benvenuto a massimo bottura!
Er ist der Popstar in der internationalen Spitzengastronomie, Kunstsammler und PR-Genie – das Lifestyle-Universum rund um Massimo Bottura vereint fraglos alles, was das verwöhnte Trendsetter-Herz begehrt. Mit der »Casa Maria Luigia« etwa kreierte der umtriebige Küchenpoet nahe Modena ein gestyltes Boutiquehotel, das Drei-Sterne-Menüs, Design und Gastfreundschaft charmant vereint. Was noch? LIVING war zu Besuch und bekam viele Antworten.
14 . September 2023 - By Angelika Rosam
Header Bild: Zu Besuch in der »Casa Maria Luigia« Sandro Chias Bronzestatue »Il Babbo« ziert den Eingang des Hotels. LIVING-Herausgeberin Angelika Rosam und Massimo Bottura in guter Laune nach einem langen und erfolgreichen Drehtag.
Mit der Kraft des guten Essens und einer großen Portion Gastfreundschaft Glücksmomente zu schaffen, ist die Lebensphilosophie, die Massimo Bottura fraglos verinnerlicht hat. »Wir öffnen unser Zuhause, unsere Herzen und unsere Passion und sagen, dass wir das gerne mit euch teilen möchten«, heißt uns der Spitzenkoch willkommen, und seine freundlichen Augen blitzen fröhlich, als er LIVING durch das massive Eisentor auf das Anwesen führt. Es misst selbst am Abend hier in der Emilia-Romagna noch 30 Grad, dennoch ist die Energie, die der 60-jährige Stargastronom versprüht, ansteckend. Er treibt seine Mitarbeiter an, motiviert, ruft und scherzt. Emotion, so muss man wissen, ist bei Massimo Bottura alles – die Art, wie er Menschen begrüßt, über Themen und Projekte parliert, wie er kocht, Gastgeber ist, seine speziell angefertigten Maseratis fährt, Markenbotschafter-Rollen ausführt und das nicht enden wollende Talent besitzt, Rohdiamanten in Juwele zu verwandeln. Und in der Tat: Die Casa Maria Luigia, ein alter Palazzo aus dem 18. Jahrhundert nahe Modena und der Grund unseres Besuchs, bietet eine neue Sensibilität inmitten des Charmes einer alten Welt. Nach Botturas Mutter benannt, hat er das verschlafene Anwesen mit seiner Frau, der Kunstexpertin Lara Gilmore, mit viel Liebe zum Detail in ein toskanisches Hotel-Schmuckstück verwandelt, das zwar alle Kriterien einer klassischen italienischen Villa erfüllt, jedoch im Inneren das Designer-Herz höher schlagen lässt: Alleen, originale Fensterläden, jahrhundertealte Eichen, gepflegte Rasenflächen, Springbrunnen, Teich und Pool bilden die beschauliche Hülle für das eklektische Innere, dessen Interior-Protagonisten die Namen renommierter Designer tragen. Eileen Gray, Ludwig Mies van der Rohe, Eero Saarinen, die Brüder Castiglioni, Paola Lenti oder Alessandro Mendini und Peter Blake haben sich hier stilvoll verwirklicht, alte Kronleuchter aus Muranoglas bilden neben originalen Walnussdielen und alten Deckenfresken den Kontrast zu modernen Elementen wie hell gemusterten Tapeten und minimalistischen Stücken von Künstlern wie Michael Anastassiades und Piero Lissoni. Noch vor der Pandemie hatte man begonnen, das Landhaus zu renovieren, Raum für Raum, langsam und überlegt. Jetzt scheint es in seiner Perfektion zu ruhen, bereit für Neues.
»francescana«-Signature-Dishes in der »Casa Maria Luigia«
Nur zwölf Zimmer fasst die in gesättigte, gemütliche Farbtöne getauchte Gourmet-Andockstation, die mehr persönlicher Rückzugsort für den Gast sein soll als Hotel mit Bed-and-Breakfast-Attitüde. Mission erfüllt und imposant eingehüllt in eine beachtliche Sammlung zeitgenössischer Kunst von Damien Hirst, Ai Weiwei bis Tracey Emin, nur um einige zu nennen. Ja, das Bottura-Universum hat gewiss für den anspruchsvollen Gast viel zu bieten. Und dabei wird das schillernde Ausnahmetalent unter den weltweiten Elite-Köchen nicht müde, im Interview seine Lieblingssätze zu wiederholen: »Unser Ziel ist es, unseren Gästen ein Zuhause zu geben«, rückt er sein Gucci-Sakko zurecht und fährt fort: »Auf der anderen Seite bieten wir ihnen ein kulinarisches Erlebnis.« Damit meint er das zweistöckige Kutschenhaus aus dem Jahr 1900, das sich gegenüber dem Hauptgebäude im Hof befindet. Es präsentiert Botturas neuestes kulinarisches Erlebnis, »Francescana at Maria Luigia«, ein Neun-Gänge-Degustationsmenü seines Drei-Sterne-Tempels, der »Osteria Francescana«, das jeden Abend einer kleinen Gruppe von Hotelgästen serviert wird. Und auch dort fehlt der Design-Anspruch nicht. Unter den Ziegelgewölben des Restaurants glänzen eine Ingo-Maurer-Beleuchtung, drei Eichenholztische von Mendini und ledergepolsterte Sessel, während Botturas bessere Hälfte, Lara Gilmore, für die Wände einen 13-teiligen Damien-Hirst-Siebdruck mit dem treffenden Titel »The Last Supper« dekorierte. Der LIVING-Talk über Passionen, Kunst und Kopien, Traditionen, neue Projekte und warum Kochen ein Akt der Liebe ist.