© Ligne Roset

Viele aktuelle Einrichtungstrends sind von den berühmten Seventies inspiriert: Wohnräume werden vermehrt in einem Mix aus modernen sowie Vintage-Designstücken aus dieser Zeit gestaltet. Was diese Sehnsucht nach dem 70er Wohnkult ausgelöst hat, fragte LIVING Andrea Sova, professionelle Innenraumgestalterin.

08.11.2022 - By Birgit Pototschnig

Neugierig geworden auf die Frage zum derzeitigen Hype in Richtung Wohnstil und -kultur der 1970er Jahre trafen wir Innenraum-Expertin Andrea Sova von Homecoaching zum Interview und baten sie um einige Design-Klassiker aus dieser Zeit.

LIVING: Wir haben in den letzten Jahren etliche neue Trends erkennen dürfen. Warum ist gerade der Einrichtungsstil der 70er Jahre derzeit wieder so beliebt?

Andrea Sova: Laut Experten liegt dies möglicherweise an der COVID-19-Pandemie. Viele Menschen waren über Nacht gezwungen, an einem Ort zu arbeiten und zu wohnen. Das eigene Zuhause hat dadurch einen besonderen Stellenwert im Leben bekommen: neben dem Home Office war es jedoch wichtig, auch Ruhezonen und Entspannungsmomente zu schaffen. Die 70er mit ihrer warmen beruhigenden Farbpalette, weit geöffneten Räumen und bequemen Möbeln waren die perfekte Grundlage, vom dem sich viele inspirieren ließen.

Sinus Stuhl

Das Prinzip dieses Freischwingers wurde umgedreht, denn bei Sinus sind die Kufen nach vorne offen. Die schwungvolle Form des Sessels wird erst durch den Fußhocker komplett. 2004 wurde Sinus zum Anlass des 50jährigen Cor Firmenjubiläums überarbeitet und neu aufgelegt. Geblieben sind die extravagante Rollenform, der ergonomische Sitzkomfort sowie das für die damalige Zeit innovative Design.

Louis Poulsen Lampe

Die Stehleuchte Panthella von Verner Panton wird seit 1971 als Klassiker ohne Unterbrechung produziert. Das Pendant zur Stehleuchte ist die gleichnamige Tischleuchte, welche später von zahlreichen kleineren Varianten erfolgreich adaptiert wurde. Auch heute noch ein Design perfekt für einen Stil-Mix.

Poltronova Chair

Mit dem Entwurf des Sessels Joe in Form eines Baseballhandschuhs schuf das Designertrio De Pas, D’Urbino und Lomazzi eine Ikone des italienischen Radical Designs. Die Designer setzten bei der Formgebung auf die Verschmelzung von Alltagsgegenständen & Pop Art. Namensgeber war der berühmte Baseballspieler Joe Di Maggio, welcher für kurze Zeit mit Marilyn Monroe verheiratet war. Der Entwurf stammt aus dem Jahr 1971.

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Gab es auch andere Einflussfaktoren außer der Pandemie?

Ein weiterer Faktor ist selbstverständlich die Mode. Jeans dürfen in die Arbeit getragen werden, Sneaker sind ein Must-Have und vielerorts hat man sich von Krawatten komplett verabschiedet. Auch im Home Office hat man es gerne bequem und dennoch stylish. Die Wiederbelebung des Designs der 70er Jahre passt somit perfekt zu den aktuellen Lebensumständen.

Was macht nun den Wohnstil dieser Zeit bezüglich Interior Design aus?

Es ist ein Mix aus modernen wie klassischen Designerstücken, gekonnt miteinander kombiniert. Dabei ist eine Mischung aus kräftigen Farben, Mustern und Materialien - wie Samt, Rattan, Holz und Beton - zu beobachten. In Zeiten von reinweißen Wänden und beige-grauen Wohnzimmern eine gelungene Abwechslung! Dabei wurde der Stil der 70er Jahre lange wegen seiner Plastikmöbel, aber auch knalligen Farbtönen abgelehnt. Die 2022er-Version ist jedoch zurückhaltender und reduzierter. Im Fokus stehen Form und Materialien, wobei punkto Farbe Erdtöne und mehrfarbige Konzepte vermehrt zum Einsatz kommen. Ebenso niedrige Polstermöbel, welche sich in offene Grundrisse perfekt integrieren. Mindestens eine Wandfarbe oder auch Tapeten dürfen dabei nicht fehlen.

Sie haben uns einige Ideen zu Klassikern aus dieser Stilepoche mitgebracht, welche heute perfekt in dieses Seventies-Look-Ambiente passen würden?

Ja, aus meiner Sicht habe ich sechs Klassiker aus den 70er Jahren recherchiert, welche auch heute aus dem Interior Design nicht mehr wegzudenken sind.

Zanotta Schemel

Der klassische Holzschemel Giotto mit den drei Beinen wurde von dem Architektentrio Gionatan De Pas, Donato D’Urbino und Paolo Lomazzi entworfen. Der Hocker ist mit einem Gewinde ausgestattet, sodass sich die Sitzfläche höher und tiefer drehen lässt. Auch heute noch ein beliebtes Design-Piece für unsere Wohnräume.

Billy Bücherregal

1978 von Gills Lundgren entworfen enthält dieses Regal aus Spannplatten anstelle einer Produktnummer einen männlichen Vornamen und wird direkt in das Sortiment des schwedischen Möbelhauses aufgenommen. Es ist schlicht, preiswert und bedient den Wunsch nach einer neuen Ästhetik. 1990 wird Billy aus dem Sortiment genommen, nach Protesten aber nach 2 Jahren wieder aufgenommen und ist bist heute das meistverkaufte Regal weltweit.

Ligne Roset Chair

Ein absoluter Klassiker ist Togo: das erste Vollschaum-Polstermöbel aus einem Guss als Spiel mit einer elementaren Form, einfach und zugleich raffiniert für den legeren, ungezwungen Lebensstil. Die niedrige Sitzhöhe, die muldenförmigen Sitzflächen und Rückenlehnen laden zur Entspannung ein.

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