© Lukas Schaller

Belvedere Wien: »Ein zentraler Ort der Kunst«

Im heurigen Jahr feiert das Belvedere Museum sein dreihundertjähriges Bestehen. Seine Geschichte war bewegt und es war schon früh ein Ort, an dem zeitgenössische und historische Kunst eine prägende Rolle spielten.

23.05.2023 - By Herta Scheidinger

Über zehn Jahre lang wurde an der Sommerresidenz des berühmten Feldherrn Prinz Eugen von Savoyen gebaut: Im Jahr 1723 war die Anlage des Belvedere mit der Fertigstellung des oberen Schlosses schließlich vollendet. Die museale Nutzung setzte schon bald danach mit der Einrichtung der kaiserlichen Galerie im oberen Schloss ein. Denn im Jahr 1777 öffnete Maria Theresia die kaiserliche Gemäldegalerie im Oberen Belvedere für die Öffentlichkeit – die Sammlungen dienten nun nicht mehr nur höfischer Repräsentation, sondern wurden als Instrument zur Bildung des breiten Publikums eingesetzt. Generaldirektorin Stella Rollig: »Das Belvedere ist ein zentraler Ort der Kunst. Als eines der ersten öffentlichen Museen weltweit sowie als erstes Museum für zeitgenössische Kunst in Wien stellt es bis heute einen Kraftort für seine Besucher:innen dar. Hier gehen sie eine zutiefst menschliche Verbindung mit der Erinnerung ein, reflektieren die Gegenwart, ahnen die Zukunft. Von Beginn an als Ort der Kunst gestaltet, stehen Kunst, Bildung und Forschung auch heute im Zentrum unseres Wirkens.«

300 Jahre Belvedere Die Jubiläumsausstellung im Unteren Belvedere führt die Besucher:innen auf eine Reise in die Geschichte der umfangreichen Sammlung.

© Bildarchiv Belvedere

Staatsvertrag Im Jahr 1955 kommt es im Oberen Belvedere zur Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrags.

© beigestellt

AUSSTELLUNG ZUM JUBILÄUM

Anlässlich des dreihundertjährigen Jubiläums der Fertigstellung widmet sich das Haus nun seiner eigenen Geschichte. So thematisiert eine umfangreiche Ausstellung – die noch bis Jänner 2024 zu sehen ist – im Belvedere-Jubiläumsjahr 2023 die wechselnde Nutzung der barocken Schlossanlage und zeichnet die institutionelle Entwicklung des Belvedere als Museum nach. Sie macht das Belvedere als Schauplatz der Kunst über die Zeit anhand seiner Sammlungs- und Archivbestände für die Besucher:innen greifbar. Es stellt sich als Museum in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft vor.

EINE KRITISCHE HOMMAGE

In den Sammlungsbeständen spiegeln sich die wechselnden inhaltlichen Schwerpunktsetzungen der Institution wider. »Im Sinne einer kritischen Hommage nimmt die Ausstellung inhaltliche Schwerpunktsetzungen ebenso in den Blick wie das Verhältnis zu Publikum und Öffentlichkeit. Sie geht der Zirkulation von Objekten im Zuge von Museumsreformen nach, wie den politischen Verstrickungen in der Zeit des National-sozialismus, und thematisiert Raubkunst und spätere Restitutionen. Nicht zuletzt dokumentiert sie aber auch die vielfältigen Aktivitäten der Gegenwart«, erklärt dazu Co-Kuratorin Luisa Ziaja.

Historische Ansicht 1903 wurde im Unteren Belvedere die  »Moderne Galerie« eingerichtet.

© beistellt

Gustav Klimt Das Belvedere beherbergt die weltweit größte Gustav-Klimt-Gemäldesammlung.

© beigestellt

ZEITGENÖSSISCHE KUNST IM BELVEDEREGARTEN

Schon seit ihrer Öffnung für die Allgemeinheit werden die Gärten des Belvedere intensiv als Orte der Erholung und der Gemeinschaftlichkeit genutzt. Dabei sind sie selbstverständlich auch Orte der Kunst. Das umfangreiche zeitgenössische Skulpturenprojekt »Public Matters« ergänzt deshalb von Mai bis September 2023 das barocke Skulpturenprogramm. Ortsspezifisch entwickelte wie auch bereits existierende Arbeiten internationaler und lokaler Künstler:innen wie Renate Bertlmann, Louise Bourgeois, Verena Dengler, Carola Dertnig, Thomas Geiger, Dan Graham, Thomas Houseago, Iman Issa, Kapwani Kiwanga, Marko Lulić, Goshka Macuga, Hans Op de Beeck, Toni Schmale, Kateřina Šedá, Kara Walker, Lawrence Weiner, Franz West u. a. verbinden alle Gartenanlagen des Museums – vom -Ehrenhof des Unteren Belvedere und vom Kammergarten über die großen barocken Gärten des Oberen Belvedere bis hin zum modernistischen Skulpturengarten des Belvedere 21 – und machen diese als gewachsenes Ensemble wahrnehmbar. Eine umfangreiche Publikation mit Essays und Texten zu den gezeigten Werken begleitet das Projekt.

Reminder: Klimt. inspired by Van Gogh, Rodin, Matisse …

Noch bis 29. Mai 2023 folgt das Belvedere gemeinsam mit dem Van Gogh Museum in Amsterdam den Spuren zurück zu jenen Avantgardekünstler:innen, die Gustav Klimt, nachweislich beeinflussten. Die Ausstellung zeigt etwa 90 Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen von Gustav Klimt und Künstler:innen seiner Zeit. Generaldirektorin Stella Rollig dazu: »Es versteht sich, dass diese Präsentation aus neuen Erkenntnissen schöpft und mit einer Auswahl prachtvoller Werke besticht, die in Wien noch nie oder seit Jahrzehnten nicht mehr zu sehen waren. Wir sehen aber auch Klimt mit neuen Augen: als einen offenen und innovationsfreudigen Künstler, der andere Kunst studierte, aus seinen Quellen nie ein Geheimnis machte, neuen Strömungen stets neugierig gegenüberstand und deren Anregungen in seine Arbeit einfließen ließ.«

Public Matters Die Ausstellung zeitgenössischer Kunst im -Belvederegarten ist von Mai bis September 2023 öffentlich zugänglich.

© Estate Franz West

Erschienen in:

Falstaff LIVING Nr. 03/2023

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