsatmosphäre schafft. Oder die 3SI-Gruppe, die die Sanierungsarbeiten am Wiener Prunkbau an der Ecke Bürgerspitalgasse/Mariahilfer Straße im heurigen Frühjahr finalisiert hat. Neben der umfassenden Revitalisierung des um 1900 errichteten Gebäudes wurde auch auf besondere Details geachtet. So findet man neben einem roten Teppich im Eingangsbereich, der gekonnt ins Gebäude einlädt, prunkvolle -Spiegel mit goldschimmernden Rahmen, Handläufe und Jugendstil-Luster und am Beginn des Stiegenhauses auch eine Statue von Maria Magdalena, der Namenspatronin des Bezirks. »Es sind solche vermeintlichen Kleinigkeiten, die uns bei Zinshaussanierungen am Herzen liegen und doch das Gebäude -bereichern«, meint Michael Schmidt, Geschäftsführer von 3SI.

»Perspectiva Practica« nennt sich das Werk von Anna Artaker, bei dem sie eine historische Illustration zum perspektivischen Zeichnen auf die Auskragung der Grazer Universitätsbibliothek übertragen hat. big-art.at

Blut und Baumstämme

»Als Bundesimmobiliengesellschaft ist es uns wichtig, dass sich die Kunst – am Bau – frei entwickelt und niemals als Accessoire der Architektur instrumentalisiert wird«, sagt Hans-Peter Weiss, CEO der BIG. »Selbst-verständlich folgt die Kunst eigenen Gesetzmäßigkeiten – sie eröffnet uns immer wieder alternative Denk- und Handlungsspielräume, die uns helfen, neue Ideen zu generieren«, so Weiss weiter. Seit über 15 Jahren realisiert die BIG Kunstprojekte unter der Marke BIG ART. Die Initiative bringt Kunst zu den Menschen, die in der Stadt leben, die in den BIG Gebäuden ein- und aus- oder einfach nur daran vorbeigehen. Für die Kunstwerke gibt es dabei keine Grenzen: Von innenliegenden Wandarbeiten, Reliefs, aber auch benutzbaren Skulpturen bis zu Fassadengestaltungen, Wasserspielen, Lichtarbeiten, künstlerischen Filmen oder ephemeren Arbeiten kann alles gedacht werden, was der Funk-tion des Gebäudes nicht entgegensteht. Im Portfolio von BIG ART befinden sich allerhand unerwartete Dinge. In einer Art Gewächshaus im Foyer des neuen Biologiezentrums der Universität Wien ruht etwa ein aus dem Ökosystem der Baustelle entfernter Baumstamm, der in das universitäre Forschungsumfeld transferiert wurde. Die künstlerische Arbeit von Mark Dion schafft damit eine Verbindung von innen und außen, von der Vergangenheit des städtebaulichen Umfelds und der Gegenwart der wissenschaftlichen Einrichtung. Der Baum ist zugleich tot und lebendig – nicht mehr Natur, vielmehr Repräsentation von Natur.

Kunst macht fraglos Stimmung. Gute, hoffentlich, hat sich wohl Hotelier Sepp Altenberger, Eigentümer des »Krallerhofs« in Leogang, gedacht. Der Gang durch sein Haus gleicht einem Museumsbesuch. Da hat man schon mal auf das ein oder andere Zimmer ver-zichtet, um mehr Gemälde und Skulpturen unterzubringen. Rund 500 Werke lassen sich entdecken. Und welches Hotel hat schon einen eigenen Ruheraum im 2.500-Quadratmeter-Wellnessbereich, in dem großformatige Schüttbilder von Hermann Nitsch hängen?

Die Idee zu der Installation entstand durch das Bild »Gegengewicht« von Kandinsky aus dem Jahre 1926. Das Kunstwerk hängt in einem Haus des Bauträgers LIV in Wien-Josefstadt. friedrichbiedermann.com

Lichtkunst

Auch wenn es um die Lichtstimmung geht, ist Kunst gefragt. »Lightweight« von Friedrich Biedermann übersetzt in einem Wohnhaus in Wien Funktion in Ästhetik und Gewicht in Harmonie, indem »Lichtgewichte« – bestehend aus Spiegel und gemalten Flächen am Anfang und am Ende – in einem Stiegenhaus montiert wurden und es so in ein Kaleidoskop verwandeln. So vielfältig ist Kunst »am Bau«.

Lose Elemente, scheinbar ohne Verbindung, setzen sich bei genauerem Hinsehen zu einem
Gesamtbild zusammen, das man nicht erwartet hätte. Eine Installation in einem Haus der Amisola Immobilien AG von Künstlerin Astrid Young. fabricatur.at

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