Der Traum vom tiefen Schlaf
Rund ein Drittel unseres Lebens bleibt im Dunkeln. Ein Geheimnis, das uns zumindest nicht bewusst ist. Denn ganze 25 Jahre verbringen wir – statistisch gesehen – im Bett, vornehmlich mit lebensnotwendiger Nachtruhe. Dennoch kann jede:r Vierte vom erholsamen Schlaf nur träumen. Über die häufigsten Störenfriede und die hilfreichsten Förderer unserer körperlichen und geistigen Regeneration.
06 . Oktober 2022 - By Susanna Pikhart
Bloß nicht laut ansprechen und schon gar nichts fragen sollte man frühmorgens Menschen, die nicht gut geschlafen haben. Wer nämlich immer wieder und öfters in der Woche keine erholsame Nachtruhe findet, ist gereizt, übel gelaunt und anfällig für allerlei Krankheiten. Das wusste schon Friedrich Nietzsche, als er schrieb: »Allen aus dem Wege gehen, die schlecht schlafen und nachts wachen …« An einer anderen Stelle hielt der deutsche Philosoph folgerichtig fest: »Das Kunststück der Lebensweisheit ist, den Schlaf jeder Art zur rechten Zeit einzuschieben wissen.« Dem können die moderne Medizin und Schlafpsychologie nur zustimmen. Dennoch bleibt für viele Menschen der ausgeruhte Start in den Tag nur ein Wunschtraum. Und erst recht, wenn es darum geht, ganz ohne Hilfe, also Wecker, zu erwachen, was meist nur am Wochenende gelingt.
Tatsächlich schlafen die meisten Österreicher:innen nicht ausreichend, und jede:r vierte ist sogar von Schlafstörungen betroffen. Das bestätigt Doz. Dr. Michael Saletu, der renommierteste Schlafmediziner des Landes, Neurologe und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung: »Schlafstörungen sind häufig, folgenschwer und vielfältig. 80 Prozent der Schlafgestörten leiden an ihren Problemen länger als ein Jahr. Bei rund zehn Prozent der Menschen sind die Schlafschwierigkeiten so dramatisch, dass sie behandelt gehören.« Die häufigsten Probleme bereiten dabei Schnarchen und nächtliche Atemaussetzer sowie Albträume, aber auch unruhige Beine, genannt »Restless-Legs-Syndrom«, sowie schlicht und einfach Ein- und Durchschlafschwierigkeiten. Wissenschaftlich bewiesen ist inzwischen, dass Frauen mehr Schlaf als Männer brauchen: bis zu neun Stunden tun ihr gut, während ihm sieben bis acht Stunden reichen. Allerdings: »Beide Geschlechter nehmen sich nicht genug Zeit für den Schlaf und glauben, dass fünf bis sechs Stunden ausreichen«, so der Schlafforscher. Weit gefehlt und teuer bezahlt. »Abgesehen davon, dass bei einer so kurzen Nachtruhe die Leistungsfähigkeit leidet, hat das auch gesundheitliche Konsequenzen«, so Dr. Saletu. »Diese Menschen sind nachweislich anfälliger für Fettleibigkeit, Diabetes und hohen Blutdruck.«