Der Designer Werner Aisslinger im Exklusiv-Interview
Werner Aisslinger sprach mit LIVING über die Gemeinsamkeiten von Designern und DJs und seine Liebe zu Farben und Stilvielfalt!
09 . Juli 2018 - By Uwe Killing
LIVING: Sie haben 1996 auf der Mailänder Möbelmesse Ihren ersten Stuhl präsentiert. Der inzwischen im New Yorker Museum of Modern Art ausgestellte »Juli Chair« war grün. Heute gelten Sie selbst als Grüner unter den Designern. Ihre Lieblingsfarbe?
Werner Aisslinger: Das habe ich so noch gar nicht gesehen. Die inhaltliche Verbindung zu Grün stimmt sicher, wenngleich ich selbst eher immer bunter werde, während meine Haare ergrauen. Farben helfen mir, neue Welten zu eröffnen – viel stärker als noch vor zehn Jahren.
War Ihnen die Welt des Möbeldesigns zu klein geworden?
Dieser Stuhl hat meiner Karriere entscheidenden Auftrieb gegeben. Ich designe auch weiterhin gerne Stühle, aber ich habe vor allem den Anspruch, Produkte für alle Lebensbereiche zu entwerfen und mit neuen Materialien zu experimentieren.
Jüngst haben Sie eine Uhr für NOMOS Glashütte entworfen. War die Form da nicht stark vorgegeben?
NOMOS Glashütte hat einen starken Markenkern, der vom Bauhaus geprägt ist. Da kann man nicht sagen: Wir machen die Uhr jetzt einfach mal etwas bunter. Das war ein langwieriger Spagat zwischen der Tradition und neuen sportlich-leichten Elementen.
Bauhaus steht für eine Strenge, die allein der Funktion folgt. Mit Ihren ersten Designkonzepten für Hotels haben Sie es vor Jahren gewagt, farbenfroh, verspielt und sogar gemütlich zu sein. Nichts für Puristen ...
... zumal in Deutschland, wo die Design-Philosophie des Bauhauses zur DNA zählt. Das habe ich auch während meines Studiums an der Hochschule der Künste in Berlin gespürt. Mein Professor Hans Roericht kam von der Ulmer Hochschule für Gestaltung, die sich beim Industriedesign in direkter Folge des Bauhauses sah: schöne Proportionen, klares Design, sehr deutsch.