© Walter Bilotta

Der Weg des Steins zur fertigen Küche

Kaum ein Material ist in der Küche aufregender als Naturstein, da der Gestaltungsfreiheit keine Grenzen gesetzt sind. Fast keine! Worauf es bei der richtigen Materialauswahl ankommt und welche Steine momentan besonders en vogue sind, besprachen wir mit Managerin Kristina Breitwieser bei einer persönlichen Reportage hinter den Kulissen.

30.09.2020 - By Sandra Keplinger

Schreitet man durch die Hallen des Schauraums von Breitwieser, glaubt man fast, in einem Museum zu sein. Tausende von Natursteinplatten aus der ganzen Welt stehen in Reih und Glied: vom klassischen Salz-und-Pfeffer-Granit aus dem Waldviertel über Marmor aus der Türkei bis hin zu Graniten in atemberaubenden Farben und Mustern aus Brasilien und Indien, die wie moderne Kunstwerke anmuten. Naturstein erfreut sich dank seiner Einzigartigkeit größter Beliebtheit, was an den unzähligen Material- und Farbmöglichkeiten liegt, die er zu bieten hat – vor allem in der Küche.

»Wir haben hier über 600 verschiedene Materialien, die wir in Härtegrade unterteilen«, erklärt Kristina Breitwieser, Geschäftsführerin von Breitwieser Stone World. »Wir verwenden für die Küchenarbeitsplatten Quarzite, Granite oder reinen Quarz.« Von Letzterem gibt es Modelle, die wie Bergkristall wirken und sogar hinterleuchtet werden können. Auch von der Härte sind sie unschlagbar.

Härtefall

Dass man immer weniger Marmor in der Küche findet, hat gute Gründe: Das Gestein eignet sich zwar, ähnlich wie Onyx, perfekt für Wandverkleidungen oder Bäder, hat in der Küche aber den Nachteil, dass es im Gegensatz zu seinen härteren Kollegen wie Granit und Quarz nicht säurebeständig ist. Damit erhöht sich der Pflegeaufwand: Es muss regelmäßig imprägniert werden, und die Entstehung von Flecken bzw. einer Patina ist unvermeidbar.

Tiefengesteine wie Quarzit (mit einem Quarzgehalt von circa 98 Prozent) »sind absolut resistent gegen alles, was man so in der Küche treibt. Die Italiener nehmen für die Küche Marmor und sind auch damit zufrieden, aber bei uns oder in Deutschland geht das nicht. Wenn der erste Fleck da ist, macht man einen Aufschrei und es ist ›grande catastrofe‹«, lacht Breitwieser. »Es gibt zwar auch Granite, die trotz ihrer Härte nicht ganz so gut für Küchenplatten geeignet sind, weil sie viel Wasser aufnehmen und so dunkle Flecken entstehen. Deswegen sind im Schauraum alle Platten entsprechend beschriftet.«

Quarz ist für die Küche unschlagbar. Das Tiefengestein ist hart, robust und säureresistent. Manche Arten wirken fast wie Bergkristall und können deswegen sogar hinterleuchtet werden.

Worauf achtet Breitwieser beim Einkauf von Steinen am meisten? »Für uns ist die Schönheit am wichtigsten. Wir kaufen unsere Materialien in erster Linie nach Ästhetik, dann findet man schon den richtigen Einsatzort. Da Onyx, eines der außergewöhnlichsten Materialien, sehr empfindlich ist, macht man daraus eher Wandverkleidungen und keine Oberflächen.« Als einer der Bestseller im Küchenbereich hat sich der Granitstein »Golden Viper« etabliert, der aus Brasilien importiert wird. Er ist dank seiner dunklen Grundfarbe mit gold- bis beigefarbener Abmaserung vielseitig einsetzbar und passt sowohl zu dunklen als auch hellen Küchen. Aber auch intensiv gemusterte Platten haben ihren Reiz.

»Ich finde, gerade in der heutigen Zeit, wo Küchen so modern und schlicht sind, kann man die Optik mit wilden Platten aufpeppen. Man kann auch mit der Oberflächenbeschaffenheit arbeiten. Gelederte oder Waterjet-gebürstete Haptik sind ein guter Kontrapunkt zu einer polierten Hochglanzküche.«

Und tatsächlich: In der Stone Gallery findet man Dutzende Beispiele, die in der Haptik dank spezieller Oberflächenbehandlung weich wie Leder wirken, obwohl es sich um Hartgesteine handelt. »Wir machen mittlerweile mehr matte Oberflächen für Küchen als polierte. Es wird immer rauer – das geht oft an die Grenze dazu, dass man es gerade noch gut putzen kann«, so Breitwieser.

Local Heroes

Intensive Farben und außergewöhnliche Haptik gibt es aber nicht nur in Asien oder Südamerika. Strasser Steine mit Sitz in St. Martin im Mühlkreis hat in den letzten Jahren stark an der Verbreiterung des regionalen Produktsortiments gearbeitet. Im Mittelpunkt steht das »Alpenwelt«-Sortiment mit den Natursteinen »Gletscherbach« aus dem Hartgestein Chloritgneis und »Alpen­grün« aus Gneis. Nomen est omen: Die intensive Farbgebung des »Alpengrün« kennt man normalerweise nur von exotischen Steinen, es kommt aber auch in einem ausgesuchten Steinbruch im Massiv des Großvenedigers in Osttirol vor.

Der mitteleuropäische Marktführer für Küchenplatten aus Naturstein setzt auch bei seinem Modell »St-One« immer öfter auf das alpine Gestein. Mit dünnen Platten werden hier nicht nur die Arbeits­fläche, sondern auch vertikale Oberflächen inklusive Laden und Türen ausgestattet. Heimische Steine wie Rauriser Blau, ein Quarzit aus der Salzburg-Region, oder Pannonia Grün aus dem Burgenland kommen auch bei Breitwieser viel zum Einsatz. Da es sich hier um kleinere Vorkommen handelt, spiegelt sich das auch im Preis wider, aber das scheint den österrei­chischen Konsumenten nichts auszumachen, denn die Nachfrage steigt.

Ich finde, gerade in der heutigen Zeit, wo Küchen so modern und schlicht sind, kann man die Optik mit wilden Platten aufpeppen. Kristina Breitwieser, Geschäftsführerin von Breitwieser Stone World

Unique Pieces

Was Naturstein so extrem reizvoll macht, ist seine Individualität. Keine Platte gleicht der anderen, und der Kunde kann sich sein Einzelstück aussuchen. Da es in der Farbgebung so gut wie keine Einschränkungen gibt, ist für jeden Geschmack etwas dabei – und das wachsende heimische Sortiment wird in Zukunft auch die Bedürfnisse einer Generation stillen, der Nachhaltigkeit immer wichtiger wird.

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